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Zuviel von Zuwenig

Zuviel von Zuwenig Zuviel von Zuwenig

ZWISCHENLUEGETEN 3

ERNST FRIEDLI

Wenn wir immer wüssten, was auf uns zukommt, wären wir schon gescheiter, bevor es nötig ist. Die momentane Lage der Nation führt uns auch das vor Augen.

Es sind noch keine zwei Monate her, da waren Schutzmasken Mangelware. Experten lieferten sich im Fernsehen und in heimischen Polstergruppen hitzige Debatten, ob und warum Schutzmasken nützlich sein könnten, wenn man sie bloss hätte. Und jetzt, ein paar Wochen später, ertrinkt unsere Heimat bereits in 250 Millionen Schutzmasken, welche seit April aus aller Herren Länder importiert wurden Die Masken-Lager quellen über, trotzdem sind noch weitere 90 Millionen bestellte Masken unterwegs zu uns, wo sie aber vorwiegend nicht getragen werden.

Der Mundschutz scheint noch nicht bei allen Schweizern ins Gefahrenbewusstsein vorgedrungen zu sein. Klärli und ich können das gut verstehen, denn auch wir maskieren uns nicht gern. Ich habe da nämlich sofort ein Gefühl von Äther, Jod und Gazetupfer, was zu einem unbeschwerten Frühlingstag nicht wirklich passt.Wir halten lieber doppelten Abstand. Sollten aber die Touristen aus den Maskenlieferantenländern demnächst wieder in Luzern fotografieren kommen, könnte man ihnen wort- und kostenlos ein Ricola und eine Kurpackung Schutzmasken abgeben. Die fremden Gäste würden sich willkommen fühlen, und wir könnten die gehamsterten Importwaren über die Tourismusförderung abbuchen. So würde aus der Lagernot der Notlager problemlos eine echte Schweizer Tugend.

* Ernst Friedli, 64, seit 31 Jahren verheiratet mit Klärli, geborene Schönbächler. Nichtraucher und Sachbearbeiter im Rathaus, steht unter Amtsgeheimnis. Macht sich in der Freizeit Gedanken zur Weltlage und schlägt kostenlos denkbare Lösungen vor.

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