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«Über den möglichen Aufstieg haben wir noch gar nicht geredet»

«Über den möglichen Aufstieg haben wir noch gar nicht geredet» «Über den möglichen Aufstieg haben wir noch gar nicht geredet»

Anfang November endete die Vorrunde für die erste Herrenmannschaft des FC Einsiedeln. Der Einsiedler Anzeiger unterhielt sich mit dem Trainer Luca Corrado über die Hinrunde, machte aber auch einen Ausblick auf die Rückrunde.

Der FC Einsiedeln ist in seiner Gruppe Wintermeister. Welches Wort umschreibt für Sie die Vorrunde am besten?

Weltklasse!

Und warum dieses Wort?

Weil die Spieler das umgesetzt haben, was sie können, und teilweise Weltklasse aufgespielt ha-ben. Und weil unser Ziel übertroffen wurde. Was waren die Schlüssel zum Erfolg in der Hinrunde? Die Rückrunde der letzten Saison ist der Erfolgsschlüssel für die Hinrunde dieser Saison. Wie gehen Sie mit dem Druck um, Wintermeister zu sein? Den Druck hatten wir schon zu Beginn, obwohl wir nie vom Aufstieg geredet haben. Wir sind das Fanionteam des FC Einsiedeln und nicht irgendwo in Zürich in einem kleinen Nebenverein. Wir haben ein ganzes Dorf hinter uns. Daher müssen der Trainer und die Mannschaft ihre Leistung erbringen. Ich selbst habe diesen Druck nicht so stark gespürt. Meine Jungs können das, und ich weiss es. Die Rückrunde im Frühling hat das bewiesen und wir haben so weitergemacht.

Im Frühling waren die Einsiedler Spieler auf der Torschützenliste unter «ferner liefen». Jetzt sieht das ganz anders aus. Wer ist eigentlich der torgefährlichste Spieler der Einsiedler? Wenn ich die Zahlen anschaue (40 Tore), und diese lügen ganz selten, dann ist die gesamte Mannschaft torgefährlich. In den Top 50 der Gruppe sind sieben Spieler meines Teams. Mit Timo Steiner, Oliver Borner und Marko Prskalo haben wir gar drei Spieler in den Top 7. Aber auch unsere Mittelfeldspieler, Verteidiger oder Ersatzspieler reihten sich bei den Torschützen ein. Welche Spieler waren in der Hinrunde besonders wichtig? (Überlegt lange) Ich muss es ehrlich sagen: Es ist das Team. Ich habe keinen einzelnen, den ich hervorheben kann und will. Alle Positionen kann ich mit jemand anderem besetzen. Dies haben wir an verschiedenen Spielen so bewiesen, aber es ist klar, dass gewisse Spieler halt mehr Erfahrung und Qualität mitbringen und somit dann wichtig für das Team sind. Im Frühjahr haben Sie die Mannschaft übernommen. Im Sommer kam der Abstieg in die dritte Liga. Und dann der Neustart. Wie hat sich die Mannschaft seit dem Sommer verändert? Die Mannschaft ist selbstbewusster. Sie wissen jetzt, was sie können. Das Team ist überzeugt von seinen Fähigkeiten und weiss, wie es auf dem Feld agieren muss. Auf alle Fälle sind sie mental stärker geworden. Sie impften der Mannschaft ein, nicht zu müssen, sondern zu wollen. Wie wurde diese Philosophie aufgenommen? Das ist sehr gut aufgenommen worden. Der Spruch gilt heute noch. Er hat sich in der Rückrunde stark in die Köpfe der Spieler gesetzt. Nach den ersten drei, vier Spielen haben sie begriffen, was ich will. Und ich mit dem Ausleben meiner Leidenschaft habe das zusätzlich unterstrichen. In der Vorrunde habe ich aber klar gesagt, wir reden nicht vom Aufstieg, sondern vom Mitspielen um die Spitze. Wir wollen Vollgas geben und das haben die Jungs perfekt umgesetzt. Wo viele Leute gemeinsam etwas machen, sind Schwierigkeiten vorprogrammiert. Wie gehen Sie mit Konflikten im Team um? Vom Typ her bin ich einer, der die Verbindung mit den Spielern haben muss. Beim Start meiner Trainerlaufbahn habe ich einen Stage absolviert. Nur sah ich die Spieler maximal 20 Minuten. Da konnte ich keine Verbindungen aufbauen und habe mich daraufhin wieder abgemeldet. Das Zwischenmenschliche fehlte mir. Ich suche mit jedem Spieler das Gespräch. Sie sollen wissen, dass sie immer mit mir reden können. Als Co-Trainer war dies einfacher, es war meine Aufgabe. Beim Antritt als Chef-trainer war es für mich so einfacher, auf dem Aufgebauten weiterzumachen. Das ist ein Mosaikstein für einen guten Team-geist. Vor Konflikten bin auch ich nicht geschützt. Diese passieren einfach und ich habe teilweise nichts mitbekommen. Oft lasse ich es etwas setzen und bespreche zu einem späteren Zeitpunkt, was genau passiert ist.

Wie schaffen Sie es, die Spieler zu motivieren, auch wenn es mal nicht so läuft? Sie wissen mittlerweile, wie ich bin. Bei mir muss die Einstellung stimmen, als Spieler hab ich stets 120 Prozent gegeben und als Trainer hab ich immer das gleiche Feuer, auch gegen eine offensichtlich schwache Mannschaft. Ich motiviere meine Spieler immer gleich, ich kann gar nicht anders, darum fällt es mir leicht, wenn es mal nicht so läuft. Wie bewerten Sie die Konkurrenz in Ihrer Gruppe? Ich passe bei jeder Mannschaft auf. Ein «Ausrutschen» ist bei jedem Gegner möglich. Ich unterschätze die Gegner nie. Für mich gibt es nie ein lockeres Spiel. Jetzt sind wir die Gejagten. In der Rückrunde gibt es Mannschaften in der Gruppe, die sich verstärken werden. Wir jedoch kennen unsere Stärken und vertrauen darauf. Ich bin davon überzeugt, dass meine Mannschaft ein 2.-Liga-Team ist. Ich weiss, was ich an meinen Jungs habe. Es liegt an uns. Wir nehmen ein Spiel nach dem anderen. Haben Sie die Ziele für die Rückrunde schon definiert? Wenn ja, wie lauten diese? Darüber geredet haben wir noch nicht. Aber eigentlich ist es klar, wir sind ja Wintermeister. Jedoch werde ich das Wort «Aufstieg» nicht in den Mund nehmen. Gegen Ende der Saison, wenn wir nach wie vor vorne sind, dann rede ich vom Aufstieg. Unsere Vorbereitung wird auch dahingehend so laufen. Wir «ärgern» weiterhin die anderen Teams. Was sind die wichtigsten Dinge, die Sie in der Rückrunde verbessern wollen?

Ja, es gibt schon Punkte, die ich noch verbessern will. Beispielsweise mehr Effizienz vor dem Tor, mehr Mut beim Spielaufbau und auch das Vertrauen auf die Mitspieler. Diese Sachen haben mir nicht so gefallen, aber am Schluss hat dennoch die Leis-tung gestimmt. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die bes-ser gemacht werden können. In der letzten Rückrunde waren wir stark in Standardsituationen. Seit dem Sommer, in der Hinrunde, waren wir da aber nicht so gut. Bis anhin haben meine Jungs gut von hinten her gespielt und so das Spiel aufgebaut, wie wir das wollen. Ich will aber auch, dass sie mehr über das zentrale Mittelfeld angreifen und nicht schon Angst vor einem Konter haben. Wenn wir das so umsetzen können, werden wir noch unberechenbarer als wir das schon jetzt sind. Falls der FCE aufsteigt, bleiben Sie Trainer bei Einsiedeln? (Lacht) Diese Frage kommt mir zu früh. Der Sommer 2024 ist mir noch zu weit weg. Ich kann es jetzt noch nicht beantworten. Der Aufstieg in die zweite Liga wäre etwas Wunderschönes und der ideale Zeitpunkt. Ganz nach dem Motto «Auf dem Höhepunkt abtreten». Das wäre natürlich schön, aber anderseits fühle ich mich hier pudelwohl und zu Hause. Jedoch mache ich mir diese Gedanken zum jetzigen Zeitpunkt nicht, denn in der Rückrunde haben wir noch vieles vor. Wie verhindern Sie, dass das Team nicht zur Liftmannschaft verkommt? Diese Vorbereitungen laufen bereits seit der Rückrunde. Mit dem Auf- und Einbau der eigenen Spieler des FC Einsiedeln können wir die Konstanz gewährleisten. Auch auf die Rückrunde werden wir weitere Spieler anschauen und Chancen zum Spielen in der ersten Mannschaft ermöglichen. Früher war der Ausblick eher düster für den FC Einsiedeln, heute sehen sie doch rosiger aus.

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