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«Kinder von Risikopatienten könnten im Internat wohnen»

«Kinder von Risikopatienten könnten  im Internat wohnen» «Kinder von Risikopatienten könnten  im Internat wohnen»

Nun füllen sich die Schulen wieder: Gestern haben Kindergärten, Primar- und Oberstufenschulen wieder ihren Betrieb aufgenommen. Zum Start des Untergymnasiums steht Johannes Eichrodt, Rektor der Stiftsschule Einsiedeln, Red und Antwort.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie ist gestern der Schulstart an der Stiftsschule Einsiedeln über die Bühne gegangen? Alles bestens! Mir sind viele Schüler über den Weg gelaufen, die sich sehr glücklich zeigten, dass sie endlich wieder in die Schule gehen dürfen. Wir haben am Montagmorgen extra die Türen zum Schulhaus offen gelassen zum Empfang der Schüler, auf dass diese gar nicht erst in Berührung mit der Türfalle kommen. Ich habe weder Schüler noch Lehrer mit Masken angetroffen.

Sind gestern an der Stiftsschule Lehrer ausgefallen, die als Risikopatienten ihren Dienst nicht antreten können? Nein, gar keine. Und wenn es nun in den kommenden Wochen dazu kommen sollte, dass bei uns Lehrer für den Präsenzunterricht ausfallen würden, könnte immer noch ein Fernunterricht angeboten werden. Abgesehen davon sind wir ja eine Tagesschule: Damit keine Lücke entsteht, haben wir so oder so Stellvertreter, die für ausfallende Lehrer zum Einsatz kommen. Gab es heute Morgen Schüler, die aus Angst vor dem Coronavirus nicht in die Schule gekommen sind?

Nein, alle sind gekommen. Wir bewilligen Dispensation vom Schulbesuch in Ausnahmefällen auf Wunsch der Eltern, wenn diese Risikopatienten sind und Angst davor haben, dass sie von ihren Kindern angesteckt werden könnten. Wir würden dann den Fernunterricht parallel zum Präsenzunterricht weiterhin aufrechterhalten. Wir bieten aber auch eine andere, gute Lösung an: Kinder von Risikopatienten- Eltern könnten bei uns vorübergehend im Internat unterkommen und über das Wochenende zu Kollegen nach Hause gehen: Auf diese Weise könnte eine mögliche Ansteckung der Eltern verhindert werden. Findet die Aufnahmeprüfung ans Langzeitgymnasium am 19./20. Mai statt? Diese findet definitiv statt – mit je 15 Kindern und einer Aufsicht im Raum, sodass die Abstände eingehalten werden können. Prüfungsfrei können dieses Jahr Schüler ab einem Notendurchschnitt von 5,3 ins Langzeitgymnasium übertreten: Wegen des Coronavirus haben wir den notwendigen Notendurchschnitt um 0,4 Punkte gesenkt. Zur Aufnahmeprüfung zugelassen sind wie immer alle Kinder, die einen Notendurchschnitt zwischen 4,75 und 5,29 haben. Welche räumlichen und organisatorischen Massnahmen haben Sie getroffen für den heutigen Schulstart?

Wir haben an vielen Orten Handhygienestationen aufgebaut, lüften die Klassenzimmer regelmässig und sorgen dafür, dass die Abstände eingehalten werden. In der Mensa wird gestaffelt gegessen, auch hier sollen die Abstände eingehalten werden. Die Selbstbedienung haben wir aufgehoben. Den Turnunterricht halten wir nach Möglichkeit draussen ab statt drinnen in der Sporthalle. Einen Schwimmunterricht gibt es bei uns nicht.

Rechnen Sie damit, dass am 8. Juni der Schulbetrieb am Gymnasium wieder aufgenommen wird?

Der Bundesrat wird diesbezüglich am 27. Mai eine Entscheidung treffen. Wir hoffen natürlich sehr, dass für die dritten bis fünften Klassen unseres Gymnasiums am 8. Juni der Start des Schulbetriebs erfolgen mag. Falls dem nicht so wäre, würden wir einfach den Fernunterricht wie bis anhin weiterführen. Das wäre nicht ideal, weil ein Fernunterricht den normalen Präsenzunterricht naturgemäss nicht vollumfänglich ersetzen kann.

Wird die schriftliche Maturaprüfung vom 25. bis 29. Mai abgehalten?

Klar ist, dass die mündliche Maturaprüfung heuer wegen der Corona- Pandemie ausfällt. Hingegen gibt es eine schriftliche Maturaprüfung, nachdem dies der Kanton Schwyz so entschieden hat: Definitiv geht die schriftliche Maturaprüfung zwischen den 25. und dem 29. Mai über die Bühne – und zwar ausnahmsweise in der Sporthalle. In dieser Halle haben wir die Möglichkeit, für einen ausreichenden Abstand zwischen den Maturanden zu sorgen. Kommt der gestrige Schulstart am Untergymnasium zu früh oder zu spät? Ich finde den Termin des Schulstarts von gestern genau richtig: Er entspricht einem goldenen Mittelweg und einer vernunftbasierten Kalkulation. Ein früherer Start wäre mit einem Risiko verbunden gewesen. So wie die Entwicklung mit dem Coronavirus verläuft, gab es auch wenig Gründe, noch länger mit dem Schulstart zuzuwarten.

Johannes Eichrodt ist Rektor der Stiftsschule Einsiedeln und in dieser Funktion auch für das Untergymnasium verantwortlich.

Foto: zvg

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