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Darum blühen in den Bergen die Cannabis-Plantagen

Darum blühen in den Bergen  die Cannabis-Plantagen Darum blühen in den Bergen  die Cannabis-Plantagen

Betreiber von illegalen Hanfanlagen installieren sich in unserer Gegend. Die Polizei schaut nicht tatenlos zu.

Bei diesem fabelhaften Blick auf die verträumte Hügellandschaft fühlte sich der Kosovare bestimmt wohl im Rothenthurmer Gewerbekomplex. Gut versteckt hatte er hier vergangenes Jahr eine gross dimensionierte Hanf-Indooranlage aus dem Boden gestampft. In der hintersten Ecke im Obergeschoss richtete er diskret sechs Plantagen ein.

Einer, der damals ganz in der Nähe gearbeitet hat, erinnert sich: «Von der Anlage hat man nie etwas mitbekommen. Manchmal lag ein bisschen Hanfduft in der Luft. Das war es.» Im April 2022 kam die Polizei vorbei und stellte gut 6700 Marihuanapflanzen sicher. Das Beweismaterial aus der Halle schlepp-te man zu einem Container auf dem Parkplatz nebenan. Dieser steht heute noch dort.

Ein aufgerissenes Polizeisiegel an der Containertüre erinnert an die Razzia. Inzwischen wurde der kosovarische Hanfbauer rechtskräftig wegen Vergehens gegen das Betäubungsmittelgesetz verurteilt. Busse, Verfahrenskosten und den amtlichen Verteidiger muss der 44-Jährige bezahlen – fast 14’000 Franken total. Zur Entsorgung der Pflanzen kam sogar der Güselwagen Bereits im Juli 2021 hatten die Drogenfahnder der Schwyzer Polizei einen grösseren Ermittlungserfolg im beschaulichen Rothenthurm. In einem Produktionsbetrieb für legalen CBD-Hanf machte man eine Kontrolle. Es stellte sich heraus, dass rund tausend Pflanzen einen zu hohen THC-Gehalt hatten. Der Betreiber, ein 60-jähriger Schweizer, war geständig.

Im Dezember gleichen Jahres entdeckte die Kapo in Ried-Muotathal eine Indooranlage mit 7500 Hanfpflanzen. Auch hier war CBD-Hanf zusammen mit Drogenhanf angebaut worden. Die Polizei ermittelte 13 Männer und 2 Frauen aus der Schweiz, Kroatien, dem Kosovo und Italien. Die Deliktsumme ging in den sechsstelligen Bereich.

Vor fünf Jahren hob die Schwyzer Kantonspolizei in Zusammenarbeit mit den Zürcher Kollegen eine grosse Hanf-Indoorplantage in einem Industrieviertel in Unteriberg aus. Für die Entsorgung der Pflanzen schickte man gleich einen Abfallwagen vorbei. In einem benachbarten Betrieb war man total überrascht, als die Polizeiwagen der Kapo Zürich anrauschten. Ein Arbeiter erzählte damals schon fast erwartungsgemäss: «Von aussen schien alles unauffällig.» Razzia in drei Kantonen gleichzeitig Die Razzia in Unteriberg war Teil einer koordinierten, interkantonalen Polizeiaktion. Drei Indooranlagen in Schwyz, Zürich und St. Gallen wurden gleichzeitig ausgehoben, alles in allem wurden 13 Standorte durchsucht. Fünf Schweizer und ein Deutscher wurden verhaftet, alle waren zwischen 30 und 38 Jahre alt. Die Polizei entsorgte mehr als 6000 Hanfpflanzen und technische Einrichtungen. Rund 50’000 Franken in bar wurden sichergestellt.

Bereits im Jahr 2016 hob man in Rothenthurm eine Anlage mit mehr als 4000 Pflanzen aus. Womit die Parallelen nicht mehr zu übersehen sind: abgelegene Gewerbeviertel in den Innerschwyzer Bergen. Nicht nur wegen der günstigeren Miete: Weit weg vom Schuss gibt es auch weniger Anwohner, denen der einschlägige Duft in die Nase stechen könnte.

Die Schwyzer Kriminalpolizei erhält dennoch regelmässig Tipps aus der Bevölkerung, wo illegal Hanf angebaut wird. Manchmal kontrolliert man auch bestehende bewilligte Anlagen, die kurzerhand die Produktion umgestellt und später Drogenhanf produziert haben.

Wer steckt hinter den Plantagen?

Es sind weder naturverbundene Hanfbauern noch zu spät geborene Hippies: Hinter den grossen Indooranlagen, die in den letzten Jahren in unserer Region ausgehoben worden sind, stecken gut organisierte Profis mit knallhartem Profitdenken.

Die Plantagen werden bewusst abseits in Gewerbehallen eingerichtet. Hier sind die Mietpreise billiger. Dennoch braucht es Investitionen im sechsstelligen Bereich. Hanfpflänzchen wollen gepflegt werden: Da braucht es Lüftungs- und Bewässerungsanlagen, Wärmelampen, Feuchtigkeitssensoren, Dünger und Sicherheitseinrichtungen. Die Stromkosten sind beträchtlich.

«Wir müssen davon ausgehen, dass sich die eigentlichen Geldgeber oftmals im Hintergrund halten», sagt der Schwyzer Polizeisprecher Pascal Weber. Gefasst werden bei einer Razzia dann die Strohmänner, die auf dem Papier als Betreiber auftreten, selber aber gar nicht die Finanzierung einer Grossproduktion stemmen könnten.

Foto: Geri Holdener

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