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«Die Natur im Muotatal ist gewaltig»

«Die Natur im  Muotatal ist gewaltig» «Die Natur im  Muotatal ist gewaltig»

Sabrina Badertscher lebt auf dem Biohof Enzenen in Muotathal. Jeden zweiten Tag macht sie aus 100 Litern Schafmilch rund 18 Kilo Käse. Noch lieber als im Käsekeller ist sie jedoch draussen und spürt das Wetter auf der Haut.

von Manuela Gili Sidler*

Vor dem Haus liegt die Idylle: grüne Wiesen, Obstbäume, Trockensteinmauern, vereinzelte Bauernhöfe und ein wunderschöner Weitblick auf das Dorf Muotathal, das Tal Richtung Schwyz und die umliegenden Berge. Hinter dem Haus ragt wie eine senkrechte Wand das Felsband des Heubrig empor. «Ich habe mich an die Berge gewöhnt», sagt Sabrina Badertscher, die im flachen Berner Seeland aufgewachsen ist. Seit elf Jahren bewirtschaftet sie zusammen mit ihrem Lebenspartner – dem Muotathaler Peter Ulrich – den Milchschaf- Betrieb Enzenen auf 850 Meter über Meer. Dieser liegt im «Sunnehalb », das heisst auf der Seite des Tals, die auch im Winter Sonne hat. «Und kaum Nebel», ergänzt sie.

Alternative Wege

Die 36-Jährige wirkt wie eine durchtrainierte Langstreckenläuferin. Doch es ist nicht ein Sport, der sie körperlich fordert, sondern es sind ihre täglichen Aufgaben. Wenn sie ihre Tochter für den Kindergarten weckt, hat Sabrina Badertscher bereits die Mutschli und reifen Käselaibe im Keller gewendet und geschmiert. Ist die Kleine verabschiedet, verkäst sie jeden zweiten Tag die Schafmilch. In der verbleibenden Zeit zieht es die Mutter nach draussen. «Ich bin nicht gerne lange drin», erzählt sie. Oft fährt Sabrina Badertscher dann ins Bisistal, buckelt das Zaunmaterial, steigt einen steilen Hang hinauf und zäunt die nächste Weide für die Schafherde ein.

Die 16 ha Land des Biobetriebs sind über das ganze Gemeindegebiet von Muotathal verteilt.Deshalb werden die Schafe mit einem mobilen Melkstand auf den Weiden gemolken. «Wir ziehen unseren Schafen hinterher», erklärt Sabrina Badertscher.Zum Melken werden die Schafe mit ein wenig Kraftfutter angelockt, ansonsten fressen sie ausschliesslich Gras und Heu. Das Kraftfutter setzt sich aus Nebenprodukten der Lebensmittelindustrie zusammen – zum Beispiel Zuckerrübenschnitzel, Leinkuchen oder Weizenkleie. Sabrina Badertscher und Peter Ulrich ist es wichtig, dass ihre Tiere keine Nahrungsmittel für Menschen fressen, deshalb halten sie ihre rund 70 Milchschafe und 80 Lämmer nach dem Motto «feed no food». Auch beim Herdenschutz hat sich das Paar für ein noch wenig bekanntes Modell entschieden: Vier Lamas schützen die Schafe.

Wetterfest «Ich spüre gern das Wetter»,erzählt Sabrina Badertscher. Egal ob Heuen bei Sonne oder Zäunen und Weidepflege bei Regen – Hauptsache draussen.Dort fühlt sie sich frei. So erstaunt es auch nicht, dass sie ihren Lebenspartner in Neuseeland kennengelernt hat bei einem Sprachaufenthalt, der mit einem Arbeitseinsatz auf einer Farm gekoppelt war. Nach der Ferne weiss sie die Heimat zu schätzen: «Die Natur im Muotatal ist gewaltig, und im Grunde leben wir in einer heilen Welt.»

* Manuela Gili Sidler arbeitet für Schwyz Tourismus und ist zuständig für Medien und Kommunikation

Im Gebiet Enzenen prägt das Felsband die Landschaft.

Bilder Manuela Gili Sidler

Sabrina Badertscher mit einem der vier zum Biohof gehörenden Hasen.

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