Veröffentlicht am

Grosse gemalte und fotografierte Vielfalt

Grosse gemalte und fotografierte Vielfalt Grosse gemalte und fotografierte Vielfalt

8. Jahresausstellung im «MedicoPlus» in Einsiedeln

Seit letzten Samstag wird bereits zum achten Mal im MedicoPlus Kunst ausgestellt. Und – es ist eine sehr vielfältige Art, Kunst zu zeigen. Die Ausstellung kann nach Absprache bis März 2025 besucht werden.

Drei Malerinnen und der Fotoclub Sihlsee verschaffen dem Praxishaus mit ihren Werken wiederum ein neues Kunst-Kleid. Die zahlreichen Vernissage-Besucherinnen und Besucher genossen erst eine fundierte Einführung durch Zeno Schneider und liessen anschliessend die Werke auf sich einwirken. Die Apéro- Gespräche drehten sich um eben Gesehenes.

«Hausherr» Dr. Simon Stäuble begrüsste im Eingangsbereich des MedicoPlus mit grosser Freude die zahlreich erschienenen Vernissage-Gäste: «Es ist immer schön, wenn so viele Leute kommen und ihr Interesse an einer Ausstellung zeigen. Unser Zentrum ist ein lebendiges Haus und dient allen, die hier arbeiten, aber auch den Patienten. Und natürlich auch den Kunstinteressierten. »

Praxis-Haus mit Kunst-Kleid schmücken

Zeno Schneider gab in seiner Eröffnungsrede einige Gedanken zum Konzept der Ausstellung an das aufmerksame Publikum weiter und stellte in einem zweiten Teil die Ausstellenden vor.

Die bereits achte Ausstellung hätte vor bereits einem Monat eröffnet werden sollen. Aus terminlichen Gründen hat-ten Bilderschienen und Nägel in der Wand eine lange, verwaiste Pause. Und dieser Monat ohne Kunst bewirkte, zu sehen, welche Ausstrahlung und Wirkung Bilder an den Wänden haben können. Hält man nämlich vor einem Bild inne, überfallen einen Stimmungen und Gefühle. Und in diesen speziellen Räumen erfahren die Werke eine andere, eine sehr anspruchsvolle Präsenz. «Leben» ist eine grosse Vielfalt

In Erdgeschoss und Untergeschoss sprechen speziell bearbeitete und vergrösserte Fotowerke von Mitgliedern des Fotoclubs Sihlsee den Besucher an. Folgende 14 Fotokünstlerinnen und -künstler stellen unter dem Motto «Leben» aus: Romi Blank, Gina Graber, Angie Kälin, Erika Zentner, Eva Korz, Eveline Marty, Isabelle Schuler, Liselotte Maag (sie nach letztem Jahr bereits zum zweiten Mal), Erik Csoaza, Fredy König, Hans Hagmann, Lukas Schumacher, Pascal Sigrist und Joe Niederberger.

«Leben» ist ein unfassbar weiter Begriff. Und so ist es spannend zu sehen, wie die Fotokünstler mit dem Thema umgingen. Die Kraft der Natur, die Erhabenheit von Pflanzen und Tieren, die Urgewalt des Wassers – man muss die Dinge halt sehen und spüren. Eine Welt der Offenbarung tut sich dabei auf.

Beeindruckende Sepideh NourManesh Im ersten Stock hält man an und steht atemlos vor einigen ihrer Werke. Die vielseitige Künstlerin zeigt sich als «Person in mehreren Körpern». Die seit einigen Jahren in der Schweiz lebende Iranerin ist sehr vielseitig. In der Bildsprache ist sie mehrsprachig gekonnt unterwegs. Mal kommt sie realistisch da-her, dann expressiv und dann auch abstrakt.

Sie zeigt Blumenbilder, Landschaften, dann Stilleben und ausdrucksstarke, fast grob gezeichnete Porträts. Und – eine Wand ist leer geblieben. Ein grosses Bild, das dort ursprünglich platziert war, wurde im folgenden Praxisalltag, aus welchen Gründen auch immer, als unpassend empfunden. So wirkt die Wand als Nachhall des entfernten Werks.

Nina Meret Ates malt in die Tiefe

Schwer beeindruckt stieg ich ein Stockwerk höher. Die im Aargau aufgewachsene Nina Meret Ates beeindruckt mit Tiefe. Ihre Werke durchbrechen das Zweidimensionale und gewähren dem Beschauer tiefer gehende Einblicke in eine im Fernen liegende Ebene. So werden ihre Werke zu «Bild-Plastiken».

Ihre Darstellungen versetzten mich in die Flower-Power-Zeit der Siebziger zurück, wo man sich im rauchgeschwängerten Raum vor einem Bild fand, das sich auflöste und plötzlich eine andere Deutung annahm. Die skurrilen Namen der Werke – Kre, Kral, Semsa oder Freisil – lassen sich auf diesem Weg nicht deuten. Einfach hinschauen und für sich ergründen.

Farbige Lebendigkeit bei Rahel Kistler Im obersten Stock empfängt einen Lautmalerei, farbstark in Acryl, in Öl oder Mischtechnik umgesetzt. Ihre Kohlewerke wirken spontan hingesetzt, ein schneller Strich. Ihre Werke sind Gefühlen und Stimmungen gewidmet, bleiben nie gleichgültig. Irgend etwas eckt an.

Das grosse Bild vor dem Empfang lässt einen still stehen und rätseln, was wohl mit der Katze geschieht, wenn das aus dem Wasser ragende Beinpaar sich bewegt. Die Katze, die auf den Füssen steht und nicht schwimmen kann, sucht in der Ferne wohl ein rettendes Brett oder das unsichtbare Ufer. Eine Metapher für unser unstetes Leben?

Fotografieren ist Sehen lernen Die 14 Fotografinnen und Fotografen bieten eine Vielfalt in der Vielfalt. «Leben» lässt sich auf eine unendliche Anzahl darstellen, wenn man den Augenblick des Abdrückens beherrscht und die Stimmung perfekt spürt.

Aus der Vielfalt der Fotografen habe ich stellvertretend Liselotte Maag herausgenommen. Sie durfte schon letztes Jahr hier ausstellen. Ihre drei Bilder zeigen die Antarktis, einen Wasserfall am Öschinensee und den Sihlsee im Frühling.

Sie geht, wie sie sagt, mit weit geöffneten Augen und wachem Sinn durch die Welt. Ihre Kamera ist stets ihr Begleiter. So wie ihr ergeht es sicher jedem Fotokünstler, der den besonderen Glücksmoment geniesst, zu erleben, wie ein Bild unter Dutzenden Aufnahmen sie zum Staunen bringt.

Fotos: Paul Jud

Meret Ates vor ihrem Mischtechnik-Bild «Irla».


Rahel Kistler-Landolt liebt es farbig!

Liselotte Maag und ihr «Quellwasser» am Öschinensee.

Nina

Sepideh NourManesh vor ihren «Händen», die überall sind.

Share
LATEST NEWS