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«Die Gleichstellungskommission wird kaum wahrgenommen»

«Die Gleichstellungskommission wird kaum wahrgenommen» «Die Gleichstellungskommission wird kaum wahrgenommen»

Die Zusammenarbeit zwischen dem Frauennetz Schwyz und der Gleichstellungskommission läuft nicht rund. Das findet zumindest Mona Birchler.

LEA LANGENEGGER

Vor Kurzem fand die Generalversammlung des Frauennetzes Kanton Schwyz statt. Im Jahresbericht sprach Präsidentin Mona Birchler die erschwerte Zusammenarbeit mit der Gleichstellungskommission an und forderte, dass die Kommission ihrem Auftrag nachzukommen habe.

Was ist das Problem zwischen der Gleichstellungskommission und dem Frauennetz? Das Frauennetz Kanton Schwyz arbeitet unabhängig. Die Gleichstellungskommission stellt uns pro Jahr einen projektbezogenen Beitrag zur Verfügung. Die Ansichten und Erwartungen, was wir mit dem Geld machen, gehen auseinander. Hier besteht Klärungsbedarf.

Funktioniert deshalb die Zusammenarbeit mit der Gleichstellungskommission nicht?

Wir hätten uns im letzten Jahr gerne für ein Gespräch mit der Gleichstellungskommission getroffen und haben das wiederholt geäussert. Wir kennen die Gründe nicht, warum ein solches nicht zustande gekommen ist. Was sind die Hauptvorwürfe, die Sie der Gleichstellungskommission machen?

Die Gleichstellungskommission des Kantons Schwyz wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Sogar Politiker kennen diese Kommission oft nicht. Voten von Mitgliedern dieser Kommission im Kantonsrat stehen dem Auftrag für Gleichstellung diametral entgegen. Ich frage mich, warum die Betreffenden Einsitz haben in dieser Gruppe. Wir wünschten uns Partner, die ein echtes Interesse an Gleichstellung haben, wie es im Bundesgesetz seit 1995 steht. So wird das nichts.

Wieso nicht?

Die Kommission braucht einen klaren Auftrag ohne Grundsatzdiskussionen, ob Themen angegangen werden oder nicht. Zielführend wäre eine Fachperson oder eine Fachkommission. Diese wäre dafür zuständig, die Gleichstellung vorwärtszubringen. Diese Forderung steht schon länger im Raum. Schade, dass der Regierungsrat den Leistungsnachweis dieser Kommission durchgewunken hat. Für mich absolut unverständlich.

Geht es hier nicht einfach um ein Rechts-links-Problem? Es geht nicht um links oder rechts, es geht um eine Wertehaltung. Im Gesetz steht, dass Mann und Frau gleichgestellt sein sollen, und das muss umgesetzt werden. Wieso wehrt man sich gegen eine Fachkommission? Wieso sitzen Personen in der GK, die gar keinen Handlungsbedarf sehen? Warum sitzen sie da teilweise seit Jahrzehnten? Darauf wollen wir Antworten.

Schadet dieser Streit zwischen den Gruppierungen der Sache der Frau nicht mehr, als er nützt? Es schadet uns allen, wenn der Status quo gepflegt wird. Wenn Frauen gestärkt werden, profitieren alle. Sollen wir uns damit zufriedengeben, dass es ja eine Gleichstellungskommission gibt? Das wäre ein Feigenblatt. Um Gleichstellung zu erreichen, braucht es den politischen Willen. Diesen spüre ich nicht. Nochmals: Mit einer Kommission, deren Mitglieder sich gegenseitig neutralisieren, kommen wir nicht weiter. SVP-Kantonsrätin Bernadette Wasescha sagte, der Frauenstreik habe in Schwyz nichts gebracht und starke Frauen brauchten keinen Streik. Wie beurteilen Sie das? Das Frauenstimmrecht ist ein Erfolg von streikenden Frauen. Von starken Frauen. Streiken ist ein Zeichen von Unzufriedenheit und ein urdemokratisches Recht. Es gibt Menschen, die sind nicht stark. Zum Glück sind wir eine solidarische Gesellschaft. Wir haben ein funktionierendes Sozialsystem. Dies aus der Idee heraus, dass wir, die Gesellschaft, zu allen schauen. Dieser Solidarität verdanken wir unter anderem unseren Wohlstand. Solidarität ist auch uns im Verein Frauennetz wichtig. Die Aussage, dass starke Frauen keinen Streik brauchen, macht mich wütend, ich kann diesen Gedanken nicht nachvollziehen. Umso mehr, als er von einem Mitglied der Gleichstellungskommission kommt. Ich bin fassungslos.

Mona Birchler ist Präsidentin des Frauennetzes Kanton Schwyz.

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