Veröffentlicht am

Rentenreform bringt Rente «à la carte» statt «Menü fix»

Rentenreform bringt  Rente «à la carte» statt «Menü fix» Rentenreform bringt  Rente «à la carte» statt «Menü fix»

Der Geschäftsbericht 2023 der AHV/IV-Stelle Schwyz zeigt ein starkes Wachstum in allen Bereichen der Sozialversicherungen. Die Verantwortlichen sind zufrieden, warnen aber vor dem «Poschti-Zettel».

Wir müssen bis 2050 einen Peak bewältigen», erklärte Regierungsrat Damian Meier, Vorsteher des Departements des Innern, an der gestrigen Medienkonferenz der Ausgleichskasse / IV-Stelle Schwyz. 2050 werde der Kanton die älteste Bevölkerung schweizweit aufweisen. Entsprechende Vorbereitungen seien nötig, denn nach dem Peak werden die Nach-Baby-boomer für eine andere Altersstruktur der Bevölkerung sorgen.

Umso erfreuter zeigte sich der Sozialminister ob des jüngsten Berichts der Ausgleichskasse / IV-Stelle Schwyz. Er warn-te indes ausdrücklich davor, immer neue Leistungen auf den «Poschti-Zettel» zu schreiben, ohne gleichzeitig die Finanzierung zu sichern. Meier erwähnte die «Dauerbaustelle Prämienverbilligung ». Ab 2025 wird diese voll durch den Kanton gestemmt, was rund 9 Millionen Franken Mehrbelastung bedeute, und die nächste Volksinitiative ist schon im Anmarsch mit Mehraufwänden von bis zu 45 Millionen Franken im Jahr. «Das ist ein grosses Risiko für den Kanton Schwyz», so Meier.

Deutliches Wachstum

2023 wuchsen im Vergleich zum Vorjahr die Einnahmen und Leistungen der Ausgleichskasse erneut an. Die Einnahmen stiegen um 5,8 Prozent auf 601 Millionen Franken, die ausbezahlten Leistungen gar um 6,3 Prozent auf 844 Millionen Franken. Die weiterhin ständig steigenden Versicherungsbeiträge bedeuteten eine «blühende Schwyzer Volkswirtschaft», wie der Geschäftsleiter Andreas Dummermuth erklärte. Höhere AHV-Beiträge der Arbeitgeber zeigten ein Stellenwachstum und/oder Lohnwachstum an.

Allein im letzten Jahr sind im Kanton Schwyz 600 neue Rentnerinnen und Rentner dazugekommen. «Diese Zahlen zeigen, es ist nicht vorstellbar, wenn das Rentensystem nicht läuft. Die Sozialwerke passen sich zudem laufend an», so Dummermuth. Eine Ausgleichskasse müsse immer funktionieren, frei nach dem Motto «The Show must go on!».

AHV 21 termingerecht umgesetzt 2022 haben Volk und Stände die Reform zur Stabilisierung der AHV angenommen. Die Reform wurde von der Ausgleichskasse Schwyz auf den 1. Januar 2024 umgesetzt. Sie umfasst vier Massnahmen: die Vereinheitlichung des Rentenalters von Frauen und Männern auf 65 Jahre, mehrere Ausgleichsmassnahmen für Frauen der Übergangsgenerationen, einen massiv flexibleren Rentenbezug zwischen dem 63. und dem 70. Lebensjahr sowie eine Zusatzfinanzierung durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer.

Die Individualisierung und die Flexibilisierung des Rentenbezuges und die Einführung von monatsweisen Teilrenten führten zu einer AHV-Rente «à la carte». Dummermuth: «Heute muss ich entscheiden, ob ich Fisch, Fleisch oder Vegi will und wann ich das essen will. Das Leben wird komplizierter. Das Menü fix ist vorbei. » Weil das System komplizierter sei als früher, setze die Ausgleichskasse gezielt auf Information, auch eine Roadshow an vier Orten im Kanton Schwyz wurde durchgeführt. Neue Informationsangebote mit Erklärvideos, detaillierten Merkblättern, Online-Rentenschätzungen und prognostischen Rentenberechnungen ergänzten die kostenlose persönliche Beratung durch die Fachpersonen der Ausgleichskasse Schwyz.

Trotz Arbeitskräftemangel: Wer gesundheitliche Probleme hat, ist oft auch im Beruf beeinträchtigt. Die IV-Stelle Schwyz setzt sich laut Dummermuth das Ziel, «dass es keine Abwärtsspirale geben darf». Eine persönliche gute Beratung von Betroffenen und ihrer Arbeitgeber sei dabei entscheidend. Der Geschäftsbericht zeigt dies an-hand des konkreten Beispiels der Firma ATP Hydraulik AG in Küssnacht auf und berichtet auch über die Firma IMEX Delikatessen AG in Lachen. Dank der guten Zusammenarbeit von Wirtschaft und Sozialversicherung im Kanton konnten 2023 laut Dummermuth über 200 neue Arbeitsplätze geschaffen werden und über 400 Arbeitsstellen im gleichen Betrieb erhalten und umgestaltet werden.

Sozialversicherungen im schnellen Wandel Geschäftsleiter Dummermuth schaute gestern aber nicht nur auf das Jahr 2023 zurück, sondern auf die letzten paar Jahre: Die Steuer- und AHV-Reform (STAF), der Aufbau und die Abwicklung des Corona-Erwerbsersatzes, die Einführung der Vaterschaftsentschädigung, der Entschädigung für pflegende Angehörige und für Adoptionen sowie der Aufbau der neuen Überbrückungsleistungen für ältere Arbeitslose. Gleichzeitig ist eine Reform der Ergänzungsleistungen und die Weiterentwicklung der IV dazugekommen. Für Dummermuth ist klar: «Das System der Ausgleichskassen verbindet Stabilität und Flexibilität zugleich. Das ist die Grundlage für weitere 75 Jahre Erfolgsgeschichte im Kanton Schwyz.»

Der Geschäftsbericht 2023 ist online unter www.aksz.ch zu finden.

Share
LATEST NEWS