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Unterwegs mit dem Hüter der Wildtiere

Unterwegs mit dem  Hüter der Wildtiere Unterwegs mit dem  Hüter der Wildtiere

Markus Raschle achtet darauf, dass die Menschen ihre Grenzen respektieren und das eidgenössische Jagdbanngebiet Mythen nicht übernutzt wird. Oft an seiner Seite dabei ist die Hündin Bonny.

von Manuela Gili Sidler*

Seit fünf Jahren sind sie ein Team. Sie leben zusammen, arbeiten zusammen und fahren zusammen mit dem Wohnmobil ans Meer: der fünfjährige Bayrische Gebirgsschweisshund und der 52-jährige Wildhüter. Heute steigen sie vom Mythenbad kommend den letzten Steilhang zur Holzegg hinauf. Er schnauft, sie tänzelt leichtfüssig an der Leine voraus. Der wunderbare Blick auf den Fronalpstock, auf Brunnen und den Vierwaldstättersee kümmert sie nicht. Es ist 7.30 Uhr morgens und für Markus Raschle keineswegs früh. Er steht regelmässig nachts im Gelände, um mit der Wärmebildkamera Rothirsche zu zählen. Oder er wartet getarnt im Gehölz, bis die Birkhähne im frostigen Morgengrauen ihre Balztänze beginnen. Oder er wird nachts zu einem Verkehrsunfall mit Wildtieren aufgeboten und macht am Morgen mit Bonnys Hilfe die Nachsuche, um ein angefahrenes Wildtier von seinem Leiden zu erlösen.

Wildtiere brauchen Ruhe

«Ich weiss stets, wie viele Tiere ungefähr im Gebiet sind», erzählt der Wildhüter mit eidgenössischem Fachausweis. Im Hang unter der Holzegg Richtung Brunni sind es an diesem Morgen 15 einjährige Gämsen. Die meisten des Rudels liegen gemütlich im Gras. Einige fressen. Zwei tragen einen kurzen Kampf um die Rangordnung aus. Wer die Augen vom Hang hebt, dessen Blick wird durch das Alptal auf Einsiedeln gelenkt. Bonny weiss, dass sie keinen Mucks machen darf, und sie hält sich brav daran. Trotzdem bleibt sie nicht unbemerkt: Die Gämsen stehen gemütlich auf und ziehen ruhig weiter.

«Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Hunde angeleint sind», erklärt Markus Raschle. In den Jagdbanngebieten geht es heute nicht mehr in erster Linie darum, die Wildtiere vor menschlichen Jägern zu schützen. Im Vordergrund steht zu verhindern, dass die Freizeitaktivitäten der Menschen den Lebensraum der Wildtiere zerstören und sie von ihren letzten Rückzugsorten vertreiben. Deshalb ist zum Beispiel im Wildtierschutzgebiet rund um die Mythen das Zelten und das Abfliegen und Landen mit Gleitschirmen verboten.

Gämse als Fotomodell

Auf dem Weg Richtung Zwüschet-Mythen pfeift plötzlich ein Vogel aufdringlich. Doch was wie ein Vogelpfiff klingt, ist der Warnschrei eines Murmeltiers. «Der Aufpasser» hat seinen Wachdienst gut erfüllt und warnt den im Bau verbliebenen Familienverband vor Wanderern. Er ist von blossem Auge erkennbar, aber mit dem Feldstecher kann man ihn besser beobachten. Mit dem Fernrohr des Wildhüters und der 70-fachen Vergrösserung blickt man schon fast unanständig in die Privatsphäre des Murmeltiers: Es hat sich in der Zwischenzeit wieder beruhigt und lässt sich von einem zweiten necken.

«Der Mythenbann ist ein Juwel.Wer auf den Wegen bleibt und sich Zeit nimmt, kann Tiere in ihrem natürlichen Umfeld beobachten», sagt Markus Raschle. Und wie um seine Worte zu bestätigen, posieren ein paar Minuten später einige Gämsen vor dem Foto-Apparat, während Bonny das Geschehen still aus sicherer Distanz beobachtet.

* Manuela Gili Sidler arbeitet für Schwyz Tourismus und ist zuständig für Medien und Kommunikation.

Markus Raschle beobachtet einen Gamsbock an der Rämsisiten, während Bonny wartet.

Bilder Manuela Gili Sidler

Die Gämsen haben den Wanderweg überquert und ziehen Richtung Grosser Mythen weiter.

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