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Verwenden statt verschwenden ist angesagt

Verwenden statt verschwenden ist angesagt Verwenden statt verschwenden ist angesagt

Gegen 50 Personen diskutierten am achten Pastoralforum des Seelsorgerats des Kantons Schwyz (SKS) in Einsiedeln über Foodwaste und die Möglichkeiten, Gegensteuer zu geben.

FRIEDA SUTER

Mit Blick auf die Tatsache, dass ein Drittel der in der Schweiz produzierten Lebensmittel nie auf dem Teller ankommen, wurde über die Bedeutung des Erntedanks im 21. Jahrhundert diskutiert. Was läuft schief, wenn mit dem Essen, das in Europa und Nordamerika weggeworfen wird, alle Hungernden der Welt dreimal ernährt werden könnten? Oder wenn pro Jahr alleine in unserem Land rund zwei Millionen Tonnen Nahrungsmittel entsorgt oder weggeworfen werden? Ein reales Beispiel: Von 100 geernteten Kartoffeln werden nur 34 tatsächlich gegessen. Bedenklich stimmt zudem, dass fast 45 Prozent der entsorgten Lebensmittel in der Schweiz aus den Haushaltungen stammen.

Im Rahmen des Pastoralforums wurde der Einstieg ins Thema mit einem Bibeltext gestaltet, worin Jesus Tausende von Menschen speist, obwohl anfänglich nur fünf Brote und zwei Fische zur Verfügung stehen. Es musste niemand weggeschickt werden und am Schluss blieben Körbe voll Brot übrig. Denn der Mensch lebt bekanntlich nicht vom Brot allein.

Den Wert schätzen

Dass gerade das Brot bei der Lebensmittelverschwendung eine wichtige Rolle spielt, regte vor sechs Jahren fünf junge Menschen an, zu handeln. Sie entwickelten die inzwischen mehrfach ausgezeichnete und überdies selbsttragende Idee Äss-Bar. «Nachhaltigkeit, Respekt, Demut und Dankbarkeit waren gepaart mit Professionalität und Wertschätzung gegenüber den beteiligten Menschen unsere Grundsätze», erklärte Rika Schneider. Als Referentin erklärte sie das Geschäftsmodell. Bäckereien geben bis am Abend nicht verkaufte Produkte der Äss-Bar, statt sie zu entsorgen. In den inzwischen elf Verkaufsstellen in verschiedenen Schweizer Städten stehen die Sachen noch genau einen Tag zum Verkauf – zum halben Preis, unter dem Motto «frisch von gestern». Was nicht verkauft werden kann, geht in die Biogasanlage. «Die Idee der Äss-Bar funktioniert in Städten. Durch die Professionalität und Qualität sind wir gute Werbung und ein weiterer Standort für die Bäckereien», führte Rika Schneider aus. Die Äss-Bars sind inzwischen auch Orte, wo man sich gerne trifft und wo heute insgesamt über 100 Personen gerne arbeiten.

Vor Ort handeln Informationen über Foodwaste wurden schliesslich zum Anstoss, das eigene Handeln zu überdenken. Roman Anderau, gelernter Koch und Geschäftsführer der Stiftung Allegro, die den Tagungsort des Pastoralforums im Schweizerischen Jugend- und Bildungszentrum (SJBZ) stellte, stellte die Philosophie des Hauses vor. Man habe die ganzen Prozesse genau analysiert, Verträge und Allgemeine Geschäftsbedingungen angepasst; darüber hinaus suche man immer das Gespräch. Das zeige bei 24’000 Übernachtungen und 5000 Tagesgästen pro Jahr Wirkung und der Gewinn werde in den Betrieb investiert. «Wenn ich einmal Enkel haben möchte, muss ich dafür schauen, dass sie auch noch eine intakte Umwelt haben», so sein Resümee. Und: «Umweltschutz umfasst viel mehr als Foodwaste. » Weitere Beispiele – das Projekt «Foodsave-Bankett» in Bern, Rezepte zur Restenverwertung und Gruppengespräche – animierten zum Nachdenken über das eigene Verhalten und mögliche Veränderungen im eigenen Haushalt. «Dankbar zu sein für die Fülle der Tage und verwenden statt verschwenden», zog SKS-Co-Präsidentin Antonia Fässler am Schluss des Pastoralforums Bilanz.

Das Pastoralforum in Einsiedeln war dem Thema Lebensmittelverschwendung gewidmet. In Ateliers wurde das eigene Verhalten reflektiert. Foto: Frieda Suter

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