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«Es heisst, ein Alphorn wird gejodelt»

«Es heisst, ein Alphorn  wird gejodelt» «Es heisst, ein Alphorn  wird gejodelt»

Urs Holdener aus Willerzell ist Präsident der Alphorngruppe Chrystal sowie der Fachkommission Alphorn des Eidgenössischen Jodlerverbandes.

LUKAS SCHUMACHER

Kürzlich gaben Sie als Trio ein Alphornkonzert für die Bewohner der Alters- und Pflegeheime sowie für die Patienten im Spital Einsiedeln. Wie kamen Sie auf diese schöne Idee? Die Idee, mit Alphornklängen durch die Dörfer zu ziehen, ist nicht neu. Da wir grundsätzlich sowieso draussen üben und kulturelle Veranstaltungen bis fünf Personen erlaubt waren, entschieden wir uns schon früh, mit unseren Melodien der Bevölkerung etwas Freude zu spenden. So kam es, dass wir unsere «Proben » am Mittwoch in die Quartiere verlegten. Wie kommt es, dass Sie Präsident eines Alphornvereins aus Horgen sind? Mein Name verrät zwar meine Herkunft, aber aufgewachsen bin ich in Horgen. Seit knapp zehn Jahren wohne ich nun aber mit meiner Familie wieder in meiner ursprünglichen Heimat. An einem Auftritt mit der Guggenmusik an der Fasnacht 2004 beschlossen zwei Freunde und ich, dass wir als Alphorntrio an einem Eidgenössischen Jodlerfest teilnehmen möchten. Mit der Zeit schlossen sich unserem Trio weitere Musikkollegen aus der Region an. Als Initiant des ursprünglichen Trios und weil kein anderer sich vordrängte, bekleide ich seit der Vereinsgründung das Präsidentenamt. Sie sind beim Eidgenössischen Jodlerverband in der Fachkommission Alphornblasen – Was genau sind Ihre Aufgaben dort? Ich begann 2007 als Kursleiter und wurde 2012 zum Alphornobmann im Nordostschweizerischen Teilverband gewählt. Von Amtes wegen gehörte ich fortan zur fünfköpfigen Fachkommission Alphornblasen des EJV. Seit 2017 präsidiere ich diese Kommission und sitze daher als Vertreter der Sparte Alphorn im Zentralvorstand des EJV. Wie wäre es mit einem Alphornverein Einsiedeln? In Einsiedeln und Umgebung gibt es viele Alphornbläserinnen und -bläser. Einige sind ebenfalls Mitglied im Verband. Sie nehmen regelmässig an Jodlerfesten teil, pflegen das ursprüngliche Alphornspiel und tragen so zur Erhaltung dieses wertvollen Brauchtums bei. Gibt es noch genügend Alphorn- Nachwuchs? Das Alphorn erlebte in den vergangenen Jahren einen Aufschwung. Es gibt viele Kinder, die das Instrument erlernen wollen, aber auch viele «Quereinsteiger », die von der Trompete, Posaune oder anderen Instrumenten zum Alphorn wechseln. Der Begriff Nachwuchs assoziiert automatisch Kinder und Jugendliche. Ich wage zu behaupten, dass es grad bei Folklore, Brauchtum und Tradition eine gewisse Reife und Erdung braucht, um den Zugang und die Faszination dafür zu finden. Daher ist unser Nachwuchs eher 30+.

Was fasziniert Sie am Alphornspielen?

Das Alphornspiel nach ursprünglicher Art kann nicht mit dem Spiel auf einer Trompete verglichen werden, obwohl die Technik mit den Lippen die gleiche ist. Es heisst, ein Alphorn wird gejodelt und das gelingt nicht oft auf Anhieb. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Alphorns und Übung helfen, um den typischen Alphornklang zu finden.

Ausserdem kann auf dem Alphorn lediglich die Naturtonreihe gespielt werden. Einige Töne klingen für ungewohnte Ohren falsch, können aber auch fantastische Hühnerhautmomente bescheren. Der Klang von Alphörnern wird stets mit Heimatgefühlen und anderen positiven Erinnerungen empfunden.

Wie sind Sie zum Alphorn gekommen? Spielen Sie auch noch andere Instrumente? Meine Eltern sangen in Jodelklubs und mein Vater spielt Alphorn. Folklore und Brauchtum war und ist auch heute noch bei uns zu Hause stets präsent. Als Junge spielte ich zuerst Trompete und wechselte später aufs Euphonium. Es war lange nicht offensichtlich, aber es zeichnete sich ab, dass ich in die Fussstapfen meines Vaters treten würde. Worauf freuen Sie sich, wenn alles wieder erlaubt ist? Ich freue mich auf unbeschwerte und gesellige Stunden beispielsweise an Jodlerfesten oder Alphorntreffen. Foto: zvg

Urs Holdener

Jahrgang: 1977 Wohnort: Willerzell Beruf: Zürcher Stadtpolizist Hobbys: Aktivitäten im Freien mit Familie und Freunden

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