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«Ich möchte beim Zuhörer Emotionalität entfachen»

«Ich möchte beim Zuhörer  Emotionalität entfachen» «Ich möchte beim Zuhörer  Emotionalität entfachen»

«So eine Weihnacht!» – unter diesem Motto lädt Moritz Kälin zu einem Erzählabend ins Diorama Einsiedeln. Wir fragten ihn, warum Menschen besonders an Weihnachten so empfänglich für Geschichten sind.

WOLFGANG HOLZ

Freuen Sie sich schon auf Weihnachten?

Ich freue mich, an Weihnachten mit meiner Familie zusammen zu sein. Das ist für mich Weihnachten.

Sie laden ja demnächst unter dem Motto «So eine Weihnacht!» zu einem Erzählabend ein. Lesen Sie dabei auch die biblische Weihnachtsgeschichte vor? In einem Teil der Geschichten, die ich vorlesen werde, kommen sicher Stellen aus der biblischen Geschichte vor – wie etwa Josef und Maria auf der Suche nach einer Herberge. Aber die biblische Geschichte als solche werde ich nicht vorlesen. Für gläubige Menschen ist natürlich die Weihnachtsgeschichte die zentrale Geschichte an Weihnachten, für andere weniger. Warum glauben Sie, sind Menschen besonders an Weihnachten so empfänglich für gute Geschichten?

Weil es wohl das Bedürfnis an Weihnachten gibt, dass sich neben all dem Rummel vor Weihnachten Menschen treffen und sich dabei Geschichten erzählen. Früher waren vor allem die Grosseltern und Eltern diejenigen, die Geschichten erzählten. Deshalb ist es eine schöne Idee, dass wir uns nächsten Donnerstag um 19.30 Uhr im Diorama treffen und dort Geschichten präsentiert werden. Welche Art von Geschichten werden Sie Ihren Zuhörern präsentieren – ohne schon zu viel zu verraten? Einerseits werden es Geschichten aus der Schweiz und aus Deutschland sein. Dabei geht es um Menschen, die zusammenkommen. Ich werde aber auch humorvolle Geschichten vorlesen, die nicht nur mit Weihnachten zu tun haben. Am Ende werden auch Geschichten und Gedichte aus Einsiedeln zu hören sein.

Sie sprechen von Meinrad Lienert. Müssen weihnachtliche Geschichten eigentlich immer ein Happy End haben? Nein. Denn an Weihnachten sind viele Menschen allein und fühlen sich an diesen Tagen besonders einsam. Eine meiner Geschichten wird dieses Thema behandeln – sie ist zwar humorvoll geschrieben, im Grunde aber traurig. Eine Erzählung handelt auch von zwei Menschen, die Weihnachten bewusst fliehen, aber sich dann trotzdem finden. Schön. Weihnachten wird so oft als Fest der Besinnlichkeit gefeiert. Was bedeutet das für Sie? Es hat etwas mit Sinn und Sinnlichkeit zu tun. Man besinnt sich auf sich selbst. Auf sein persönliches Umfeld. Man nimmt eine Art Standortbestimmung vor. Sie sind Schauspieler. Was geniessen Sie besonders am Vortrag von Geschichten? Es geht beim Geschichtenlesen darum, dass der Zuhörer spürt, dass man meint, was man sagt. Das Ego muss zurückgenommen werden, damit die Geschichte im Vordergrund steht. Gleichzeitig will ich natürlich mit meinem Vortrag auch eine Emotionalität beim Zuhörer entfachen.

Welche Art von Stücken lieben Sie am meisten? Ich bin ja ein Urgestein der Theatergruppe Chärnehus und mache jetzt auch wieder beim Welttheater mit. Mein Anspruch als Schauspieler ist es, möglichst viele Charaktere spielen zu können. Ich habe mal den Vladimir in Becketts «Warten auf Godot» gespielt. Das war für mich das eindrücklichste Erlebnis. Ihr Wunsch für Weihnachten?

Weniger Egoismus.

Foto: Wolfgang Holz

Moritz Kälin

Jahrgang: 1951 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Pensionär, früher KV Hobbys: Theater, Lesen, Kochen, Bewegung

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