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Gebremste Gastlichkeit

Gebremste Gastlichkeit Gebremste Gastlichkeit

Nächsten Montag dürfen Restaurants in Einsiedeln wieder ihre Türen öffnen – mit Corona-Einschränkungen

Zwei Meter Abstand zwischen den Tischen. Maximal vier Leute am Tisch. Möglicherweise Trennwände und -scheiben. Die Vorgaben des Bundesrats sind vielfältig, um eine Wiedereröffnung von Restaurants zu ermöglichen. Wie kommen Wirte damit zurecht? Ein Augenschein.

WOLFGANG HOLZ

Auf den ersten Blick sieht es im Restaurant Walhalla in Einsiedeln im Gastraum wie kurz vor der Sperrstunde aus. Einige Stühle sind auf den Tischen aufgestuhlt. Einige stehen an den Tischen – die allerdings quer platziert sind. An einer Wand lehnt eine grössere Plexiglasscheibe. «Perestrojka» der gastronomischen Art. «Aufwand hält sich in Grenzen»

«Wir haben eigentlich keine so grossen Probleme, die Vorgaben des Bundesrats für die Corona- Schutzmassnahmen in unserem Restaurant umzusetzen – der Aufwand hält sich in Grenzen », sagt Heinrich Kälin, Inhaber des Lokals gegenüber dem Bahnhof. Zum einen gebe es schon jetzt Holztrennwände zwischen einzelnen Bereichen im Lokal. Zum anderen existiere genügend Spielraum, um weitere geforderte Massnahmen umsetzen zu können.

In der «Walhalla» haben sich Heinrich Kälin, Ehefrau Sandra und Wirt Hubert Kälin konkret dafür entschieden, jeweils einen Tisch freizulassen, damit genügend Platz – sprich: die geforderten zwei Meter Abstand – zwischen den Tischen entsteht. Auch haben maximal vier Personen Platz an einem Tisch – was jeweils durch die Anzahl von Gedecken für den Gast signalisiert wird. An einer Stelle, wo im Gastraum zwei Tische unmittelbar aneinander grenzen, soll eine Plexiglasscheibe für die nötige Sicherheit vor Ansteckung sorgen. Vierer- und Zweier-Gruppen

So weit so gut. Doch damit sind noch längst nicht alle Probleme gelöst. Denn Wirt Hubert Kälin kann nicht automatisch mit 34 Gästen im Lokal rechnen – was etwa nur rund der Hälfte der sonstigen möglichen Besucherzahl von 75 Gästen bei normaler Bestuhlung entspricht. «Das hängt nämlich ganz davon ab, wie viele Vierer-Gruppen, Zweier- Gruppen und wie viele Einzelpersonen bei uns zum Mittagessen kommen», erklärt der «Walhalla »-Wirt. Denn wenn eine Vierer- Gruppe das Lokal besucht, ist ein Tisch voll besetzt. Wenn eine Zweier-Gruppe zum Essen erscheint aber auch. «Denn wir dürfen aufgrund der Schutzmassnahmen nicht Leute einfach an einen Tisch dazusetzen », sagt der 55-Jährige. Wenn nur Zweiergruppen ins «Walhalla » kommen, könne man maximal 18 Personen bewirten.

Das wird sich natürlich auf die Umsätze bemerkbar machen – und die sind ja durch den bis zur Wiedereröffnung der Restaurants am 11. Mai fast zwei Monate dauernden «Lockdown» sowieso schon im Keller. «Wir haben einen Umsatzeinbruch von rund 50 Prozent zu verzeichnen», berichtet Heinrich Kälin von der Corona-Front. Keine Miete, mit Metzgerei

Wobei es der 63-Jährige im Vergleich zu anderen Gastrobetrieben noch gut hat, weil er seine Metzgerei wenigstens stets weiterbetreiben konnte und zudem keine Miete bezahlen muss. «Die Grundkosten bleiben aber trotzdem gleich, und die Verluste schlagen sich ja auch aufs Einkommen nieder», so Heiri Kälin. In der «Walhalla» sind insgesamt 18 Personen beschäftigt, davon befinden sich derzeit noch sechs in Kurzarbeit. Und die ganzen Lieferungen an die rund 20 Gastrobetriebe seien ausgefallen, welche das «Walhalla » normalerweise mit Wurst und Fleisch bestückt. «Wir sind aber zufrieden, es geht anderen noch schlechter», resümiert Kälin. Diese Lieferbeziehungen müssten nun alle wieder hochgefahren werden.

Grundsätzlich positiv Auf jeden Fall zeigen sich die Kälins froh, dass nun wieder ein Stück weit Normalität in den Gastrobetrieb einkehrt. «Wir werden versuchen, mit den neuen Bedingungen zu leben und das Beste daraus zu machen – auch wenn es nicht wirklich wirtschaftlich ist», sagt Wirt Hubert Kälin. Dabei zeigt er sich optimistisch, was das Mittagessen-Business anbelangt – weil viele Arbeiter und Handwerker ab 11. Mai nun wieder in Restaurants zum Essen gehen könnten.

«Was den Abendbesuch in unserem Restaurant angeht, denke ich, wird die Nachfrage am Anfang eher verhalten und vorsichtig sein – vor allem bei Personen über 65», so der «Walhalla »-Wirt. «Wir können aber froh sein, dass wir schon eine einheimische Stammkundschaft haben.»

Auch Servicepersonal hält Abstand

Wobei im «Walhalla» nicht nur darauf geachtet werde, dass die Gäste genügend Sicherheitsabstand voneinander beim Essen haben – auch das Servicepersonal achte bei der Essensausgabe auf genügend «Reichweite», so Kälin. Notfalls könne man auch noch kleine Tischchen zum Platzieren der servierten Menüs aufstellen.

Personal mit Mundschutz?

«Ob das Personal Mundschutz tragen muss, wissen wir noch nicht definitiv, die detaillierten Abklärungen zwischen dem Gastroverband und dem Bundesrat erfahren wir erst gegen Ende der Woche.» Lieber wäre es Kälin natürlich, wenn das Servicepersonal darauf verzichten darf.

«Wir haben einen Umsatzeinbruch von rund 50 Prozent zu verzeichnen.»

Heinrich Kälin, «Walhalla»-Inhaber

«Wir können aber froh sein, dass wir schon eine einheimische Stammkundschaft haben.»

Hubert Kälin, «Walhalla»-Wirt

Ein Tisch besetzt, ein Tisch frei und, wo nötig, noch eine Plexiglasscheibe: Heinrich und Sandra Kälin im umgebauten «Walhalla»-Gastraum.

«Wir sind froh, dass wir wieder aufmachen können», «Walhalla»-Inhaber Heiri Kälin (links) und Wirt Hubert Kälin. Fotos: Wolfgang Holz

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