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Schwyzer Maturanden wollen keine Prüfung ablegen

Schwyzer Maturanden wollen  keine Prüfung ablegen Schwyzer Maturanden wollen  keine Prüfung ablegen

Trotz Corona-Pandemie sollen in weniger als drei Wochen über 400 Maturandinnen und Maturanden ihre schriftlichen Prüfungen ablegen. Dagegen wehren sich nun 73 Prozent der Betroffenen.

PATRIZIA BAUMGARTNER

Letzte Woche publizierte der Schwyzer Erziehungsrat seinen Entscheid, dass die Maturaprüfungen aufgrund der Corona-Pandemie ausschliesslich schriftlich abgehalten werden; auf die mündlichen Prüfungen wird in diesem Jahr verzichtet (wir berichteten).

Dieses Vorhaben stösst bei den 423 Betroffenen auf keine Gegenliebe. Die Maturanden des Kantons Schwyz haben dem Erziehungsrat jetzt ein Protestschreiben zukommen lassen. Unterzeichner sind die Maturanden aller Gymnasien und Kantonsschulen Ausserschwyz, Einsiedeln, Immensee und Schwyz. Die angehenden Maturae erklären sich betreffend ungleicher Behandlung, dem Leistungsnachweis, ihrer Gesundheit und der Rekursmöglichkeiten. Im Schreiben wird erwähnt, dass die Zustimmung unter allen Maturanden des Kantons Schwyz 73 Prozent betrage. Diese Zustimmung wurde mittels Doodle-Umfrage erhoben, teilt Stiftsschüler Nicolas Gubser aus Bäch mit.

Matura 2020 ist nicht vergleichbar Im dreiseitigen Schreiben beziehen die Maturanden Stellung, wieso sie gegen die Durchführung der schriftlichen Matura sind. Man wolle einen öffentlichen Diskurs starten, denn es sei «nicht fair, wenn über zwei Drittel der Schweizer Maturanden die schriftliche Prüfung nicht absolvieren müssen, wir hingegen dazu verpflichtet werden». Es brauche eine schweizweit einheitliche Lösung, um die Vergleichbarkeit der Matura 2020 zu gewährleisten. Es heisse schliesslich «eidgenössische» Matura, betont Gubser.

«Führt man die schriftlichen Prüfungen im Kanton Schwyz trotzdem durch, entsteht ein unseliger Abschluss-Flickenteppich. » Zudem hätten die Maturanden der Kantone ohne Maturaprüfungen mehr Zeit für die Vorbereitung auf universitäre Eignungstests wie Numerus Clausus oder Sportprüfungen. «Wir möchten darauf hinweisen, dass wir es nicht als Chance erachten, unsere Kompetenzen nochmals zeigen zu dürfen, da wir diese schon seit vier bis sechs Jahren unter Beweis stellen », schreiben sie weiter. In dieser Zeit hätten die Mittelschüler ihre Fähigkeiten genügend unter Beweis gestellt.

Ein Problem stelle sich auch betreffend der bisherigen Leistungen. «Schüler mit identischen Vornoten könnten in verschiedenen Kantonen unterschiedliche Maturitätsentscheide erhalten.» Ausserdem sei die Lernfähigkeit der einzelnen Prüflinge nicht individuell überprüfbar: «Diese ist in Zeiten von Homeschooling nicht gleich, sei es wegen mangelnder Technik, anspruchsvollen Familienverhältnissen oder Ähnlichem.» Das sei ein weiterer Verlust an Fairness.

Prüfungen «nicht nötig» Nicht zuletzt gesundheitliche Bedenken finden Eingang in die Überlegungen: Einige Schüler oder deren Familienmitglieder seien Risikopatienten, die sich an einer Prüfung einer «grossen Anzahl an potenziellen Virenverbreitern » nicht unnötig aussetzen wollen. Diese «Lebensgefahr » sei mit der Absage der BMS- und LAP-Prüfungen anerkannt. In der Stiftsschule Einsiedeln und im Gymnasium Immensee fänden die Prüfungen zudem in einem Trakt eines Klosters statt, wo sich viele Hochrisikopatienten tummeln.

Als letztes Mittel drohen die Maturanden mit dem Rekurs: «In Anbetracht der aussergewöhnlichen Durchführung der schriftlichen Matura scheint es uns unmöglich, dass bei Nichtbestehen der Prüfung kein Rekurs eingelegt wird.» Den Schülern unter diesen Umständen die Maturität zu verwehren, sei wenig praktikabel, deshalb seien die Prüfungen auch nicht nötig.

Zuletzt möchten sie sich nicht «auf das Wort von anonymen Experten verlassen, die Prüfung freundlich zu korrigieren». Die Maturanden betonen, dass sie sich nicht vor der Prüfung drücken wollen. Es gehe ihnen darum, ihre «berechtigten Bedenken » zu äussern. Sie bitten den Vorsteher des Bildungsdepartements, «eine Revision des Entscheids in Betracht» zu ziehen und fragen nach einer baldigen Stellungnahme, denn die schriftlichen Prüfungen sollen bereits am 25. Mai starten.

Maturazeugnis ohne Abschlussprüfung? Nach Absage der mündlichen Tests wollen über 400 Maturanden in diesem Kanton auch nicht zur schriftlichen Prüfung antreten.

Foto: Patrizia Baumgartner

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