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«Ein Alleingang ist grundsätzlich sehr schwierig»

«Ein Alleingang ist grundsätzlich sehr schwierig» «Ein Alleingang ist grundsätzlich sehr schwierig»

«Kleinen Landspitälern droht das Aus», schrieb der «Blick» diese Woche. Der Einsiedler Anzeiger fragte bei Spitaldirektor Urs Birchler nach.

VICTOR KÄLIN

Das Spital Einsiedeln durchläuft derzeit einen fordernden Prozess. Die Suche nach einem Partner läuft auf Hochtouren, ebenso die Regelung zur Ablösung der Defizitgarantie durch den Bezirk Einsiedeln. Und drittens sind da noch die täglichen Anforderungen des Gesundheitsmarktes, welche sich vor allem auf kleinere Spitäler negativ auswirken. Drückend ist die finanzielle Seite; so schloss die Erfolgsrechnung 2018 mit einem Defizit von 7,2 Millionen Franken. Das Ergebnis 2019 liegt noch nicht vor. Der Einsiedler Anzeiger fragte Interimsdirektor Urs Birchler, was an den Aussagen der Tageszeitung «Blick» (siehe Zusatzbericht) dran ist. Gemäss «Blick» hat die Schweiz zu viele Spitäler. Im Kanton Schwyz habe eines der drei Spitäler Schwyz, Lachen und Einsiedeln «langfristig keine Perspektive ». Hat der «Blick» explizit Einsiedeln gemeint? Ob die Aussage des «Blicks» auf unser Spital anzielt, kann vermutet werden. Grundsätzlich ist die Spitalfinanzierung heutzutage für jedes kleine Spital eine sehr grosse Herausforderung. Und vor dieser Herausforderung stehen alle drei Spitäler des Kantons Schwyz.

Wie bedroht ist Einsiedeln: Akut, wie der «Blick» schreibt?

Es ist bekannt, dass die finanziellen Verhältnisse des Spitals Einsiedeln seit ein paar Jahren aus dem Gleichgewicht geraten sind. Die Schweizer Spitallandschaft befindet sich im Wandel und kleineren Spitälern wird durch das heutige Finanzierungssystem und durch viele Regulierungen auf Kantons- und Bundesebene das Leben schwer gemacht. Der politische Druck auf die Tarife ist verständlicherweise gross.

Dennoch haben wir trotz der schwierigen Ausgangslage im Jahr 2019 durch konsequente Sparmassnahmen wie beispielsweise die Optimierung der Prozesse, Effizienzsteigerungen und Senkungen der Kosten durch Strukturanpassungen, aber natürlich auch durch den Landverkauf an den Bezirk, einen Wendepunkt erreicht: Unser Jahresergebnis 2019 wird deutlich besser ausfallen als im Vorjahr. Dieser Erfolg stimmt uns positiv.

Können Sie das «deutlich besser » ungefähr in Zahlen audrücken?

Das Defizit des Jahres 2018 wird sich im Geschäftsjahr 2019 ungefähr halbieren. Der Abschluss der Jahresrechnung 2019 entspricht etwa unseren Erwartungen.

Wie wappnet sich das Spital, dass es langfristig überleben kann? Das Spital Einsiedeln verfolgt seit Anfang des letzten Jahres mit dem internen Projekt «Fokus Zukunft» eine klare Strategie. Wir konnten vor allem den Aufwand 2019 massiv senken. Das intern laufende Projekt hat schon viele Verbesserungen herbeigeführt und wird im laufenden Jahr mit neu definierten Spar- als auch Ertragssteigerungsvorhaben weitergeführt.

Zudem hat der Stiftungsrat dem Bezirk Einsiedeln, wie bereits bekannt, ein umfassendes Sanierungskonzept mit zwei verschiedenen Strategieansätzen unterbreitet – einerseits mit einer selbständigen Zukunft, andererseits mit einer Partnerschaft. Für Stiftungsrat und Spitalleitung ist klar, dass im Umfeld des heutigen Krankenversicherungsgesetzes KVG ein Alleingang für jedes Grundversorgerspital sehr schwierig ist. Das Spital sucht Kooperationen mit anderen Häusern. Was lässt sich aktuell dazu sagen? Gibt es schon konkrete Aussagen? Unmittelbar nach dem bekannten Entscheid im Projekt «Zäme» mit dem Spital Lachen im März 2019 haben Stiftungsrat und Direktion die Arbeit für eine neue zukunftsorientierte Strategie mit hohem Engagement angepackt, um den Erhalt unseres Spitals Einsieden langfristig zu sichern. Oberstes Ziel ist, das Spital Einsiedeln als medizinischen Grundversorger und grössten Arbeitgeber der Region zu erhalten – dies bei gleichbleibend hoher medizinischer Qualität. Die Verhandlungen mit einem strategischen Partner sind weit fortgeschritten. Wir werden die Öffentlichkeit diesbezüglich voraussichtlich in den kommenden Wochen informieren können. Die zweite aktuell wichtige Frage ist jene der Defizitgarantie des Bezirks Einsiedeln. Darüber soll in diesem Jahr abgestimmt werden. Wie weit sind die Verhandlungen gediehen? Wir bitten, diese Frage direkt an den Bezirk zu richten.

«Kleineren Spitälern wird das Leben unter anderem durch viele Regulierungen schwer gemacht», sagt der Einsiedler Spitaldirektor Urs Birchler.

Foto: zvg

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