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Junge Einsiedler über Kloster, Religion und die Zukunft der Kirche

Junge Einsiedler über Kloster, Religion  und die Zukunft der Kirche Junge Einsiedler über Kloster, Religion  und die Zukunft der Kirche

Einmal einen Mönch über sein Leben ausfragen! Das hat die vierte Klasse im Schulhaus Nordstrasse im Religionsunterricht getan. Zu Gast war Pfarrer Basil Höfliger.

Mitg. Das Benediktinerkloster in Einsiedeln ist in der ganzen Schweiz ein sehr bekannter Ort. Viele Jahrhunderte prägte es das Leben und Geschichte. Wie schaut es heute aus? Spielt der bekannteste Wallfahrtsort der Schweiz auch morgen noch eine Rolle? Wie lebt es sich als Mönch? Was dürfen die Benediktiner tun – und was nicht? Solche und andere Fragen stellten die Viertklässler des Schulhauses Nordstrasse dem Einsiedler Pfarrer und Benediktiner Pater Basil Höfliger. Das Gespräch über Kloster, Klosterleben, Mönchsein und über die Religion in der Zukunft hat die Religionslehrerin Inna Praxmarer zusammengefasst. Was hat euch am meisten von dem beeindruckt, was ihr von Pater Basil gehört habt? Wir haben erfahren, dass die Mönche nichts besitzen dürfen. Alles, was sie verdienen oder was sie bekommen, müssen sie abgeben. «Das hat auf mich Eindruck gemacht: Dass erwachsene Menschen aus dem Geld, das sie selber verdient haben, nichts kaufen oder für sich sparen dürfen », sagt Livio Kälin. «Für mich war interessant zu hören, dass die Mönche Tiere haben dürfen. Ich bin selber eine Tierliebhaberin und ich finde es schön, dass die Menschen, die ihr Leben hinter den Klostermauern verbringen und sich von weltlichen Sachen distanzieren müssen, dann doch auf die Tiere nicht verzichten », sagt Bianka Ulrich.

«Ich habe früher gedacht, dass Mönche wenig wissen vom Leben ausserhalb der Klostermauern. Aber Pater Basil hat gesagt, dass viele Menschen Rat im Kloster suchen; viele kommen mit ihren Problemen und Schwierigkeiten, bitten um Gespräche und um Rat. Die Klosterbrüder können so ins Leben von anderen hineinschauen und kennen so auch unsere Probleme sehr gut», sagt Patrick Schalcher. «Für mich war ungewöhnlich, dass die Mönche nicht ihren Geburtstag feiern, sondern den Namenstag. Hm – ein Leben ohne Geburtstagsparty finde ich nicht so toll», sagt Noé Schuler. «Mir ist noch eingefallen, dass man als Mönch seinen Namen ändern muss», wundert sich Jack Andermatt. «Das ist für mich erstaunlich, weil man sich an seinen Namen gewöhnt hat und dann plötzlich heisst man ganz anders. »

Was würde euch am meisten Mühe bereiten?

«Ich kann mir mein Leben ohne meine Familie nicht vorstellen. Und ein Mönch darf keine eigene Familie haben, weil die Klostergemeinschaft seine Familie ist. Ich denke, ich könnte so nicht leben. Ich vermute, ich würde mich sehr einsam fühlen», sagt Lukas Steiner. «Ja, genau, Familie ist mir auch sehr wichtig, ich will eine Familie gründen und Kinder bekommen. Wenn ich sterbe, bleibt nach mir sonst gar nichts mehr», bilanziert Senay Sirak Tekie.

«Pater Basil sagte, dass die Mönche sehr viel beten müssen. Mindestens drei Stunden am Tag. Für mich wird es viel zu viel. Jeden Tag mehr als drei Stunden! Könnt ihr euch das vorstellen? », fragt Georg Gyr. Und das sei noch nicht alles: Die Mönche dürfen beim Essen nicht reden. Es wird etwas vorgelesen. Nur am Sonntag und an grossen Feiertagen würde eine Ausnahme gemacht!

Auf die Frage, ob man heutzutage immer noch Menschen wie Pater Basil braucht, Menschen, die ihr Leben Gott und den Menschen widmen, haben alle Schüler klar Ja gesagt. Die Schüler machten darauf aufmerksam, dass Gottesdienstbesucher darunter leiden könnten, wenn es plötzlich keine Priester mehr gäbe. Wegen der Covid- Pandemie konnten die Schüler selbst erfahren, wie schnell sich alles ändern kann. Vielleicht war es dieser Grund, dass die ganze Klasse gesagt hat, in diesem Jahr sehr wenig in der Kirche gewesen zu sein. Allerdings fehlen ihnen diese Kirchenbesuche; in Zukunft würden sie dies vermehrt nachholen. Wie wird es eurer Meinung nach in zehn bis zwanzig Jahren mit Kloster, Kirche und Religion insgesamt aussehen? «Ich denke, dass es gleich bleibt», mutmasst Senay. «Die Menschen werden immer an Gott glauben. Aber alle an ihren Gott. Christen und Muslime werden immer noch Feinde sein.» Patrick hingegen ist anderer Meinung: «Ich glaube, dass wir schon bald nur noch ein Gebetshaus haben werden, in welchem alle Religionen unter einem Dach sind und in dem alle Gläubige zu ihrem Gott beten können.» Bianka wiederum erwartet, dass «die Kirche mehr und mehr an Bedeutung verlieren wird. Weil die Menschen sich doch nicht so viel mit Gott beschäftigen.» Ben Kälin teilt diese Meinung: «Früher haben Menschen viel mehr an Gott geglaubt, und die Kirche hat sehr viel Macht gehabt. Jetzt ist das nicht mehr so. Und in Zukunft wird es noch weniger Gläubige geben und noch weniger Menschen werden eine Kirche brauchen. » «Meiner Meinung nach wird in Zukunft die Kirche, wie wir sie jetzt kennen, nicht mehr existieren », meint Noé. «Ich bin überzeugt, dass eine virtuelle Kirche ihren Platz einnimmt. Eine Kirche, die man zu Hause auf einem grossen Monitor öffnen und in die man wie bei einer Videokonferenz eintreten kann. Man klickt, ob man teilnehmen will oder nicht.» «Ja», sagt Aldro Fernando, «ich bin mir sicher, dass die Kirche der Zukunft in einer virtuellen Realität ihren Platz finden wird. Man wird verschiedene virtuelle Räume dafür benutzen, um zu beten oder mit Gläubigen über Gott zu sprechen.» «Ich weiss nicht, wie es in der Zukunft sein wird. Ich bin keine Hellseherin», quittierte das Ganze Leonie Lang.

Mit Pfarrer Basil Höfliger in die Gegenwart und Zukunft der Kirche geschaut: Die Schüler der 4. Klasse Nordstrasse. Foto: Franz Kälin

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