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Zwei Drittel der Jugendlichen lassen die Finger von Suchtmitteln

Zwei Drittel der Jugendlichen lassen die Finger von Suchtmitteln Zwei Drittel der Jugendlichen lassen die Finger von Suchtmitteln

Im Kanton Schwyz wurde erstmals eine Jugendbefragung zum Thema Suchtmittelkonsum durchgeführt. Die Ergebnisse sind erfreulich: Das Gesundheitsbewusstsein der Schwyzer Jugendlichen ist hoch, Sofortmassnahmen drängen sich keine auf.

Es waren die vermehrten Berichterstattungen in der Schweizer Medienlandschaft zum risikoreichen Mischkonsum von Jugendlichen, die dazu führten, dass eine Arbeitsgruppe beschloss, den Substanz- sowie den Mischkonsum von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Kanton Schwyz zu untersuchen. Die interdepartementale Arbeitsgruppe bestand aus Vertreterinnen und Vertretern der Fachstelle für Gesundheitsförderung und Prävention, dem Amt für Gesundheit und Soziales, der Kantonspolizei sowie der Jugendanwaltschaft.

So ist es denn auch das Ergebnis bezüglich des Mischkonsums, das die Autorin der Studie und Programmleiterin Abhängigkeit/ Sucht bei gesundheit schwyz, Denise Zai, am meisten überrascht hat – aber positiv: Nur 9 der knapp 1200 befragten Jugendlichen (das entspricht 0,8 Prozent) gaben an, hochriskanten Mischkonsum mit Medikamenten zu praktizieren. Zum Vergleich: In der von Sucht Schweiz alle vier Jahre durchgeführten schweizweiten Jugendbefragung gaben 2022 4 Prozent der 14- und 15-Jährigen diese Art von Mischkonsum an. Häufiger Alkohol- und Tabak-Konsum Auch gaben nur 36 Prozent der Umfrageteilnehmenden an, gelegentlich oder regelmässig Suchtmittel zu konsumieren. Am häufigsten wurden der regelmässige Konsum von Alkohol (knapp 25 Prozent der Gesamtstichprobe) und Tabakprodukten (20 Prozent aller Befragten) angegeben, regelmässigen Cannabiskonsum gaben nur 6 Prozent aller Befragten an. 11 Prozent der Befragten gaben zudem «andere» an, aufgrund der Angaben im Kommentarfeld konnte spezifiziert werden, dass rund die Hälfte davon ärztlich verschriebene Medikamente konsumiert. Was die Studie auch aufzeigt: Der Anteil an Konsumierenden steigt mit zunehmendem Alter.

Obwohl keine direkten Vergleichswerte aus dem Kanton Schwyz vorhanden sind und Sucht Schweiz in den letzten Jahren eine tendenzielle Zunahme beim Suchtmittelkonsum unter Jugendlichen feststellt, bestätigt Denise Zai den Eindruck aus der Schwyzer Jugendbefragung: «Das Gesundheitsbewusstsein bei Jugendlichen ist heute grösser als früher.» Das sehe man insbesondere daran, dass als Hauptgrund für den ho-hen Nicht-Konsum «Weil es meiner Gesundheit schaden kann» von 69 Prozent der Befragten angegeben wurde.

E-Zigaretten sind beliebte Einstiegsdrogen

Als zunehmendes Problem sieht Denise Zai den Boom von E-Zigaretten. Obwohl in der Studie nicht nach verschiedenen Tabakprodukten gefragt wurde, erwähnt sie gegenüber dem «Boten » das hohe Einstiegspotenzial von E-Zigaretten in eine Nikotinsucht. Darauf müsse in den nächsten Jahren in der Präventionsarbeit ein besonderes Augenmerk gelegt werden.

27 Prozent und damit am meisten der Befragten gaben an, dass sie aufgrund knapper finanzieller Mittel mit dem Konsum aufhören würden. Das deckt sich mit einer Vielzahl anderer Studien zur Alkoholprävention, die aufzeigen, dass preispolitische Massnahmen bei Jugendlichen einen grösseren Effekt haben als in der Allgemeinbevölkerung. Obwohl aufgrund der Ergebnisse kein dringlicher Handlungsbedarf besteht, leitete die Arbeitsgruppe zehn konkrete Handlungsempfehlungen für die Ebenen Politik, Prävention und Intervention ab.

Ein wirksamer Jugendschutz müsse auch mit dem ab Mitte 2024 schweizweit geltenden Mindestabgabealter für alle Tabakprodukte von 18 Jahren ein zentrales Thema bleiben. Des Weiteren sollten bewährte Beratungs- und Unterstützungsangebote wie zum Beispiel die anonyme Online-Beratung «Safezone» besser bekannt gemacht und überprüft werden, wo es zusätzliche Beratungs- und Unterstützungsangebote wie allenfalls ein Drug-Checking braucht und wie diese bedarfsgerecht an die Zielgruppe gebracht werden können.

Umfrage alle drei Jahre wiederholen In der Prävention sollen zudem auch die Eltern als Sekundärzielgruppe in den Fokus genommen werden, da diese von 68 Prozent der Jugendlichen als ers-te Ansprechpersonen bei Problemen mit Suchtmittelkonsum angegeben worden sind. Im Bereich Intervention wird deshalb auch der optimale Einbezug der Eltern bei jugendstrafrechtlichen Konsequenzen beziehungsweise Schutzmassnahmen empfohlen sowie eine stärkere Sensibilisierung der Mitarbeitenden zum Thema Mischkonsum. Gesundheit Schwyz beabsichtigt, die Schwyzer Jugendumfrage ab jetzt alle drei Jahre zu wiederholen, um Entwicklungstendenzen erkennen zu können. Dabei soll der Fragebogen laufend optimiert werden, um möglichst genaue Ergebnisse zu erhalten. «Wir haben zum Beispiel gemerkt, dass wir genauer definieren müssen, was regelmässiger Konsum bedeutet », führt Denise Zai aus. Auch sollen Nikotinprodukte stärker differenziert werden. Zudem werde man wohl die Zielgruppe auf Sek 1 (Oberstufen) und Sek 2 (Berufs- und Mittelschulen) begrenzen, da diese am besten erreicht werden können: «Wir haben den Fragebogen über die Bezirksschulen, Berufsschulen und Mittelschulen streuen können. Die Pädagogische Hochschule wollte sich leider nicht beteiligen, weshalb uns Ergebnisse von jungen Erwachsenen fehlen», erklärt Denise Zai.

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