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Zwei Einsiedler weisen den Weg in die «Wildnis»

Zwei Einsiedler weisen den Weg in die «Wildnis» Zwei Einsiedler weisen den Weg in die «Wildnis»

Die Einsiedler Oliver Huber und Paolo de Caro wurden ausgezeichnet mit dem «Zinno-Ideenscheck für die Berggebiete». Den mit 15’000 Franken dotierten Preis erhalten sie für ihr Start-up-Unternehmen naotak. Diese Online- Plattform vermittelt exklusive Campingplätze mitten in der Natur.

WOLFGANG HOLZ

Ganz alleine an einem See campen. Das Lagerfeuer knistert. Die Sterne leuchten vom Himmel. Die Berggipfel in der Ferne zerzacken imposant den Horizont. Der Schrei der Eule gemahnt an die Wildnis.

Nicht nur in Marlboro-Reklamen träumt der Cowboy von der unberührten Natur, die nur ihm zu gehören scheint. Auch so mancher Camping-Freund möchte sich weit weg vom Massentourismus in der Natur erholen. Ganz allein. Zwei Einsiedler machen dies möglich und sind für diese Idee mit dem mit 15’000 Franken dotierten Preis der Schweizer Berghilfe und des Vereins Innovationstransfer Zentralschweiz (ITZ) ausgezeichnet worden.

Berghilfe ist eine Stiftung

Die Schweizer Berghilfe ist eine ausschliesslich durch Spenden finanzierte Stiftung, die das Ziel hat, die Existenzgrundlagen und Lebensbedingungen der Schweizer Bergbevölkerung zu verbessern. 2018 feierte die Stiftung ihr 75-Jahr-Jubiläum. Die ITZ ist ein nicht gewinnorientierter Verein, der getragen wird von rund 200 Mitgliedern aus Wirtschaft und Verwaltung sowie aus Vertretern der Kantone.

Doch zurück zum prämierten Start-Up. Wildes Campen ist in der dicht besiedelten Schweiz kaum mehr möglich, und auf Campingplätzen steht man oft dicht an dicht mit anderen Wohnmobilen. Die Natur fühlt sich weit weg an.

Dagegen wollten Oliver Huber und Paolo De Caro etwas unternehmen. «Wir waren überzeugt davon, dass viele Landbesitzer bereit sind, ihr schönes Fleckchen Erde zum Campieren zur Verfügung zu stellen», sagt Oliver Huber. Also haben die Jungunternehmer aus Einsiedeln die Campingplattform naotak.ch ins Leben gerufen. «Wir bringen Naturliebhaber mit Landbesitzern zusammen», so Geschäftsführer Oliver Huber.

Der 33-jährige Familienvater von drei Kindern ist auch «Outdoor- Guide» und fragte sich, warum es eigentlich in Kanada und in den USA möglich ist, einfach in der freien Natur zu campen, in der Schweiz jedoch nicht. Und zwar mit Campingbus und Zelt. Derzeit 20 Plätze im Angebot

Deshalb haben er und sein Geschäftspartner Paolo de Caro die Online-Plattform als Start-Up gegründet. Konkret kann man sich online sein Plätzchen in der Natur draussen reservieren. Ungestört, weit weg vom Massentourismus und ohne Angst, mitten in der Nacht von der Polizei oder einem aufgebrachten Bauern mit Mistgabel weggejagt zu werden. «Von der Zusammenarbeit profitieren beide. Der Camper erhält das Naturerlebnis, das er sucht, der Landbesitzer kann ein Nebeneinkommen erwirtschaften. » Derzeit sind unter naotak.ch 20 Stellplätze im Angebot, darunter fünf im Bezirk Einsiedeln – im Bereich Etzel/Teufelsbrücke und in Euthal. Ein weiterer Schwyzer Stellplatz befindet sich in Lauerz, die restlichen 14 liegen vorwiegend in Graubünden und in Zürich. Zwischen 35 und 100 Franken

Die Kosten für die Miete der Plätze, die teils mit dem Campingbus, teils nur mit dem Zelt nutzbar sind, variieren, zahlbar online per Kreditkarte, zwischen 35 und 100 Franken. Je nach Ausstattung. Nach dem Motto: Mit Hütte oder ohne. Mit Wlan oder ohne. Mit Picknick-Tisch oder nicht. Fixe Feuerstelle ja oder nein. Mit WC und Dusche oder eben nur mit «Naturklo», sprich: Komposttoilette. «Chemie- WCs sind für uns tabu», versichert Huber.

Ökologisch vertretbar?

Wobei diese Ausstattungsunterschiede der einzelnen Stellplätze die Frage aufkommen lässt, wie naturnah es bei dieser Form des naturnahen Campens tatsächlich zugeht. Andererseits stellt sich die Frage, wie ökologisch vertretbar es eigentlich ist, den Campingbus einfach irgendwo in der Pampa zu parken.

Doch Huber versichert, dass man mit naotak.ch gerade auf naturnahes, umweltschonendes Camping abziele. «Es ist alles sauber geregelt – gerade durch die jeweiligen Gastgeber der einzelnen Stellplätze», so Huber. Will heissen: Die privaten Landbesitzer kümmern sich um die Abfall- und Entsorgungsfragen. Auch werde eine Kurtaxe erhoben, die im Preis inbegriffen sei.

So richtig durchstarten wollen Huber und De Caro aber im kommenden Frühling. Dann geht eine neue Website aufs Netz, noch einfacher zu nutzen und mit einem deutlich grösseren Angebot.

Weitere Gastgeber gesucht

Bis dahin steht für Oliver Huber, der für naotak.ch seinen bisherigen Job als Kundenberater bei der Schwyzer Kantonalbank gekündigt hat, noch viel Arbeit an. Einerseits, um das Angebot bekannt zu machen, vor allem aber, um weitere Gastgeber mit schönen Übernachtungsplätzen dazuzugewinnen. «Wir suchen auch noch im Brunni und in Alpthal nach möglichen Stellplätzen für naturnahes Camping. » Im nächsten Jahr sollen es dann insgesamt rund 300 einsame Plätzchen für naturnahes Camping in der Schweiz auf naotak.ch geben. Inserat folgt.

«Wir bringen Naturliebhaber mit Landbesitzern zusammen.»

Oliver Huber, naotak.ch

«Es ist alles sauber geregelt.»

Oliver Huber

Campieren in der Natur: Für diese Idee haben die beiden Jungunternehmer Oliver Huber (rechts) und Paolo De Caro aus Einsiedeln den «Zinno-Ideenscheck für Berggebiete» erhalten. Foto: Max Hugelshofer

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