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Wenn jede Minute zählt

Wenn jede Minute zählt Wenn jede Minute zählt

Bei Herzstillstand rücken jetzt auch Feuerwehrleute, Samariter und Rettungssanitäter aus

Seit September sind im Klosterdorf und in den Vierteln offiziell Ersthelfer im Einsatz, die von der Notrufzentrale zu Patienten mit Herz-Kreislauf- Stillstand geschickt werden können. Bereits ist es zu sechs Einsätzen von First Responder gekommen.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Die Feuerwehr ist manchmal schneller vor Ort als der Rettungsdienst. Ein First Responder rennt los, wenn das Herz still steht. Denn jede Minute zählt, wenn es um das Überleben geht: Eine einzige Minute früher am Unfallort einzutreffen, kann die Chancen, dass ein Patient überlebt, um zehn Prozent erhöhen. Und weil ein Rettungswagen des Spitals Einsiedeln im Bezirk bis zu 15 Minuten braucht oder mehr, um bei einer Person in einer lebensbedrohlichen Situation einzutreffen, macht der Einsatz von First Responder auch Sinn.

Seit dem 4. September hat der Bezirk Einsiedeln einen Betrieb mit First Responder aufgegleist. Und just bereits an diesem ersten Betriebstag standen die Ersthelfer zum ersten Mal im Einsatz: «Um exakt 11.59 Uhr wurde bei den First Respondern Alarm ausgelöst», berichtet Michael Kümin, Sachbearbeiter Sicherheit beim Bezirk Einsiedeln und Mitarbeiter bei der Feuerwehr.

Seit dem Start des Projekts sind bereits sechs Einsätze von First Responder erfolgt. «Das sind viele Einsätze», konstatiert Kümin: Sei man doch von sechs Fällen innerhalb eines ganzen Jahres ausgegangen.

Schneller am Einsatzort

Der Bezirk Einsiedeln verfügt derzeit über 26 Personen, die als First Responder im Dienst stehen. Darunter finden sich Feuerwehrleute, Samariter und Rettungssanitäter. Diese haben einen AED-Defibrillator-Kurs besucht und abolvieren zusätzlich Trainings mit dem Sanitätsdienst. Zukünftig werden die Ersthelfer ein gelbes Gilet tragen.

Man habe den Job des Ersthelfers grundsätzlich nicht einfach der Feuerwehr Einsiedeln an sich übergeben wollen, erklärt Kümin: Denn dank der aktuell praktizierten Art und Weise des First-Responder-Systems kann wertvolle Zeit gewonnen werden: Ein First Responder könne sich unverzüglich und direkt auf den Weg an den Einsatzort machen, währenddem die Feuerwehr ja immer zuerst einmal ins Depot fahren müsse, wenn sie gerufen werde.

Michael Kümin ist selber ein Ersthelfer und auch bereits einmal als First Responder im Einsatz gestanden: «Vier Ersthelfer sind sehr schnell am Ort eingetroffen. Einer von uns hat dann einen Defibrillator geholt, um das Leben des Patienten zu retten, während die anderen bereits reanimierten.» Ersthelfer werden in lebensbedrohlichen Situationen eingesetzt – oder wenn sich eine Person in Umständen befindet, die zu einer lebensbedrohlichen Situation führen können. Nicht immer sei ein Erfolg einer Rettungsaktion garantiert, sagt Kümin: Trotz der Einleitung einer Reanimation könne es vorkommen, dass der Patient später verstirbt.

Im Zentrum der Arbeit der Ersthelfer steht meistens ein Herz-Kreislauf-Stillstand, der zum Beispiel als Folge eines Herzinfarkts eintritt. Zudem drehen sich die Fälle oftmals auch um Atemnot mit folgender Bewusstlosigkeit. Die First Responder werden von der Sanitätsnotrufzentrale in Zürich aufgeboten, die unter der Nummer 144 erreicht wird, und auf ihrem Smartphone angerufen. Kantonale Lösung im Fokus

Derzeit ist es noch so, dass alle 26 Ersthelfer im Bezirk Einsiedeln bei einem Notfall aufgeboten werden. In Zukunft kommt eine App zur Anwendung, die es möglich macht, dass drei sich in unmittelbarer Nähe des Einsatzortes befindliche First Responder kontaktiert werden. Diese App steht im Zentrum einer kantonalen Lösung des Ersthelfer- Systems, ein System für den ganzen Kanton Schwyz, die demnächst in Angriff genommen werden soll.

«Der Bezirk Einsiedeln testet mit der aktuellen Lösung die Möglichkeiten», schildert Kümin: Für das laufende Jahr hat der Bezirk 40’000 Franken für das Projekt gesprochen. Die jährlichen Betriebskosten betragen 16’000 Franken. Die Gemeinde Oberiberg hat einer Zusammenarbeit grünes Licht erteilt und wird sich ab dem Sommer 2020 am System beteiligen. Während es in Alpthal noch offen ist, ob die Gemeinde zu einer Zusammenarbeit bereit ist, verzichtet Unteriberg darauf. Rothenthurm wiederum wird nicht vom Rettungsdienst des Spitals Einsiedeln bedient.

Im Bezirk Einsiedeln sind bereits 13 Defibrillatoren im Einsatz, sieben im Dorf, in jedem Viertel je ein Gerät. Zudem gibt es in Biberbrugg, Studen, Oberiberg, Alpthal je einen Defibrillator, in Rothenthurm sind es drei. Im ganzen Kanton Schwyz sind über hundert Geräte einsatzbereit.

Unter der Internet-Adresse https:// map.geo.sz.ch sind die Standorte der Defibrillatoren zu finden.

Michael Kümin demonstriert an einer Puppe, wie der Defibrillator funktioniert.

Foto: Magnus Leibundgut

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