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Ich denke

Ich denke Ich denke

ZWISCHENLUEGETEN 3

ERNST FRIEDLI

Wenn man auf etwas achtet, fällt es doppelt auf. Das ist mit allem so (vielleicht mit Ausnahme von Klärli). Vermutlich ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass sehr viele Menschen denken. Immer wieder und immer häufiger hört man nämlich, dass jemand eine Antwort oder sonst irgendeinen Satz mit «ich denke» einleitet. Diese Einleitung kommt unterdessen in sämtlichen denkbaren Gesprächen zu sämtlichen denkbaren Themen vor, sei dies im Radio, im Fernsehen oder im Leben.

Mit der Einleitung «ich denke» versichert uns der oder die Sprechende, dass das, was jetzt kommt, nicht nur so dahergeredet, sondern auch so gedacht wird. Der Hinweis versichert uns, dass den eigenen Worten einiges an eigenen Gedanken vorausgegangen ist und diese auch begleitet. Gedanken, die möglicherweise sogar sehr viel komplizierter sind, als es einfache Worte ausdrücken können.

Wer «ich denke» sagt, beweist, dass wir es nicht nur mit einem Laferi oder einer Laferin zu tun haben, welche ja praktisch nie denken, bevor sie reden. Wer «ich denke» sagt, bevor er weiterredet, ist eben ein Denker oder eine Denkerin. Mit dem «ich denke» gewinnt der Sprechende immer auch ein wenig Zeit, das Folgende bezüglich Grammatik und Satzaufbau noch etwas zu büscheln, bevor es seinen Mund verlässt. Das kann je nach Situation oder Parteizugehörigkeit nie schaden. Gleichzeitig gibt der denkend Sprechende seinem Gegenüber die Freiheit, auch selber etwas darüber zu denken. Ich denke, das schadet wirklich niemandem. Ernst Friedli *

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