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«Die Volksseele bleibt auf der Strecke»

«Die Volksseele bleibt auf der Strecke» «Die Volksseele bleibt auf der Strecke»

Der Bund hat sich im Terrassenstreit mit den Kantonen durchgesetzt. «Es gibt aber Hoffnung, dass die Kantone bald einen Handlungsspielraum erhalten können, welche Massnahmen auf ihrem Gebiet gegen Corona beschlossen werden sollen», sagt Regierungsrat Andreas Barraud.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Am Sonntag, Punkt 17 Uhr, war es so weit: Die Terrassen in den Skigebieten wurden geschlossen. «Der Regierungsrat bedauert diesen Entscheid des Bundesrates ausserordentlich, da sich die bisherige Praxis in den Skigebieten seit mehreren Wochen bewährt hat», heisst es in einer Medienmitteilung.

Damit hat sich die Position nicht durchgesetzt, welche der Schwyzer Volkswirtschaftsdirektor Andreas Barraud im Vorfeld mit deutlichen Worten eingenommen hatte. Ist der Schwyzer Regierungsrat eingeknickt? «Für uns stand nie zur Diskussion, dass sich Schwyz als einziger Kanton gegen die Vorgaben wehren würde und die Terrassen offen lässt», sagt Regierungsrat Andreas Barraud: «Im Fokus stand immerzu, dass wir gemeinsam eine Lösung suchen, ein Miteinander anstreben.» In diesem Sinne haben die Zentralschweizer Kantone gemeinsam entschieden, die Terrassen zu schliessen.

Widerstand hätte eine Öffnung ab 22. März gefährden können «Der Schwyzer Regierungsrat hat sich aus staatspolitischen Gründen für dieses Vorgehen entschieden», führt Andreas Barraud aus: Man habe mit einem allfälligen weiteren Offenlassen der Terrassen nicht gefährden wollen, dass ab dem 22. März eine generelle Öffnung der Restaurants möglich werden könnte.

Nichtsdestotrotz bedauert Barraud den Entscheid des Bundesrates: «Die Volksseele bleibt auf der Strecke.» Dabei hätten die Schutzkonzepte vollends gehalten und «verhebbed ». Aus epidemiologischer Sicht hätte es Sinn gemacht, die Terrassen in den Skigebieten offen zu halten. «Wenn die Terrassen schliessen müssen, gibt es automatisch Gruppenbildungen am Pistenrand und in der Nähe von Take-away-Betrieben », erklärt Barraud: «Die geordneten Verhältnisse mit der Einhaltung der Abständen, die mit der Offenhaltung der Terrassen hätten sichergestellt werden können, sind auf jeden Fall die bessere Variante, wenn es darum geht, eine Pandemie zu bekämpfen.»

Eine föderalistische Lösung ist in Sicht

Es gebe aber Hoffnung, dass die Kantone bald selber einen Handlungsspielraum erhalten können, welche Massnahmen auf ihrem Gebiet gegen Corona beschlossen werden sollen, sagt Regierungsrat Andreas Barraud: «Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK) hat einen Antrag von Nationalrat Marcel Dettling (SVP) gutgeheissen. » Danach dürften Kantone eigenständig Lockerungen von Massnahmen beschliessen, wenn die Fallzahlen unter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt sind. Sagen beide Räte Ja, wäre der Weg für die Kantone bereits am 22. März frei, über Restaurantöffnungen zu befinden.

«Für uns stand nie zur Diskussion, dass Schwyz als einziger Kanton die Terrassen offen lässt.»

Regierungsrat Andreas Barraud

Andreas Barraud, Volkswirtschaftsdirektor im Kanton Schwyz: Man habe mit einem allfälligen weiteren Offenlassen der Terrassen nicht gefährden wollen, dass ab dem 22. März eine generelle Öffnung der Restaurants möglich werden könnte.

Foto: Magnus Leibundgut

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