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300 Personen feierten «100 Jahre Welttheater Einsiedeln»

300 Personen feierten «100 Jahre Welttheater Einsiedeln» 300 Personen feierten «100 Jahre Welttheater Einsiedeln»

«Das grosse Welttheater» von 1924 bis heute. Das «Welttheater Einsiedeln» geht in rund 140 Tagen in seine 17. Spielzeit. Zusammen mit den Mitgliedern, dem Spiel-volk und den künstlerischen Leitungen wurde am letzten Samstagabend das 100-Jahr-Jubiläum in würdiger Form gefeiert.

Samstagabend um 18.50 Uhr im Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben: Das Klosterkirche-Geläut von 1937 ertönt und ermahnt die geladenen Freunde des Welttheaters zu Stille. Conférencier Zeno Schneider – er spielt in diesem Jahr den Autor – erwähnt die schwierige Situation vor dem 1924 in Rekordzeit von acht Wochen auf die Bühne gebrachten Grossen Welttheater von Calderón. Viele Tausend Personen haben dieses grossartige Projekt seit damals mitgetragen, auch Querdenker, Andersartige oder «Uusrüefer». Jetzt stehen wir vor der 17. Ausgabe.

Ohne Spielvolk unmöglich

Hans-Peter «James» Kälin, Präsident der Welttheatergesellschaft Einsiedeln, begrüsste die geladenen Gäste aufs Herzlichste und mein-te, der erste Präsident, Franz Kälin «Poscht Fränzel», würde sich mit den anderen Initianten von 1924 freuen, wenn sie sähen, dass vor dem Kloster auch 100 Jahre später gespielt wird. Und die Sinnesfragen von Calderón sind zentraler denn je! Kälin meinte, es sei einmalig, dass über 500 Menschen für ein derartiges «Kulturelles Leuchtturm-Projekt» zu begeistern seien. Ein Fest wie das heutige sei als Zeichen der Dankbarkeit zu verstehen. Immer wieder erschienen Bilder, viele davon aus dem Stück, das 1924 als «ein Meisterwerk katholischer Dichtkunst von 200 katholischen Spielern dargeboten wurde». Aktuelle Stimmen lasen diese eindrücklichen Verse zu den Bildern von damals.

Abt Urban Federer, Gastgeber des Klosterplatzes, nahm in seiner Rede Bezug auf das 1576 in zwei Tagen im Konventgarten aufgeführte Einsiedler Meinradspiel, dem ersten schweizerischen Heiligendrama der Gegenreformation. Gegen 100 Leute spielten, Männer besetzten Frauenrollen; Freude am Spielen war damals ebenso präsent wie 448 Jahre später. Der Klostervorsteher gratulierte Einsiedeln, das auch 2024 zeigen darf, dass hier Tradition auf die Zukunft hin lebt. Wörtlich meinte er: «Es braucht alle Rollen; die Tradition soll weiterleben!» Welttheater als Werbebotschaft Längst genossen die frohen Freunde des Welttheaters eine feine Aargauer Rüeblisuppe, die von Conférencier Zeno Schneider mit besonderer Freude angekündigt worden war. Ja, er ist (ursprünglicher) Aargauer! Auch das delikate Poulet-Geschnetzelte liess die gute Stimmung auf hohem Niveau bleiben.

An einem Jubiläumsfest gehören Reden dazu: Bezirksammann Franz Pirker gratulierte herzlich zum 100. Geburtstag und erwähnte die Entwicklung des Welttheaters in eine erfreuliche Richtung. Und eben: Corona war die grosse Spielverderberin, aber die Verantwortlichen arbeiteten professionell. «Deshalb stehen wir heute an einem hoffnungsvollen Punkt und ich bin sicher, dass das Welttheater auch 2024 eine ganz wichtige Werbebotschaft für Einsiedeln in sich trägt», so der kulturinteressierte höchste Einsiedler.

Zum gelungenen Rahmenprogramm des Abends gehörte auch das Zitieren von Pressestimmen zum Einsiedler Welttheater. Da gab es eine grosse Bandbreite! Stellvertretend für das Engagement sei eine Stelle aus der NZZ zitiert: «Wenn man statt irgendwelcher Namen von Darstellern im Programmheft «Das Volk von Einsiedeln» liest, so erlebt man im Verlaufe des eindrucksstarken Abends den Begriff dieser Spiel-gemeinschaft mit einem Gefühle hoher Achtung.» Was bleibt dem noch beizufügen?!

«Mit euch viel Arbeitsglück erlebt» Dann war die Reihe am Regisseur von 2000 und 2007, Volker Hesse. Trotz seiner nunmehr 80 Jahre darf man den Mann, der die Mitwirkenden laufen, rennen, tanzen und rollen liess, als Meister der Bewegung bezeichnen. In seiner Stegreif-Rede kamen viele Emotionen hoch. Er verbinde mit den zwei Engagements tiefbewegende Erfahrungen. Trotz eines Spiels von Fragen und von Absurdem habe ihm die Arbeit immer Spass bereitet, sag-te Hesse. Er meinte, dass viel Improvisation nötig gewesen sei und sprach die «Leitungssitzungen » an. Da entstand auch die legendäre «Güselsack-Szene». Immer hätten die Spielerinnen und Spieler alles mitgemacht und mitgedacht. Bestimmt sind vielen Mitwirkenden die von Volker Hesse erwähnten Szenen wieder hautnah vor Augen geführt worden.

Stellvertretend für die Gegenwart, das aktuelle Stück, schwangen sich drei «Eckpfeiler » des Produktionsteams auf die Bühne: AnnaMaria Glaudemans (Kostüm- und Raumgestaltung) schwärmte von den tollen Räumlichkeiten im ehemaligen Benziger-Areal. Lukas Bärfuss (Autor) zeigte sich beeindruckt von der Vergangenheit. Er mein-te: «Es gibt nichts Schöneres als wenn das, was man geschrieben hat, Gegenwart wird. Bärfuss’ Vorfreude ist offensichtlich! Livio Andreina (Regie) erklärte spontan, auch er freue sich riesig und fügte an: «Der Autor gibt uns einen Sprachkörper, wir machen daraus Körpersprache.» Ein lesenswertes Buch Es war gegen 23 Uhr, als Hans-Peter «James» Kälin – er ist übrigens der siebte Präsident – das offizielle Ende des Abends ankündigte. Er sprach Worte des Dankes aus. So hat Zeno Schneider mit seiner humorvollen Art viel Freude gebracht. Aber auch Peter Lüthi (Klostervertretung/Konzeption) und Produktionsleiterin Claudia Capecchi leisten grosse Arbeit, dies auch oft im stillen Kämmerlein. Zu erwähnen bleibt der eindrückliche Band 115 der Schwyzer Hefte «100 Jahre Welt-theater in 100 Geschichten»: Der Autor Walter Kälin, Enkel des ersten Präsidenten der «Gesellschaft der Geistlichen Spiele », Franz Kälin, hat ein Werk geschaffen, das eine umfassende Schau über die Welttheater-Zeit von 1924 bis heute vermittelt. Hochspannend!

Bleibt noch zu erwähnen, dass das welttheaterinterne Quintett «Anstatt glettä» nach dem offiziellen Teil die «Länger-Höckler» musikalisch zu unterhalten wusste. Wer zu welcher Zeit den Heimweg angetreten hat, soll hier nicht verraten werden. Der Abend, das steht fest, bleibt in allerbester Erinnerung! Jetzt wird die Freude auf die Premiere vom 11. Juni 2024 um 20.45 Uhr immer grösser!

Foto: Felicia Bettschart


300 Personen unterschiedlichen Alters nahmen am Welttheaterfest im Zwei Raben teil.

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