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«Anzeige war plötzlich im roten Bereich»

«Anzeige war plötzlich im roten Bereich» «Anzeige war plötzlich im roten Bereich»

Vor dem Absturz einer Gondel der Rotenfluebahn: Windverhältnisse änderten schnell

Am Sonntag ist eine leere Gondel der Rotenfluebahn abgestürzt. Erinnerungen an einen Unfall auf dem Stoos werden wach.

ANDREAS SEEHOLZER

Die Belegschaft der Rotenfluebahn Mythenregion AG war wegen der Wetter- und Windverhältnisse, die plötzlich geändert hatten, am Sonntag bereits dabei, die Anlage zu schliessen und keine Gäste mehr zusteigen zu lassen, als kurz nach 11 Uhr eine leere Gondel abstürzte. «Für uns war im ersten Moment die wichtigste Information, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind», sagt Nathalie Henseler, Delegierte des Verwaltungsrates der Rotenfluebahn Mythenregion AG. Zur Zeit des Gondelabsturzes befanden sich noch Gäste auf der Anlage, die aber bereits in den Stationen gebeten wurden auszusteigen. Es dauert maximal 20 Minuten, bis alle Gondeln geleert sind, in dieser Zeit passierte der Zwischenfall. Stoos und Hoch-Ybrig hatten Betrieb eingestellt Im Verlauf des Nachmittags nahm die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstel-le (Sust) die Untersuchungen auf und konnte die Bahn gegen Abend wieder freigeben. «Gemäss heutigen Erkenntnissen war es eine Verkettung von unglücklichen Ereignissen, die zum Absturz der Gondel geführt haben: Es war eine aussergewöhnlich massive Windböe, die seitlich auf die leere Gondel traf, worauf diese so auspendelte, dass sie mit der Stütze kollidierte und in der Folge abstürzte », heisst es von der Bahn.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Luftseilbahn der Sattel-Hochstuckli AG den ganzen Tag problemlos lief, während auf dem Stoos und im Hoch-Ybrig die Sesselbahnen geschlossen waren. Aufgrund von Sturmwarnungen waren die Sesselbahnen am frühen Morgen gar nicht erst in Betrieb genommen worden. «Es gibt sehr spezielle Windverhältnisse, die kaum voraussehbar sind», sagt dazu der Betriebsleiter der Stoosbahnen AG, Martin Langenegger, auf Anfrage.

Böe auch 2016 auf dem Stoos Auf dem Stoos ereignete sich im März 2016 ein ähnlicher Zwischenfall wie nun auf der Rotenflue. Laut dem offiziellen Schlussbericht der Sust vom Oktober 2017 brachte eine starke Windböe einen Sessel der Stoosbahnen AG zum Absturz. Eine Böe lenkte den Sessel so weit in Gegenfahrtrichtung aus, dass dieser an einer Stütze hängen blieb und vom Seil gehebelt wurde. Auch beim Sesselliftunfall von damals wurde zum Glück niemand verletzt. Die zum Unfallzeitpunkt gemessene Spitzenböe von 85 Stundenkilometern sei im Vergleich zu anderen Föhnereignissen nicht aussergewöhnlich, hielt die Sust damals fest. Wenige Minuten vor dem Absturz des bergwärts fahrenden Sessels hatten die Stoos-Mitarbeiter beschlossen, die Anlage zu schliessen. Zum Unfallzeitpunkt war also auch bereits eine sogenannte Schliessfahrt im Gang, damit die verbleibenden Reisenden die Anlage verlassen konnten.

«Verantwortungsvoll und situationsgerecht» Die Sust bezeichnete das Vorgehen der Stoos-Mitarbeiter von damals als «verantwortungsvoll und situationsgerecht ». Gemäss Sust war die Sesselliftanlage bei der Untersuchung am Tag nach dem Unfall in gutem Zustand. Es seien keine Hinweise auf bevorstehende Unregelmässigkeiten erkennbar gewesen, hiess es im Schlussbericht. Der abgestürzte Sessel und das Förderseil wurden beim Ereignis beschädigt. Die Sust sprach mit dem Schlussbericht weder Sicherheitsempfehlungen noch Sicherheitshinweise aus.

Bezogen auf die Bahn an der Rotenflue, gab es den ganzen Vormittag keine Windprobleme, heisst es von den Verantwortlichen der Rotenfluebahn. Um 11 Uhr kam böiger Wind auf. «Dann schnellte die Anzeige des Windmessers plötzlich in den roten Bereich», so Betriebsleiter Remo Gwerder.

Glücklicherweise unbesetzt: Beim Grondelabsturz wurde niemand verletzt. Foto: Kapo

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