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Lernstress und wie wir daraus lernen

Lernstress und wie wir daraus lernen Lernstress und wie wir daraus lernen

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Aktuell höre ich häufig das Wort Lernstress. Interessanterweise höre ich dieses Wort immer nur vor Prüfungen oder wenn Semester zu Ende gehen. Kaum ist diese Zeit vorbei, verschwindet dieses Wort wieder. Wenn wir also ehrlich sind, ist es Prüfungsstress.

Wie kann es zu Lernstress kommen?

Wie bereits angetönt, kommt dieser Stress immer kurz vor Prüfungen. Es ist ein Zeichen dafür, dass man sich nicht sicher ist, ob es für die Prüfung reicht. Dieses Gefühl kommt dann auf, wenn man es sich zu lange bequem gemacht hat, sich ablenken liess oder den Fokus auf anderen Dingen im Leben gerichtet hatte. Diese Unsicherheit löst Stress aus, da die Angst des Scheiterns aufkommt. Die Lösung ist dann meis-tens, dass man in wenigen Tagen versucht, die Lerninhalte von mehreren Wochen oder gar Monaten aufzuholen. Es gilt zu retten, was man bisher verpasst hat.

Für mich als Lerncoach ist es immer wieder spannend zu sehen, wozu Lernende kurz vor einer Prüfung fähig sind. Man kann plötzlich konzentriert arbeiten, das geht so-gar über eine Zeitspanne, welche bis zu diesem Zeitpunkt undenkbar war. Es wird auf Freizeit verzichtet, sogar das Handy wird mal weggelegt. Kurz gesagt, verschieben sich die Prioritäten.

Eher lustig finde ich es, welche Hoffnungen einige Lernenden wenige Tage, manchmal sogar Stunden vor der Prüfung haben. Egal in welcher Schulform, in kürzester Zeit versucht man, sich das benötigte Wissen anzueignen. Lerntricks sollten sofort wirken, da die Zeit rennt. Glücklicherweise gelingt das sogar häufig, dem Kurzzeitgedächtnis sei Dank.

Dieser Lernstress kippt dann oft in Unmut gegenüber der jeweiligen Schule, da diese in den Augen der Lernenden den Stress mit der Prüfung verursacht hat. Dabei muss dieser Stress ja nicht sein, wir können uns vornehmen, künftig früher zu beginnen, aufmerksamer zu sein im Unterricht oder auch die gestellten Aufgaben gewissenhaft zu lösen, anstatt diese nur zu erledigen.

Passend zum Jahresanfang kennen wir dieses Phänomen auch aus anderen Bereichen. Wie oft höre ich, dass man aufhört mit dem Rauchen, nun ins Fitness geht, oder sich gesünder ernährt. Von Silvester zu Silvester merken wir, dass wir noch immer am selben Ort stehen. Ein Klassiker ist auch das Verhalten, wenn Gäste eingeladen wurden. Man weiss genau, wann man eingeladen hat, was man kochen möchte und ob man zufrieden mit der Sauberkeit der Wohnung ist. Kurz vor dem Eintreffen des Besuches geht trotzdem der Stress los. Einkaufen, putzen und was alles ansteht, muss in Minuten erledigt werden. Man schafft in kürzester Zeit, was durch die ganze Woche nicht möglich war. In wenigen Monaten beginnt dasselbe Spiel mit der Badesaison. Sobald die Badis öffnen, geht es los mit den Diäten.

Seien wir also nicht zu streng, wenn die Kinder wieder kurzfristig etwas lernen wollen, solange wir es in anderen Bereichen auch nicht schaffen.

Bei all diesen Dingen, und eben auch beim Lernen, kann man den Stress eigentlich einfach reduzieren. Man kann ihn sogar streichen. Stellen Sie sich vor, wie schön es ist, stressfrei an eine Prüfung zu gehen, Besuch zu empfangen oder die Badehose anzuziehen.

Das Zauberwort heisst Planung. Hinzu kommt noch etwas Disziplin, da unsere gesteckten Ziele nicht immer mit Spass verbunden sind. Schaffen Sie es, sich diszipliniert an Ihren Plan zu halten, kommen Sie in eine viel längere Genussphase und das sind dann wieder die schönen Seiten im Leben.

Michael Berger, wohnhaft in Studen, ist ein Schulischer Heilpädagoge und Lernberater. Auf seiner Website bietet er Hilfestellungen für Eltern, Schulen und Lehrbetriebe an. Er hat sich auf Lernschwierigkeiten und effizientes Lernen spezialisiert.

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