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Talentschmiede für Schweizer Skigrössen

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Regionales Leistungszentrum Hoch-Ybrig äusserst erfolgreich unterwegs

Das regionale Leistungszentrum Hoch-Ybrig ist aktuell mit so vielen Fahrerinnen und Fahrern in Kadern von Swiss-Ski und im nationalen Leistungszentrum Mitte vertreten wie noch nie in der 18-jährigen Vereinsgeschichte.

KONRAD SCHULER

Sechs Athletinnen und Athleten figurieren für die nächste Saison in einem Kader von Swiss-Ski und fünf Athletinnen und Athleten in einem Kader des nationalen Leistungszentrums Mitte. Das hat es in der Geschichte des kleinen Regionalverbandes, dem Zürcher Skiverband, noch nie gegeben.

Sieben dieser insgesamt elf alpinen Skisportlerinnen und Skisportler sind in den Kaderlisten, die in der letzten Woche veröffentlicht wurden, dank ihrer Leistungen im letzten Winter zumindest um eine Stufe nach oben befördert worden. Ebenfalls sieben der insgesamt zwölf Athletinnen und Athleten, die schweizweit aus nationalen Leistungszentren oder Regionalverbänden den Sprung in ein nationales Kader von SwissSki geschafft haben, stammen aus dem Einzugsgebiet des regionalen Leistungszentrums Hoch-Ybrig (RLZ Hoch-Ybrig). Von acht Skiclubs gegründet

«Ski alpin regionales Leistungszentrum Hoch-Ybrig» ist ein Verein, welcher für den Zürcher Ski-Verband (ZSV) einen Leistungsauftrag im Bereich Ski alpin ausführt. Die Gründungsversammlung fand am 17. Juni 2002 statt. Gründungsmitglieder waren die acht Ausserschwyzer Skiclubs Oberiberg, Drusberg Unteriberg, Einsiedeln, Feusisberg, Altendorf, Wägital, Siebnen und Galgenen. In der Zwischenzeit kamen weitere sieben Skiclubs aus dem Gebiet des Zürcher Ski-Verbandes dazu.

Seit Juni 2015 wird der Verein von Ruedi Holdener aus Unteriberg präsidiert. Er ist auch Mitglied des Vorstandes des nationalen Leistungszentrums Mitte in Engelberg. Bekannt ist er aber vor allem als Organisator von vielen Fis-Rennen. Gegen hundert dieser für den Skinachwuchs so wichtigen Anlässe hat er seit 1988 organisiert. Zudem war er tatkräftiger Mitorganisator beziehungsweise Rennleiter von Junioren-Weltmeisterschaften und Schweizermeisterschaften auf Hoch-Ybrig.

Andreas Moser aus Bonstetten ist seit Juni 2014 als Geschäftsführer tätig. Er hat während Jahren die U16-Athletinnen und Athleten des SC Hausen am Albis trainiert und vor einigen Jahren das Sponsoring mit der AMAG für das RLZ Hoch-Ybrig aufgegleist. Neben Holdener und Moser bilden aktuell Heli Kreuzer aus Wald, Gian Rossi aus Altendorf, Alex Marc aus Feusisberg und Gregor Fritsche aus Einsiedeln den Vereinsvorstand. Nadia Rossi aus Altendorf ist für die Presseberichterstattung und Rachel Moser aus Bonstetten für die Kommunikation verantwortlich.

«Der mit den Doppeltoren im RS»

Auf die Frage, wer Ruedi Holdener in der Skisportszene ist, hat Andreas Moser eine prägnante Aussage parat. «Ruedi Holdener ist bekannt als derjenige im Skisport, bei dem Doppeltore im Riesenslalom gesetzt werden müssen, also eine Flagge rechts und eine Flagge links. Das ist sein Markenzeichen», so Moser. Dazu muss man wissen, dass aktuell sonst nur noch auf den Stufen Europa- und Weltcup Doppeltore gesetzt werden.Die 15 Skiclubs, die aktuell den Verein RLZ Hoch-Ybrig bilden, charakterisiert Moser folgendermassen: «Es handelt sich im Wesentlichen um diejenigen Skiclubs, die innerhalb des Zürcher Ski-Verbandes aktiv sind in der Förderung des Kinderrennsports.» Konsequente Förderung Das erklärte Hauptziel des RLZ Hoch-Ybrig ist die konsequente Förderung von hoffnungsvollen Skitalenten mit gleichzeitiger Erarbeitung einer schulischen Basis, um die Bildung parallel dazu erfolgreich aufzugleisen. Dazu hält Ruedi Holdener fest: «Wir sind mit rund einem Dutzend Schulen in Kontakt. Dazu bieten wir eine Elternberatung an, um zusammen mit den Erziehungsberechtigten gescheite Wege zu finden für das Zusammenführen von Schule und Sport.» Andreas Moser ergänzt: «Mit vielen Schulen bestehen Kooperationsvereinbarungen. Mit anderen Schulen existieren Abmachungen, die es ermöglichen, dass die Jugendlichen genügend Zeit haben, um einerseits zu trainieren und anderseits für die Wettkämpfe freigestellt zu werden.» Das RLZ Hoch-Ybrig hat die Rezertifizierungen anhand der 37 Kriterien von Swiss-Ski und Swiss Olympic bereits mehrmals erfüllt. Swiss-Ski hat ein Labelsystem für die regionalen Leistungszentren und legt die Qualitätsstandards und die dafür notwendigen Rahmenbedingungen für die regionalen Leistungszentren schweizweit fest.

Die Vision des RLZ Hoch- Ybrig ist die Betreuung der Athletinnen und Athleten in höchstmöglicher Qualität und Individualität. Die Umsetzung dieser Vision sei stark von den Athleten und den Trainern abhängig. Das RLZ Hoch-Ybrig ist dafür besorgt, dass sämtliche Rahmenbedingungen optimal vorhanden sind.

Aktuelle Situation höchst erfreulich Die Kaderlisten von Swiss-Ski und des nationalen Leistungszentrums Mitte für den kommenden Winter untermauern die erfolgreiche Arbeit im RLZ Hoch-Ybrig in noch nie dagewesenem Ausmass.

Mit Wendy Holdener und Urs Kryenbühl vom SC Drusberg Unteriberg sowie Niels Hintermann vom SC Hausen am Albis sind drei Skigrössen in der Nationalmannschaft, die im RLZ Hoch-Ybrig gefördert wurden. Cedric Ochsner aus Trachslau ist ins B-Kader von Swiss-Ski aufgestiegen, Reto Mächler und Andri Moser haben den Sprung ins C-Kader geschafft. Alle drei starten für den SC Hausen am Albis.

Fünf Athletinnen und Athleten stehen im kommenden Winter als Kadermitglied des nationalen Leistungszentrums Mitte am Start. Namentlich sind das Matteo Amstutz und Eleny Rhyner vom SC Feusisberg, Livia Rossi vom SC Altendorf, Janine Mächler vom SC Hausen am Albis und Morris Blom vom SC Richterswil-Samstagern.

33 Nachwuchsleute im eigenen Kader Das RLZ Hoch-Ybrig fördert im kommenden Winter 33 Athletinnen und Athleten in den zwei eigenen Kadern. Im Kader U16 werden sieben Knaben und acht Mädchen trainiert und ausgebildet. «Meist sind es so 16 bis 18 Jugendliche, das ist eine sinnvolle Grösse, die wir auch finanziell noch stemmen können», stellt Andreas Moser fest.

Für die Aufnahme in ein Kader des RLZ Hoch-Ybrig gibt es vier Selektionskriterien. Bewertet werden das technische Potenzial, die Rennergebnisse der Saison im Rahmen des AMAG-Cups, der Konditionsstand und die Trainerbeurteilung. Das technische Potenzial wird am Sichtungstag erhoben. Der Konditionsstand wird an den zwei Powertests erfasst. Einer findet im Frühjahr statt, einer im Herbst. Entschieden wird schlussendlich aufgrund einer daraus entstehenden Stärkeliste oder Rangliste. «Meistens werden die Selektionen von den Skiclubs und den Eltern akzeptiert», so Ruedi Holdener. Im Kader U18 und U21 fanden je neun Athletinnen und Athleten Unterschlupf. Nach oben gibt es keine fixe Altersbeschränkung.

Mädchen früher bereit Ein Skitalent sollte im Kindesalter in einem Skiclub gefördert werden. «Wir wollen ein Kind nicht zu früh aus einem Skiclub rausnehmen. Die Talente kommen so ab dem Alter von 12 oder 13 Jahren in das Kader des RLZ Hoch-Ybrig», so Ruedi Holdener. Andreas Moser ergänzt: «Wir können eine Athletin oder einen Athleten maximal acht bis zehn Jahre im RLZ Hoch-Ybrig fördern.» Für die Aufnahme in eines der drei nationalen Leistungszentren West, Mitte oder Ost gelten bereits die nationalen Selektionskriterien. «Das nationale Leistungszentrum Mitte ist dabei von der Qualität und der Quantität her die grösste und stärkste Region», sagen Holdener und Moser unisono.

Frauen können im Idealfall beim Übertritt von der Alterskategorie U16 zu U18 bereits den Sprung ins Kader des nationalen Leistungszentrums Mitte schaffen. «Dies geschieht aber nur zögerlich, in der ganzen Schweiz sind das pro Jahr nur etwa sechs bis sieben Frauen», präzisiert Ruedi Holdener.

«Bei den Herren ist der Übertritt von der Alterskategorie U16 in das regionale Kader des ZSV und dann der Aufstieg nach ein bis drei Jahren in das Kader des nationalen Leistungszentrums Mitte der normale Weg. Mindestens ein Jahr müssen sie in einem regionalen Leistungszentrum trainiert und ausgebildet werden», so Andreas Moser.

Das Ziel nach der Zeit im nationalen Leistungszentrum ist dann der Sprung in ein Kader von Swiss-Ski.

Viele Erfolgsfaktoren massgebend Ruedi Holdener und Andreas Moser machen eine Reihe von Faktoren aus, die zum grossen Erfolg des RLZ Hoch-Ybrig geführt haben. «Ein äusserst wichtiger Faktor ist das Skiparadies Hoch-Ybrig als Trainingszentrum. Seit vielen Jahren haben wir professionelle und stabile Strukturen. Zudem haben wir langjährige Trainer inklusive einer langjährigen Förderung von Trainern auch in den Skiclubs. Weiter können wir auf sehr treue Sponsoren zählen », listet Ruedi Holdener auf.

Andreas Moser ergänzt: «Die Skiclubs tragen mit ihrer Arbeit im Nachwuchsbereich ebenfalls viel zum Erfolg bei. Dort wird gute Grundlagenarbeit geleistet. Die Skiclubs sind es auch, die viele junge Leute in die Trainerausbildung schicken, so zum Beispiel in J+S-Kurse. Diese jungen Leute werden dann auch eingesetzt bei der konkreten Arbeit vor Ort und so Schritt für Schritt weiter gefördert. » Budget von 450’000 Franken

Das RLZ Hoch-Ybrig arbeitet aktuell mit einem Budget von rund 450’000 Franken jährlich. Die Einnahmen werden zu einem Drittel über das Sponsoring, zu fast einem Drittel über die öffentlichen Gelder und zu einem Drittel aus Kaderbeiträgen und Erträgen aus eigenen Anlässen generiert. Die öffentlichen Gelder kommen von Swiss-Ski, von J+S sowie aus Nachwuchsfördergeldern der beiden Kantone Schwyz und Zürich.

Ein massgeblicher Sponsor ist der Verband der Raiffeisenbanken des Kantons Schwyz.

Zu diesem finanziellen Budget kommt noch das Sachsponsoring, das ebenfalls einen hohen Stellenwert einnimmt. So stellt die AMAG drei VW-Busse zur Verfügung, was laut Ruedi Holdener etwa 40’000 Franken jährlich entspricht.

Die Athleten (von links): von oben nach unten: Wendy Holdener, Urs Kryenbühl, Niels Hintermann, Cedric Ochsner, Andri Moser, Reto Mächler, Morris Blom, Livia Rossi, Matteo Amstutz, Eleny Rhyner, Janine Mächler.

Fotos: zvg

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