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Der frühe Frühlingsbeginn birgt Gefahren für die Obstbauern

Der frühe Frühlingsbeginn birgt  Gefahren für die Obstbauern Der frühe Frühlingsbeginn birgt  Gefahren für die Obstbauern

Wenns weiterhin so warm bleibt, «explodiert» der Frühling in den nächsten zwei Wochen.

FRANZ STEINEGGER

«Wir haben noch Winter, aber frühlingshaftes Wetter», sagt Bruno Nideroest von der gleichnamigen Gärtnerei in Ingenbohl. Er merke, dass in den Gewächshäusern nicht mehr geheizt werden müsse, um die Pflanzen zum Knospen und Blühen zu bringen. «Der Frühling ist in den Startlöchern. Wenn es weiterhin so mild bleibt, wird es in zwei Wochen richtiggehend explodieren », bringt er es auf den Punkt.

Die Weidenkätzchen hätten ihre Pollen bereits abgesetzt, «die Allergiker werden bald den Haselstrauch spüren». Er habe, so Nideroest, «noch keinen Winter wie den diesjährigen erlebt, in dem es noch nie richtige Schneeflocken bis ins Tal hinunter gegeben hat».

Hoffen auf kalte Nächte und nicht zu milde Tage Das beobachtet auch Kilian Diethelm, Präsident des kantonalen Obstbauverbandes. «Liegt es am zu warmen Winter oder an den jetzigen hohen Temperaturen, dass die Knospen an den Obstbäumen dicker sind als in anderen Jahren?», fragt er rhetorisch. Die frühe Blüte der Schneeglöckchen würde anzeigen, dass es im Boden in diesem Winter zu warm gewesen sei.

Als Obstbauer hofft er, dass es tagsüber unter zehn Grad bleibt und in den Nächten «reif» wird, also gefriert. «Wenn es länger über 15 Grad warm wird, haben wir ein Problem», prognostiziert Diethelm. Dann treiben die Obstbäume Blüten aus und werden anfällig für Frostschäden. Bei den Aprikosen sei dieser kritische Punkt schon bald erreicht, weil sie sehr empfindlich auf Kälte reagierten. Auch Kirschen seien diesbezüglich heikel. «Wenn diese Bäume schon im März blühen, ist das extrem früh. Die späten Kälteeinbrüche 2017 und 2019 mit Schneefall hätten gezeigt, was noch folgen könnte. Vor drei Jahren gab es landesweit massive Ausfälle beim Obst, 2019 war dies regional unterschiedlich.

Vögel und Menschen entwickeln Frühlingsgefühle Michael Schaad von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach mag das gut vernehmbare Singen und Zwitschern der Vögel nicht dramatisieren. Das sei nichts Aussergewöhnliches. «Bei Vögeln ist die Gesangsaktivität hormonell gesteuert, auf die Tageslänge abgestimmt.» Die Wärme habe, so Schaad, wohl lediglich einen «modulierenden Einfluss. Der Vogel singt möglicherweise mehr, wenn er weniger Aufwand in die Futtersuche stecken muss.» So könnten sich die Männchen früher als sonst auf die Revierabgrenzung konzentrieren und sich auf Partnersuche machen. Doch brüten würden sie deswegen nicht früher.

Auffallend sei, dass Teilzieher im Winter in zunehmender Zahl nördlich der Alpen blieben oder Wasservögel, die sonst bei uns überwintern, in Nordosteuropa verweilten. Das sei aber eine Folge der Klimaerwärmung und nicht der derzeit hohen Temperaturen.

Dass wir das Gefühl hätten, die Vögel würden heuer früher zwitschern als in anderen Jahren, kann aber auch andere Gründe haben: «An warmen Tagen gehen wir raus. Wir hören die Vögel pfeifen und sehen darin ein Zeichen, dass sich der Frühling zeigt.»

Farbenpracht im Garten Mitte Februar in Schwyz: Krokusse, Schneeglöckchen und Christrosen blühen. Foto: zvg

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