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Diese Kunst im Marstall wärmt die Seele

Diese Kunst im Marstall wärmt die Seele Diese Kunst im Marstall wärmt die Seele

Kunstausstellung im alten Marstall des Klosters letztes Wochenende

In den alten Stallungen des Klosters waren Werke von drei Kunstschaffenden aus der nahen und weiteren Region zu sehen. Die Bilder von Lis Holdener, Pater Jean-Sébastien Charrière und Christian Rüetschi strahlten in den kalten Gemäuern sinnliche Wärme für die Seele und ein bisschen Vorweihnachtszauber aus.

GINA GRABER

Je angeregter die Gespräche, desto intensiver die Atemwolken: Die Besucher fanden trotz der Kälte zahlreich den Weg in den alten Marstall. Der historische Pferdestall mit seinen unverputzten Mauern und Gewölben und den verstaubten, verschnörkelten Details rund um die ehemaligen Pferdeboxen bildete die ideale Kulisse für die ausgestellten Gemälde.

Gott steht im Zentrum

Der Einsiedler Pater Jean-Sébastien Charrière ist im Kloster seit einigen Jahren vollamtlich künstlerisch tätig: «Meine Hauptaufgabe ist es, kreativ zu sein», beschreibt er sein beneidenswertes Tun. Seine Bilder sind mal geometrisch streng, mal träumerisch verspielt – oder beides in Kombination. «Gott steht bei meinen Bildern immer im Zentrum, sie zeigen sinnbildlich den Aufbruch in die Weite des Kosmos. » Gedämpfte Farben stehen im Kontrast zur Leuchtkraft goldener Akzente. Die Gemälde strahlen Kraft und Ruhe aus und laden zur Meditation ein.

Auch die Werke von Lis Holdener, Künstlerin und Galeristin aus Lachen, haben etwas Meditatives inne: «Ich beginne zu malen, es fliesst und kommt in Gang, ich weiss nie, was herauskommt. » Nicht das Sujet ist ihr wichtig, sondern die Stimmung des Augenblicks. Weite Landschaften, Berge und Bäume sind Abbilder ihrer Fantasie, ohne dass es sie wirklich gäbe. Umso offener kann der Blick des Betrachters in die Bilder eintauchen und das Gefühl der Malerin erspüren, das sie vermitteln möchte.

Blumen symbolisieren Lebenskraft Als Kontrast zu diesen spirituellen Werken stehen die fröhlichen Blumenbilder von Christian Rüetschi. Der Künstler und Textildesigner arbeitet in der Mitlödi Textildruck AG, was seine Bilder bei genauer Betrachtung auch verraten: Der gebürtige Sankt Galler benützt bedruckte Stoffabschnitte als Malgrund, setzt verschiedene Muster zu Collagen zusammen, bedruckt und bemalt sie. Gerade sind es Blumen, die ihn beschäftigen. Seine grossformatigen Blütenkompositionen haben etwas Stürmisches, sind Ausdruck von Lebenskraft und fern von geblümter Biederkeit. «Blumen sind in jeder Lebensphase präsent, bei Geburtstagen, Hochzeiten, Abschieden und Beerdigungen, sie bringen Liebe, Freude, und sie trösten», schwärmt Christian Rüetschi, der sein Atelier in Reichenburg hat. So gesehen fügen sich auch die farbenfrohen Blumenbilder harmonisch in das Ensemble der Ausstellung ein. Sie war innert kürzester Zeit zustande gekommen, nachdem Lis Holdener und Christian Rüetschi anlässlich einer Klosterführung mit Jeronimo Barahona vor etwa zwei Monaten auch den barocken Marstall besichtigt hatten und sofort fasziniert gewesen waren von der Ambiance der einzigartigen Räumlichkeiten. Auf Anfrage erklärte sich auch Pater Jean-Sébastien Charrière gerne bereit auszustellen. Einzig die Einsiedler Novemberkälte war bei allem Enthusiasmus etwas unterschätzt worden, aber die ansprechenden Bilder in stimmungsvoller Atmosphäre vermochten doch wenigstens die Seele der Besucherinnen und Besucher zu erwärmen.

«Meine Hauptaufgabe ist es, kreativ zu sein.»

Pater Jean-Sébastien Charrière, Künstler

Christian Rüetschi, Pater Jean-Sébastien Charrière und Lis Holdener stellten ihre Werke im alten Marstall aus.

Foto: Gina Graber

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