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«Eine bisher durchwegs positive Bilanz im Kanton»

«Eine bisher durchwegs positive Bilanz im Kanton» «Eine bisher durchwegs positive Bilanz im Kanton»

Der Lockdown habe auf die Lehrstellensuchenden bisher noch keinen direkten Einfluss, erklärt Oscar Seger, der Vorsteher des kantonalen Amtes für Berufsbildung.

VICTOR KÄLIN

Wie viele offene Lehrstellen gibt es derzeit?

Per 31. März sind 456 gemeldet. Das sind 95 mehr als im letzten Jahr. Wenn ich unter Berufsberatung. ch den Ort Einsiedeln (+/– 10 Kilometer) eingebe, erscheinen 186 freie Lehrstellen … Das ist korrekt, wobei bei diversen Firmen mehrere Lehrstellen offen sind. Wie viele Lehrverträge Kanton Schwyz sind bisher unterzeichnet worden?

800 per Ende März. Das sind 55 mehr als in der Vorjahresperiode. Das ist eine durchwegs positive Tendenz.

Welchen Einfluss hat der Corona- bedingte Lockdown auf die Lehrstellensuchenden? Aufgrund der erwähnten Zahlen kann zurzeit noch kein direkter Einfluss abgeleitet werden. Es ist aber sicher so, dass es für die Schülerinnen und Schüler im Moment nicht einfach ist, Berufswahlpraktika in jedem Beruf zu vereinbaren. Und welchen Einfluss hat der Corona-bedingte Lockdown auf die Lehrbetriebe? Der Einfluss dieses Lockdowns ist je nach Branche und Beruf unterschiedlich und abhängig davon, ob im Lehrbetrieb noch gearbeitet werden kann oder nicht. Bei geschlossenen Lehrbetrieben (Detailhandel, Gastro, Coiffeur, Kosmetik und so weiter) stehen die Lehrbetriebe vor der Herausforderung, dass die Lernenden nicht «am Kunden» ausgebildet werden können und somit alternative Ausbildungsformen gesucht werden müssen. Bei Lehrbetrieben, welche mehr oder weniger normal arbeiten, hat dies, ausser dass die vorgegebenen Schutzmassnahmen eingehalten werden müssen, meine Erachtens weniger Einfluss. Gibt es Spezialregelungen, Spezialmassnahmen wegen des Lockdowns? Kurzarbeit kann auch für Lernende beantragt werden und Dispensationen vom Schulunterricht sind für bestimmte Berufsgruppen eher möglich. Wie beurteilen Sie aufgrund Ihrer langjährigen Erfahrung die generelle Situation? Wie sich die Situation bei einem länger anhaltenden Lockdown zeigt, ist schwierig vorauszusehen. Die aktuellen Zahlen zeigen im Vergleich zu den Vorjahren eigentlich eine positive Tendenz. Nach wie vor herrscht ein Lernendenmangel, was sich für die Schülerinnen und Schüler sehr positiv auswirkt, die Lehrbetriebe jedoch vor grosse Herausforderungen betreffend dem fehlenden Nachwuchs stellt. Wenn man die aktuellen Schulstatistiken betrachtet, könnte sich diese Situation in den nächsten Jahren wieder zu einem Lehrstellenmangel ändern. Was ist Ihrer Meinung nach das derzeit grösste Problem? Aktuell spüren wir eine grosse Unsicherheit in Bezug auf die anstehenden Abschlussprüfungen. Die Lernenden möchten wissen, wie ihr Abschluss dieses Jahr aussieht und ob dieser überhaupt gewährleistet ist. Ich kann diese Verunsicherung durchaus verstehen, bin aber überzeugt, dass auch dieses Jahr die Abschlüsse sichergestellt sind. Es braucht noch ein wenig Geduld, bis die entsprechenden Vorarbeiten durch die Berufsverbände abgeschlossen und die Entscheide auf nationaler Ebene getroffen wurden. Wir rechnen damit, dass bis Ende April, Anfang Mai alle Beteiligten über den Ablauf ihrer Qualifikationsverfahren informiert werden können.

Und für die Lehrbetriebe?

Für viele ist die aktuelle Situation eine riesige Herausforderung. Sie müssen die Ausbildung der Lernenden sicherstellen, obwohl sie ihren Betrieb gar nicht geöffnet haben. Sie müssen die Ausbildung der Lernenden unter Einhaltung der Schutzmassnahmen inklusive Social-Distancing organisieren. Sie müssen den Nachwuchs für ihren Betrieb finden, obwohl die Durchführung von Berufswahlpraktika und so weiter erschwert ist.

Meine Erfahrungen mit den Schwyzer Lehrbetrieben haben jedoch gezeigt, dass diese Herausforderungen anpacken können und mindestens im Rahmen der Berufsbildung ihre Verantwortung wahrnehmen. Ich danke all jenen herzlich, die auch in dieser schwierigen Zeit Verantwortung übernehmen und dafür sorgen, dass nach dieser Corona- Zeit die Gesellschaft und die Wirtschaft wieder funktionieren können.

«Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass die Schwyzer Lehrbetriebe diese Herausforderungen anpacken können»: Oscar Seger, Vorsteher Amt für Berufsbildung Kanton Schwyz. Foto: zvg

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