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«Auswirkungen auf die Qualität können derzeit nicht beantwortet werden»

«Auswirkungen auf die Qualität können  derzeit nicht beantwortet werden» «Auswirkungen auf die Qualität können  derzeit nicht beantwortet werden»

Der Bezirk Einsiedeln hat den Leistungsumfang des Rettungsdienstes gestutzt. Spitaldirektor Michael Mehner erläutert die Umstände und die Folgen.

VICTOR KÄLIN

In der letzten Ausgabe unserer Zeitung informierte der Bezirk Einsiedeln, dass er im Bestreben, den Rettungsdienst kostengünstiger organisieren zu können, die bisherige Leistungsvereinbarung aufgelöst und durch eine neue ersetzt hat.

Betrieb ist defizitär

Der Rettungsdienst hat für 2018 und 2019 ein Defizit von 80’000, respektive 170’000 Franken ausgewiesen. Der neue Spitaldirektor Michael Mehner ortet einen ersten Grund im Rückgang der Erträge – weil die Sekundärfahrten, also die Fahrten ohne Blaulicht, rückläufig sind. Die Primärfahrten, Ausrücken mit Blaulicht, blieben hingegen stabil. Einen zweiten Grund findet sich gemäss Mehner im Arbeitszeitgesetz. Es verlangt, dass Personal, das in der Nacht im Spital Dienst leisten muss (also auch Bereitschaftsdienst), Anspruch darauf hat, dass diese Zeit als Arbeitszeit gerechnet werden muss. Gemäss Mehner kann das Spital diese Defizite nicht übernehmen. In der Folge müsste der Beitrag des Bezirks Einsiedeln und jener des Bezirks Schwyz in der Grösse des Fehlbetrags erhöht werden.

Stellt sich die Frage, ob der Rettungsdienst Einsiedeln grundsätzlich zu teuer aufgestellt ist? Michael Mehner verweist auf ein generelles Problem aller Rettungsdienste: Es ist die Vorhalteleistung, beziehungsweise der Bereitschaftsdienst, welcher die hohen Kosten verursacht. Wenn der Beitrag der beiden Bezirke Einsiedeln und Schwyz durch die abgedeckten Bevölkerungszahl (rund 20’000 Menschen) dividiert wird, resultiert ein Prokopfbeitrag von 41 Franken. Könnte der Beitrag der Bezirke durch eine Bevölkerungszahl von 200’000 Menschen geteilt werden (wie zum Beispiel im Bezirk Horgen), schrumpft der Prokopfbeitrag auf noch gut vier Franken.

Abgang nicht mehr ersetzen

Welche Auswirkungen auf das Personal sieht der neue Spitaldirektor? «Der Bezirk hat wegen den hohen Kosten pro Kopf entschieden, den Beitrag nicht zu erhöhen. Als alternative Lösung übergibt der Bezirk mit der Leistungsvereinbarung 2020 dem Rettungsdienst den Auftrag, das Budget einzuhalten, also die Kosten von etwa 150’000 einzusparen. Das ist», so Mehner, «nur möglich mit der Reduktion des Personalaufwands.» Der Zufall kam dem Spital entgegen, da ein Mitarbeiter den Rettungsdienst verlässt. Diese Stelle wird jetzt nicht mehr besetzt. Zudem kann auf Überstunden verzichtet werden. Damit, so die Erwartung am Spital Einsiedeln, sollte das Budgetziel erreicht werden können. Neuregelung ab dem 1. Juni

Die Massnahmen werden ab dem 1. Juni umgesetzt. So werden im Tagdienst nicht mehr zwei Rettungswagen und damit vier Rettungssanitäter in Bereitschaft stehen, sondern noch drei Rettungssanitäter: zwei Mitarbeitende für den einzigen Rettungswagen und ein Mitarbeiter für das Notfalleinsatzfahrzeug, das auch mit Blaulicht und dem notwendigen Material ausgerüstet ist. Dieser Rettungssanitäter kann alleine zwar erste Notmassnahmen vor Ort leisten, kranke oder verunfallte Personen jedoch nicht ins Spital bringen. Stattdessen muss er zuwarten, bis der bereits ausgerückte Rettungswagen wieder frei ist, bis ein Rettungswagen aus Lachen oder die Rega kommen wird.

Verschlechtert sich der gute Service?

Obwohl im Einzugsgebiet des Rettungsdienstes immer wieder recht weite Fahrstrecken zu bewältigen sind, waren die Equipen in 98 Prozent der Fälle in weniger als 15 Minuten vor Ort. Wenn ein zweiter Rettungswagen ausrücken könne, sei dies selbstverständlich von Vorteil, erklärt Michael Mehner. Wie sich das neue Regime mit nur noch einem Rettungswagen auf die Qualität des Rettungsdienstes auswirkt, «kann derzeit niemand abschliessend beantworten».

«Nur möglich mit der Reduktion des Personalaufwands»: Spitaldirektor Michael Mehner zu den Auswirkungen der neuen Leistungsvereinbarung mit dem Bezirk Einsiedeln.

Foto: Archiv EA

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