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Rechtsextreme kapern Infoanlass

Rechtsextreme kapern Infoanlass Rechtsextreme kapern Infoanlass

An der Infoveranstaltung zum Bundesasylzentrum Buosingen führte die Junge Tat eine Aktion durch.

Es war eine bemerkenswerte Szene an diesem Mittwochabend in der Turnhalle Allmig in Oberarth. Ein junger Mann ging nach vorne zum Podium und stellte einen selbst gebastelten «Pokal» mit Gesslerhut auf das Pult von Christine Schraner Burgener, der Staatssekretärin für Migration. Das alles geschah unter dem Gejohle und dem Applaus des Publikums, das der Informationsveranstaltung zum geplanten Bundesasylzentrum (BAZ) in Buosingen beiwohnte.

Die Besuchenden dürften indes vielleicht nicht gewusst ha-ben, wem sie da zujubeln – es handelte sich um Aktivisten der rechten Gruppierung Junge Tat. Die Gruppe hat es in den jüngsten Sicherheitsbericht des Bundes geschafft, unter der Rubrik «Rechtsextremismus ». Seit einigen Jahren sorgt sie mit umstrittenen Aktionen für Aufsehen, Mitglieder haben in der Vergangenheit laut Medienberichten Vorlesungen an einer Zürcher Hochschule mit «Heil Hitler»-Rufen gestört.

Gemeindepräsident spricht von Missbrauch Die Aktion am Mittwochabend war vergleichsweise harmlos. Vor der «Preisübergabe» hatte ein führendes Mitglied der Jungen Tat das Wort im Saal ergriffen. Er wolle sich eigentlich nicht in Schwyzer Angelegenheiten einmischen, sagte er, dann folgte ein «Aber». Er kritisierte die Zustände beim Bundesasylzentrum im zürcherischen Embrach, in dessen Nähe er aufgewachsen sei, und kündigte an, er wolle einen Preis übergeben. Dieser sei «für die Leute, die dem Volk gegenüber besonders undemokratisch handeln». Daraufhin marschierte sein Kollege ungehindert zum Podium und überreichte den «Preis» mit Gesslerhut.

Dem Arther Gemeindepräsident Ruedi Beeler (Die Mitte), der als Moderator durch den Abend führte, war nicht bewusst, wer sich da auf den Weg nach vorne machte. «Aber man hat schnell gemerkt, dass gewisse Leute von ausserhalb die Veranstaltung missbrauchen.» Diese sei eigentlich für die Arther und für die angrenzende Bevölkerung gedacht gewesen.

In seiner Gemeinde sei er sich eine andere Diskussionskultur gewohnt, so Beeler. «Es ist sehr schade, dass rechtsextreme Exponenten diesen Anlass missbraucht haben. Es haben vor allem Protestbürger von nah und fern gesprochen, die ihren Frust ablassen wollten.» Beeler stellt aber klar: «Die Sicherheit im Saal war jederzeit gewährleistet.

Die Behördenvertreter muss-ten sich viel und zum Teil heftige Kritik anhören – allen voran der Gemeinderat. «Wenn unsere Urahnen die gleichen gewesen wären wie ihr, dann wäre Gessler heute noch hier», sag-te ein Goldauer. «Wir wollen das BAZ auf keinen Fall. Nicht in Buosingen, nicht in Goldau, nicht im Talkessel Schwyz und auch nicht im Kanton Schwyz.» Umfrage: Mehrheit ist negativ eingestellt Andere, in erster Linie Anwohnerinnen und Anwohner, mach-ten sich Sorgen um ihre Sicherheit. Eine Frau wollte wissen, ob die Sicherheit in den Bussen gewährleistet sei. Marcel Suter, Vizedirektor des Staatssekretariats für Migration, sagte, es sei in der Vergangenheit zu Problemen gekommen, man habe dann Busse und Züge von Sicherheitspersonal begleiten lassen. Jeweils nach drei bis sechs Monaten sei die Situation wieder besser gewesen. Suter: «Unser Sicherheitsdispositiv ist dynamisch. Wenn es mehr braucht, wird es ausgebaut.» Klar ist: Am Mittwoch äusserten sich ausschliesslich kritische bis ablehnende Stimmen aus dem Publikum zum Bundesasylzentrum. Doch wie sieht die Stimmung in der Bevölkerung aus? In einer repräsentativen Umfrage lehnten 35 Prozent der befragten Schwyzerinnen und Schwyzer das BAZ ab, hinzu kommen 18 Prozent, die eher Nein dazu sagten. Der Ja-Anteil ist mit 16 Prozent tiefer, zu einem «eher Ja» konnten sich 22 Prozent der Befragten durchringen.

Interessant: Der Anteil der Frauen, die Ja zum BAZ sagten, ist mit 13 Prozent erheblich tie-fer als bei den Männern, die mit 20 Prozent Ja sagten. Allerdings ist die Ablehnung mit 37 Prozent der Männer, die klar Nein sagten, ausgeprägter als bei den Frauen, bei denen 32 Prozent klar Nein zum BAZ sagten. Befragt wurden 350 Personen zwischen dem 6. und 22. März.

Foto: Geri Holdener

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