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«Homophobie ist nicht mehr normal, sondern inakzeptabel»

Geht es nach Bundesrat und Parlament, sollen öffentliche Aufrufe zu Hass und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung strafbar werden. Dies findet auch Elias Studer von queerpuzzles.

IRENE LUSTENBERGER

In der Silvesternacht wurde im Zürcher Niederdorf ein schwules Paar angegriffen und niedergeschlagen. Während es in Zürich immer wieder zu ähnlichen Vorfällen kommt, sind physische Attacken im Kanton Schwyz seltener.

«Körperliche Gewalt habe ich selber noch nie erlebt, verbale Gewalt erlebe ich leider mehr oder weniger regelmässig», bestätigt Elias Studer, Präsident von queerpuzzles, einer Schwyzer Gruppe für lesbische, schwule, bi-, trans- und asexuelle Jugendliche. Meistens kämen die Anfeindungen im Ausgang, aus Gruppen heraus und von jungen Männern. «Dabei erlebe ich nicht mehr Homophobie von Menschen mit Migrationshintergrund, wie das vielleicht unterstellt werden könnte», hält Studer fest. Eine Beobachtung, die der Oberarther oft macht: «Homophobie und Rassismus gehen Hand in Hand.» Er unterstreicht das mit einer Erfahrung, die er im Dezember gemacht hat: «Wir waren auf Schulbesuch an einer Oberstufe und liessen die Schüler kleine Rollenspiele zum Thema Homosexualität spielen. Einige Schüler mit Migrationshintergrund spielten das so: Ein alter Mann greift ein schwules Pärchen auf der Strasse verbal an – homophob und rassistisch. Für sie scheint das die Realität zu sein.» Wissenschaftlich fundiert sei diese Wahrnehmung aber nicht. «Was ich weiss: Die, die sich in den Parlamenten gegen eine statistische Erfassung von homophob motivierten Verbrechen stellen, sind keine Ausländer, sondern bürgerliche Schweizer», so Studer.

Unterschied Stadt – Land Im Kanton Schwyz seien physische Attacken viel weniger wahrscheinlich als in der Stadt. Hier gäbe es andere Probleme: «Wer homosexuell ist, muss damit leben können, dass das ganze Dorf das weiss und dass alle eine Meinung dazu haben.» Es sei nicht so einfach, aus einem konservativen Umfeld auszubrechen wie in der Stadt. «Deshalb ziehen viele Homosexuelle weg», erklärt Studer.

Der 24-Jährige stellt aber auch fest, dass sich momentan extrem viel Positives tut. «Als ich in der Oberstufe war, war ein Outing dort undenkbar.» Inzwischen würden sich Homo- und Bisexuelle immer früher outen. Studer glaubt auch nicht, dass physische Attacken zunehmen, «aber endlich spricht man darüber ». Endlich sei Homophobie in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr normal, sondern inakzeptabel.

«Als ich in der Oberstufe war, war ein Outing dort undenkbar. Inzwischen hat sich viel auch positiv entwickelt.»

Elias Studer

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