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Tag der Toten

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BRIEF AUS DEN USA

Unser Zweitklässler kam am 1.November aufgeregt von der Schule nach Hause. Seine Spanischlehrerin erklärte den wenigen Schülern ohne mexikanische oder lateinamerikanische Wurzeln, was es mit dem Tag der Toten auf sich hat. Cody plante schon vor dem Heimweg, das Lieblingsessen seines verstorbenen Onkels zu kochen und er durchbohrte mich mit Fragen nach seiner Schweizer Grossmutter, welche vor 23 Jahren starb. Auch wollte er wissen, ob ich mich an die Namen unserer zwei Fischchen erinnern kann, welche letztes Jahr den ersten Wasserwechsel nicht überlebten.

Er malte in der Schule bereits ein Totenkopfbild aus und erklärte mir, dass die hellen Farben in der Nacht den Geist seines Onkels anlocken werden. Er bestand darauf, dass wir ein Steak für Onkel Geno kochten.

In den letzten Jahren lebte die Tradition des Tages der Toten in den USA regelrecht auf.Als ich vor zwölf Jahren hierher zog, war der Tag einzig im vorgedruckten Wandkalender erwähnt. Dieses Jahr organisierte die Gemeinde eine Kostümparty und auf dem grossen Friedhof neben der Autobahn wurde zu einer nächtlichen Feier eingeladen. Dort erzählten sich Familienangehörige stundenlang Anekdoten aus dem Leben der Verstorbenen. Vermutlich ist die steigende Popularität dem Disney Film namens Coco zu verdanken. Coco thematisiert kindgerecht den Tag der Toten und kam vor zwei Jahren heraus.

Der Tag der Toten wird vor allem in Mexiko gefeiert, aber auch Teile von Lateinamerika haben ihre eigene Version der Festlichkeiten. Der Feiertag ist eine Kombination von Allerheiligen und Allerseelen und zelebriert entgegen des Namens das Leben der Verstorbenen. Es geht bunt und laut zu und her. Zu jeder mexikanischen Fiesta gehört Musik und Tanz dazu und der Tag der Toten ist keine Ausnahme.

Familien stellen im Haus einen temporären Altar mit Fotos von verstorbenen Familienmitgliedern und Freunden auf. Die vier Elemente Feuer, Wasser, Wind und Erde dürfen nicht fehlen. Kerzen repräsentieren das Feuer und eine Kanne Wasser soll verhindern, dass die Toten durstig werden. Farbige Papierschlangen und Dekorationen repräsentieren den Wind. Das Lieblingsessen der Verstorbenen repräsentiert die Erde. Oftmals wird auch ein spezielles Brot, welches mittlerweile in jedem amerikanischen Supermarkt gekauft werden kann, hingelegt.

Manche Familien hängen bunte Papier-Schmetterlinge auf. Diese sollen den Geist der Verstorbenen transportieren. Interessanterweise fällt der Tag der Toten mit der Ankunft von Schmetterlingen aus dem Norden zusammen. Diese verbringen den Winter in Mexiko. Der Tag der Toten dauert in Realität zwei Tage. Am 1. November werden verstorbene Kinder mit Spielsachen und bunten Totenköpfen aus Zuckerguss sowie Haustiere verehrt und der 2. November ist den Erwachsenen gewidmet.

* Die Einsiedlerin Regula Grenier- Flückiger (*1973) zügelte 2007 nach Denver im amerikanischen Bundesstaat Colorado, am Fusse der Rocky Mountains. Seit 2011 wohnt sie im Nachbarort Thornton. Dort kamen 2011 Sohn Cody Frederick und 2015 Tochter Stephanie Nova

zur Welt.

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