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«Häsch xej, was ich schaffä?»

«Häsch xej, was ich schaffä?» «Häsch xej, was ich schaffä?»

Am Samstag lud die BSZ Einsiedeln zu ihrem 25. Geburtstag die Bevölkerung zum Tag der offenen Tür ein. Dankbar wurde das Angebot angenommen und bot für beide Seiten einen spannenden Austausch.

Seit 25 Jahren gehen in der BSZ Einsiedeln Menschen mit Unterstützungsbedarf einer sinnvollen Arbeit nach oder leben in den elf verschiedenen Wohngemeinschaften. Der Produktionsbereich in Einsiedeln ist schon seit 1991 in Betrieb. 1998 wurde der zusätzliche Neubau errichtet und bietet seither auch Platz für sechs interne Wohngruppen mit 38 Wohnplätzen. In den fünf externen Wohngruppen, integriert in ein Familienwohnquartier, leben 18 Personen mit grosser Selbstständigkeit.

Die Wohngruppen haben einen eigenen Bewohnerrat, der sich für ihre Bedürfnisse einsetzt. In der BSZ Einsiedeln sind 113 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Unterstützungsbedarf beschäftigt, darunter auch extern wohnhafte Personen, die von einem einzigartigen Holund Bringdienst profitieren können. Insgesamt arbeiten 123 Fachpersonen für die BSZ Einsiedeln, 94 davon in der Betreuung im Bereich Wohnen und Tagesstätte.

Breitgefächertes Angebot

Auf dem ausgeschilderten Rund-gang erhielten am Samstag rund 1000 Personen einen Einblick in den abwechslungsreichen Alltag der BSZ Einsiedeln. An einigen Posten am vielfältigen Stand-ort konnte auch selber Hand angelegt werden. So konnten Karten selber hergestellt, Geräte für die unterstützte Kommunikation ausprobiert, verschiedenste Einschränkungen simuliert, ein eigener Kreisler hergestellt und sogar ein Stapler bedient werden. Ganz unter dem Motto der UN-BRK (siehe separater Artikel) «Teilhaben und Selbstbestimmung ». Beim Rundgang stellten sich auch verschiedene Partnerorganisationen vor, die als Brückenbauer dienen. Auch das breite Angebot interner Fachstellen wurde vorgestellt, da Liebesbeziehungen für Menschen mit Unterstützungsbedarf ein grosses Thema sind. Und nicht zuletzt konnte man sich über «step2work» der BSZ informieren lassen, die Personen mit Unterstützungsbedarf vom Arbeitstraining bis hin zur Anstellung im ersten Arbeitsmarkt – und darüber hinaus – begleiten.

«Es war total spannend zu sehen, wo mein Nachbar arbeitet! », meinte eine Besucherin. Oder eine Tante liess sich zeigen, welche Arbeiten ihr Neffe verrichtet und scheiterte am Versuch, es selber zu probieren. Neil zeigte ganz stolz, wie er die CNC-Maschine selbstständig bedient. Ganz interessant war wohl für alle Besucherinnen und Besucher zu sehen, welche Produkte alles an der Grotzenmühlestrasse 1 hergestellt werden – von der Reinigung und Endverpackung von Kerzen, über die Montage von Faltzelten, bis zur Komplettherstellung von Raupenkästen oder auch der Verpackung von Kosmetikprodukten – die Bandbreite ist enorm.

Sinnstiftende Arbeiten

Die BSZ Stiftung sieht sich mit ihren Arbeiten nicht als Konkurrenz zum Gewerbe, sondern viel mehr als Partnerin der Wirtschaft, wie Roland Schürpf, Leiter Betrieb und Agogik, erklärt: «Wer will solche Handarbeiten denn heute schon ausführen?» Die Werkstätten sind sehr produktiv organisiert, geleitet durch agogisch geschultes Fachpersonal, und unterstehen genauen Vorgaben, auch bezüglich einzuhaltenden Lieferterminen.

Als verlässlicher Partner wird die BSZ von langjährigen Kunden sehr geschätzt und die Arbeit geht ihr nicht so schnell aus. Vor allem im Atelier in der Tagesstätte werden auch kreative Produkte hergestellt wie Magnete, verschiedene Strickwaren oder auch wunderbare Karten. In der Logistik werden – luxuriös unter einem schützenden Dach – verschiedene Materialien angeliefert und die Endprodukte schlussendlich auch wieder auf den Lastwagen verladen.

Bereichernder Austausch

Der Verkauf aller hergestellten Artikel ist sehr wichtig im Sinne von wertvoller Arbeit und sinnstiftenden Arbeitsplätzen. Nur so kann Integration gelingen. Beim Rundgang konnte der Warenlift durch die Hilfe des sympathischen Liftboys Urs benutzt werden. Das Personal gab gerne Auskunft über seine Arbeit und ganz nebenbei konnte beim Rundgang in die vielen lebendigen Geschichten der Bewohnerinnen und Bewohner und auch Mitarbeitenden eingetaucht werden. Sicher bereichernd für beide Seiten.

Von Hand gefertigte Geschenkartikel und einzigartige Karten konnten im Laden bewundert oder gekauft werden. Im kürzlich zum Selbstbedienungs- Restaurant umgebauten BSZ Restaurant konnte der Hunger und der Gluscht gestillt werden. Übrigens werden hier im Alltag nicht nur Bewohner und Personal mit abwechslungsreichen Mittagsmenüs verköstigt, das Restaurant steht als Ort der Begegnung auch externen Gästen offen. In der urchigen Kafistube gab es zu musikalischer Unterhaltung Kaffee und Kuchen. Der Anlass war ein voller Erfolg und die Türen waren sicher nicht zum letzten Mal geöffnet.


Neil bereitet die Holzplatten für das maschinelle Schneiden vor. Mit den Scheiben konnten die Besucher selber einen Kreisler herstellen.

Jonas verschraubt Stangen für Faltzelte, die in Einsiedeln in unterschiedlichsten Grössen zusammengebaut werden.

Yvonne stanzt in der Tagesstätte Sterne aus dickem Papier, mit welchen anschliessend eine Weihnachtskarte gestaltet werden kann.

Im Flexwerk arbeiten Fachkräfte und Menschen mit Beeinträchtigung an Kosmetikprodukten für die Einsiedler Firma Powder Company.

Marco verschraubt Stangen für Faltzelte, die in Einsiedeln in unterschiedlichsten Grössen zusammengebaut werden.

Als Besucher konnte man nicht nur einen Einblick erhalten, man konnte auch selber Hand anlegen – beispielsweise beim Staplerzirkeln.

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