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Systemfehler geht in die nächste Runde

LESERBRIEFE

Projektwettbewerb Einsiedlerhof (EA 88/19)

Stellen Sie sich vor, Sie haben ein baureifes Grundstück und möchten dringend bauen. Den benötigten Kredit erhalten Sie problemlos auf dem Kapitalmarkt und zwar fast zinsfrei. Eine optimale Situation. Jeder Bauherr würde in dieser Lage gleich ein Bauprojekt starten. Jeder? Nein! Ein von unbeugsamen Helvetiern bevölkertes Dorf im Kanton Schwyz hört nicht auf, den Gesetzen der Marktwirtschaft Widerstand zu leisten.

Die Idee: Man verkauft das eigene Grundstück («Tafelsilber ») im Baurecht an einen Zwischenhändler («Investor»). Mit dem Geld, das man aus dem Verkauf erhält, kauft man beim Zwischenhändler ein Haus. Das Resultat: Man erhält ein Haus, das man zwar bezahlt, aber nicht selbst gebaut hat auf einem Grundstück, das einem theoretisch noch gehört, über das man aber nicht verfügen kann.

Das Problem: Der Zwischenhändler wird seine organisatorischen Aufwendungen, vorallem aber sein Geschäftsrisiko in eine angemessene Kapitalrendite hineinrechnen. Der ursprüngliche Landbesitzer bezahlt Hundertausende oder Millionen von Franken für einen Zwischenhandel, den es überhaupt nicht braucht.

Es gibt in diesem Szenario drei mögliche Ausgänge: 1. Es findet sich kein, beziehungsweise kein seriöser Zwischenhändler, der sich auf diesen Deal einlässt. 2. Die vom Zwischenhändler ausgewiesene Rendite wird vom Stimmvolk (einmal mehr) nicht akzeptiert und die Vorlage fällt bei der Abstimmung durch. 3. Der Handel kommt zustande. In diesem Fall zahlt der Steuerzahler für eine Leistung, die ihm tatsächlich keinen Nutzen, aber viele Nachteile bringt. (Zum Beispiel Probleme beim Auslaufen des Baurechtsvertrages).

Wir erinnern uns, dass das Stimmvolk die Vorlage für ein selbstgebautes Verwaltungszentrum knapp abgelehnt hat. Das lag aber daran, dass dem Projekt die Idee eines Hotels und eines Schwimmbeckens gegenüberstanden. Beides ist heute vom Tisch. Die Zeit wäre reif, das Heft, beziehungsweise das Tafelsilber in die eigenen Hände zu nehmen und auf der Basis der ehemaligen Verwaltungsvorlage ein eigenes, überzeugendes und nachhaltiges Projekt zu entwickeln. Alles andere ist Zeit- und Geldverschwendung.

Stefan Meyer, Kornhausstrasse (Einsiedeln)

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