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Die Ski-WM und anderen Sport vor dem Fernseher mitverfolgen?

Sport ist die wichtigste Nebensache der Welt.

Das war einmal. Inzwischen ist Sport längst zur Mitte unseres Lebens geworden. Live-Sport am Fernsehen mitzuverfolgen, ist für viele längst auch ein Ritual. Ich kannte mal ein junges Ehepaar, das sich jeden Sonntagmorgen nicht nur hartgekochte Eier, sondern auch Biathlon-Übertragungen gönnte.

Auch ich gehöre zu jenen «Süchtigen», die sich gerne täglich am Fernsehen irgendein Sportereignis «reinziehen ». Und das ist nicht nur, weil jetzt wieder gerade die Alpinen Skiweltmeisterschaften auf dem Programm stehen – und wir natürlich hoffentlich alle zuschauen, wie es unserer Wendy geht. Wie viele Medaillen sie holt.

Nein, ich finde es natürlich auch lässig, mir ein Live-Spiel der dritten Runde im Fussball- DFB-Pokal anzuschauen und hoffentlich dabei zu erleben, wie ein «Underdog» wieder einmal einen der ganz Grossen im Regen stehen lässt. Holstein Kiel lässt grüssen.

Genauso klicke ich regelmässig gerne in den Teletext, um die aktuellen Bundesliga- Ergebnisse zu erfahren – oder zu sehen, wo gerade Newcastle United in der Premierleague steht. Neben Ski-Weltcup-Rennen im Winter gehören im Sommer natürlich die grossen Tennis-Matches zu meinen Vorlieben.

Wobei ich sagen muss, dass mir die Ergebnisse der Spiele nicht mehr so wichtig sind. Es ist einfach grosses Kino, wie Federer, Nadal und Djokovic oft stundenlang im Stil antiker Helden mythische Schlachten schlagen. Emotionen und Leidenschaft. Fight pur – mit Rackets statt Florett.

Ich habe aber auch den Verdacht, dass ich mir mittlerweile so manche Fussballspiele nur anschaue, weil der Anblick des grossen, grünen Rasens einfach beruhigend auf mein Gemüt wirkt.

Skirennen finden draussen statt. Damit ist alles gesagt. Wenn es schneit, windet oder neblig ist, gucken die TV-Zuschauer «in die Röhre». Gestern Montag zum Beispiel stand Wendy auf dem Programm. Sie schickt sich an, die alpine Kombination zum dritten Mal in Folge zu gewinnen. Triple-WM! Tage zuvor bin ich schon «kribbelig ». Ich baue mir meine ganze innere Spannung gezielt für Wendys erstes WM-Rennen auf – und dann kippt der Neuschnee den Kombinationswettkampf aus meinem Montagsprogramm. Einfach so. Statt mitfiebern, bangen und jubeln gibts Schneegestöber und Pistenarbeiten. Ich bin mental komplett ausgelaugt. Wann das Rennen nachgeholt wird, ist angesichts des dichten WM-Kalenders in Cortina auch noch nicht klar.

Und damit komme ich zum zweiten Grund, weshalb ich am TV zum Sport-Abstinenzler geworden bin: Es gibt einfach zu viel. Vor lauter Sportanlässen weiss ich ja gar nicht mehr, worauf ich mich überhaupt freuen soll. Fussball gabs früher am Samstag. Heute gibts jeden Abend eine Begegnung, die verkauft wird, als würde der neue Weltmeister exakt jetzt und heute gekürt. Und ich falle auch noch darauf ’rein. Statt Spitzenspiel gibts unsägliches Gekicke.

Beim Skifahren gehts mir ähnlich. Früher gab es Abfahrt, Riesenslalom und Slalom. Heute fahren die Parallelrennen einzeln und in Gruppen. Und selbst das Training wird live übertragen! Kann man uns Zuschauer nicht für einen einzigen Tag alleine lassen? Muss ich immer das Gefühl haben, etwas zu verpassen? Wer sagt mir, was aus der Überflutung der Angebote wirklich lohnenswert ist? Wer hilft mir?

Ich lese Zeitungen. Da steht heute vielleicht drin: Damenkombination verschoben. Das genügt.

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