Veröffentlicht am

Wie ein Niederländer den Schweizern beim Fliegen hilft

Wie ein Niederländer den Schweizern beim Fliegen hilft Wie ein Niederländer den Schweizern beim Fliegen hilft

Seit letztem Jahr verfügt das Schweizer Skisprungteam über einen Material-Entwickler. In der Person von Robin van Baarle fand Swiss-Ski die ideale Person. Der Einsiedler Anzeiger hat sich mit ihm unterhalten.

1973 wurde Robin van Baarle in den Niederlanden geboren. Und schon da war er früh im Wasser anzutreffen. So begann er mit drei Jahren mit dem Windsurfen. Bereits im zarten Alter von acht Jahren machte er an seiner ersten Weltmeisterschaft im Segeln mit. Dem Windsurfen blieb er treu und wurde niederländischer Meister. Sein Karrierehöhepunkt war 1990, als er Jugendweltmeister im Windsurfen wurde. Danach beendete er seine sportliche Karriere.

Nach der Grundschule absolvierte er die Ausbildung zum Sportlehrer. Ebenfalls absolvierte er auch eine Ausbildung zum Kaufmann. Während seiner Sportlerlaufbahn bot ihm sein Sponsor eine Stelle im Verkauf an. Diese Chance ergriff er. Doch es blieb nicht bei diesem einen Beruf. Nachdem er eine Surfstation geleitet hatte, Vertreter für eine Windsurf- und Snowboardfirma war und Hafenmeister wurde, gründete er eine Kite- und Windsurfschule. Diese konnte er im Jahr 2010 einem Angestellten verkaufen.

Auf in die Schweiz

Seine damalige Frau erhielt zu jener Zeit ein Jobangebot in Basel. So packten sie ihr ganzes Hab und Gut ins Auto und zogen in die Schweiz. Hier angekommen, schaute er sich nach einem Job um. Schliesslich landete er bei der Schweizer Post als Briefträger. Die Arbeit dort gefiel ihm sehr. Kurz darauf ging aber seine Ehe in die Brüche und er musste sich neu orientieren. In Holland unterrichtete er auch schon als Snowboardlehrer.

die Kitesurfen, Windsurfen, Surfen und Foilen miteinander verbindet. Einfach erklärt, ist es Windsurfen mit einem kleinen Segel in den Händen auf einem Kitesurfbrett.

Zufallsfund im Birchli Und so sah er 2019 das zu vermietende Lokal im ehemaligen Lokal «Löwen» im Birchli. Nach einigen Gesprächen mit dem Besitzer wurde der Laden gemietet. Anfänglich bot er, nach mehrmaligem Anfragen, Skiservice an. Dann kam Corona und schloss seinen Laden. Aber dank seinem grossen Beziehungsnetz in der Schweiz konnte er dennoch Arbeiten, Reparaturen ausführen. In der gleichen Zeit wurde er auch für Wingfoil-Schulungen angefragt. So eröffnete er seine nächste Schule, eine Wingfoil-Surfschule. Da die Leute auch das Material bei ihm kaufen wollten, entschloss er sich, dies in sein Angebot seines Ladens im Birchli aufzunehmen. Kontakt mit Skisprungtrainer

Aufgrund seiner Hobbys, Surfen und Gleitschirmfliegen, entstand der Kontakt zum Skisprungtrainer der Frauen, Roger Kamber. Er half immer wieder im Geschäft aus und eine Freundschaft entstand. Als bei Swiss-Ski die Neubesetzung verschiedener Positionen anstand, wurde auch darüber diskutiert, Material selber zu entwickeln. In früheren Zeiten half er Roger Kamber, die

dass hier eine Person zur Verfügung steht, die innovativ eingestellt ist. Zudem verfügt sie über das handwerkliche Geschick und kann auch mal um die Ecke denken. Im August wurde die Zusammenarbeit besiegelt und die gemeinsamen Arbeiten begannen. «Für mich ist die Arbeit bei Swiss-Ski eine Bestätigung meiner jahrelangen Arbeit », steht für ihn fest.

Was sind das für Leute?

Nun hatte aber van Baarle noch ein Problem: Er kannte keinen der Skispringer, so war der Schweizer Olympiaheld Simon Ammann einfach nur ein Name. Glücklicherweise konnten ihm Google und Wikipedia helfen und er ahnte da langsam, dass sich etwas Grösseres anbahnte. Als Skisprungneuling lernte er täglich dazu. Er konnte sich bei den Wettkämpfen offen bewegen, er kannte niemanden und niemand kannte ihn. Ohne Vorurteile konnte er so in die Szene starten. Unterdessen ist er doch bekannter geworden und wird erkannt.

Alles reglementiert Was er einfach unbedingt machen musste, war, die Reglemente zu studieren. Bei den Anzügen ist alles reglementiert, und ja, er wolle nicht schuld sein, wenn wegen einem falschen Anzug ein Athlet disqualifiziert wird. Im Moment befindet sich seine Lernkurve in einem steilen Steigflug. Er geniesst das Vertrauen des Teams und seine Arbeit wird geschätzt. Die Athleten kommen zu ihm und äussern ihre Wünsche und Einschätzungen. Dank seinem reichlich gefüllten Ruck-sack ist es für ihn ein Leichtes, dies in einen Anzug umzusetzen. Was er auch feststellte, war, dass der Austausch unter allen Teammitgliedern funktioniert. Es werden Änderungen ausführlich diskutiert, alles mit dem Ziel, die Schweizer Skispringer besser zu machen. In früheren Jahren drängten nicht allzu viele Junioren nach, heute sieht das anders aus. Stehen doch einige junge Skispringer in den Startlöchern und möchten sich via FIS- und Continentalcup für die vier Weltcupstartplätze empfehlen. Somit sind die Plätze für die aktuellen Kaderathleten nicht sakrosankt.

Gänsehaut-Momente Früher wurden Anzüge bei den etablierten Herstellern bestellt und, falls nötig, selber angepasst. Heute ist es so, dass die Athleten zwei Mal im Jahr durch die FIS mit einem 3D-Scan

Gepäck, so weit das Auge reicht Zu Wettkämpfen, welche mit dem Auto erreicht werden können, wird alles in die Swiss-Ski-Busse verladen. Aufwendiger wird es, wenn die Anreise mit dem Flug erfolgt. Die Abfertigungsangestellten im Flughafen rollen dann gerne mit den Augen, gibt es da doch etwas mehr Gepäck abzufertigen als bei einem Badeferien- oder Städtetrip. Nimmt doch schon er mindestens zehn Meter Anzugstoff, eine Nähmaschine und verschiedene Messgeräte mit. Und eben jeder Athlet mindestens zwei Anzüge, zwei Skier und seine persönlichen Sachen.

Abschliessend kann van Baarle sagen: «Mir macht alles einen Riesenspass und es ist eine Ehre für mich, diese Arbeit zu machen.»

Fotos: René Hensler


Direkt von grossen Stoffrollen werden die Anzüge nach Schnittmustern von jedem einzelnen Athleten passgenau zugeschnitten und dann genäht.

Share
LATEST NEWS