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Schwyzer Schwinger im Jubiläumsjahr

Schwyzer Schwinger im Jubiläumsjahr Schwyzer Schwinger im Jubiläumsjahr

Das Schwingen ist im Kanton Schwyz tief und breit verwurzelt. Was 1923 im Restaurant Adler in Rothenthurm begonnen hat, existiert heute noch, und so darf der Schwyzer Schwingerverband dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern.

Wie für alle anderen Verbände gibt es auch für den Schwyzer Verband verschiedene Prioritäten. Die Förderung des Schwingsports, Schwinger- und Mitgliederzahlen, die Zusammenarbeit der sechs Klubs innerhalb des Kantons und mit den anderen Kantonalverbänden innerhalb des ISV, sind enorm wichtig. Jede gelungene Durchführung grosser Schwingfeste im Kanton Schwyz sind neben den sportlichen Erfolgen die beste Visitenkarte, die man nach aussen hin präsentieren kann. Denn grosse Schwingfeste im Kanton sind nicht nur willkommene gesellschaftliche Anlässe bei der Bevölkerung, sie dienen auch der Werbung für den Schwingsport. Neben den alljährlichen Kantonalfesten fanden in der Vergangenheit 30 Innerschweizer Schwingfeste im Kanton Schwyz statt. Neun davon vor der Gründung des SKSV, 1905 sogar einmal auf Rigi Kulm. Das erste ISAF nach der Gründung des Schwyzer Verbands fand in Arth 1925, das letzte 2021 in Ibach statt. Zweimal wurde ein eidgenössischer Anlass auf Schwyzer Boden durchgeführt, der Bundesfeier Schwinget 1941 und das ESAF 1974, jeweils im Hauptort Schwyz. Und wer weiss, vielleicht folgt mit dem ESAF 2034 sogar der dritte. Im letzten Teil der Schwyzer Jubiläumsserie sprechen wir mit dem Muotathaler René Schelbert über seine Arbeit als Kantonalpräsident.

In Ihrer Aktivzeit haben Sie es bis zum Kranzschwinger gebracht. Haben Sie noch spezielle Erinnerungen daran? Der erste und einzige Kranzgewinn am Schwyzer Kantonalen 2005 in Arth bleibt mir noch bestens in Erinnerung. Nach den beiden Startsiegen folgten zwei schnelle Niederlagen gegen den Eidgenossen Edi Kündig und Kranzschwinger Urs Ming. Damit hatte ich den Kranzgewinn bereits abgeschrieben. Nach dem Sieg im fünften Gang folgte im sechsten der entscheidende Gang gegen Beat von Rickenbach. Beat war ebenfalls Nichtkranzer und die Chancen waren 50/50. Nach mehr als der Hälfte der Gangdauer konnte ich einen Kurzangriff mit Gammen/ Kreuzgriff kontern und zum Plattwurf werfen. Am Abend durfte ich mit meinen Trainingskameraden Leo und Erwin Betschart, Christian Föhn und Guido Gwerder den Kranz in Empfang nehmen und ihn anschliessend im Restaurant Alpenrösli im Muotathal gebührend feiern. Am Samstag nach dem Schwyzer Kantonalen verlor ich am Morgarten-Schwinget im ersten Zug gegen den gleichen Gegner. Im Herbst folgte dann noch die Kranzfeier bei mir zu Hause mit Trichlereinzug, welche ebenfalls unvergessen bleibt. Als Aktivschwinger durfte ich die erfolgreiche Karriere von Heinz Suter nahe miterleben. Die harten Trainings als 16-Jähriger sind mir ebenfalls noch bes-tens in Erinnerung. Sie gelten als ruhiger, besonnener Mensch, bedacht mit viel Organisationstalent. Ihre Fähigkeiten blieben nicht nur im Muotathal bekannt, sondern mittlerweile weitherum. Was sind Ihre Stärken? Ich bin sehr stark mit dem Schwingen aufgewachsen, da mein Vater ebenfalls Klub- und anschliessend Kantonalpräsident war. Ich war schon früh immer als Helfer bei den Schwingfesten im Thal dabei und befasste mich schon immer mit dem Schwingen. Mit 21 Jahren kam ich in den Vorstand vom Schwingklub Muotathal und hat-te somit Einblick in die Organisation von Jung- und Rangschwingfesten. Am Innerschweizer Schwingfest 2006 in Muotathal war ich als Protokollführer im OK. An den Kantonalen 2009 war ich als Medienchef sowie 2014 und 2022 als OK-Vizepräsident tätig. Ich habe somit alle Stufen in verschiedenen Funktionen durchlaufen und hat-te somit überall den Einblick. Damit weiss ich eigentlich wie der Karren läuft. Weiter besuche ich jährlich sehr viele Schwingfeste und auch da kann man manchmal organisatorisch etwas dazulernen. In meiner zehnjährigen Tätigkeit als Klubpräsident vom Schwingklub Muotathal war ich diverse Male OKP am Muotathaler- Schwinget und am Muotathaler- Nachwuchsschwinget. Mit der Organisation dieser Feste habe ich mich immer sehr fest befasst, denn ich wollte es allen recht machen und eine gute Visitenkarte vom Schwingklub Muotathal abgeben. Weiter kann man wohl sagen, die Perfektion wurde mir in die Wiege gelegt. Vor zwei Jahren haben Sie Ivan Besmer als Präsident der Schwyzer Schwinger abgelöst. Wohl kaum ein neuer Präsident hatte einen derart schweren Einstieg wie Sie, denn in dieser Zeit gab Corona mit seinen Auswirkungen meist den Ton an. Was hat Sie in dieser struben Zeit am meisten beschäftigt? Die grosse Angst war sicher der Bestand der Aktiv- und Jungschwinger. Wie entwickeln sich die Zahlen, wenn nicht trainiert werden kann und keine Schwingfeste stattfinden. Die Leute werden damit bequem und sehen, dass sie ohne Schwingen auch leben können. Glücklicherweise haben sich die Zahlen der schwingenden Schwinger im Kanton Schwyz gegenüber 2021 wieder erholt. Weiter hat mich die Organisation der Schwingfeste sehr beschäftigt. Wie und wann können wieder Schwingfeste durchgeführt werden. Man musste sich stets Gedanken machen und bereit sein, falls Lockerungen durch den Bundesrat bekannt gegeben würden. Auch musste man in den Vorständen und OK immer achtgeben, dass es nicht zu einer Zweiklassengesellschaft kommt. Die Zusammenarbeit von Impfgegnern und Impfbefürworten musste auch stets ohne Krach untereinander klappen! Diese Pandemie war zeitintensiv und hat wohl alle sehr gefordert. Konnten Sie aus dieser leidigen Situation auch nützliche Lehren ziehen? Eigentlich nein. Was man aber sagen kann, dass sich die Zusammenarbeit unter den Klubs im Kanton Schwyz und der Kantonalverbände in der Innerschweiz dadurch sicher verbessert hat. Plötzlich wurde allen bewusst, dass alle am gleichen Strick ziehen müssen, damit Schwingfeste, zum Beispiel das Schwyzer Kantonale in Ibach 2021 (ohne Zuschauer), durchgeführt werden können. Kurz etwas anderes, Ihr Vater Paul Schelbert war ebenfalls Präsident des Schwyzer Verbands (1995–1997). Gibt er Ihnen manchmal auch noch Tipps zur Verbandsführung? Nein, das macht er nicht. Dies war eigentlich schon so, als ich noch Klubpräsident war. Schwingen ist bei uns seit Jahren tag täglich ein Thema. Wir diskutieren sachlich und sagen unsere Meinung. Mehr nicht. Weiter gibt es wahrscheinlich heute auch Probleme, welche sie nicht hat-ten, und welche, die sie hatten, wir aber nicht.

Als Schwyzer Präsident vertreten Sie unseren Kanton im Innerschweizer Vorstand. Wie funktioniert die kantonsübergreifende Zusammenarbeit innerhalb vom ISV? Die kantonsübergreifende Zusammenarbeit innerhalb vom ISV funktioniert sehr gut. 2023 feiert der Schwyzer Schwinger Verband sein 100-jähriges Bestehen. Was löst dies bei Ihnen für Gedanken aus?

Um ein 100-jähriges Bestehen zu feiern, braucht es unzählige Stunden an freiwilliger Arbeit. Weiter dürfen wir auf sehr erfolgreiche Jahre der letzten 25 Jahre zurückblicken. Ich bin stolz darauf, als 16. Präsident diesen Verband zu führen. Die grosse Popularität des Schwingens und der stetig steigende Kommerz führt zu vielen Veränderungen. Wie nehmen Sie diese wahr? Mir wäre es am liebsten, dass durch die Popularität des Schwingens die Zahlen der Jung- und Aktivschwinger massiv steigen würden. Dies ist lei-der nicht der Fall. Viele kommen ans Schwingfest, um abends zu festen wie zum Beispiel an den vergangenen ESAF. Aber ganz auf den Kommerz verzichten wird schwierig. Auch auf die Sponsoren ist man heute angewiesen, damit die Eintrittspreise nicht massiv in die Höhe schnellen.

Das 100-Jahre-Jubiläum wird 2023 gefeiert. Was hat die Jubiläumskommission unter der Leitung des Eidgenossen Torsten Betschart für Anlässe geplant? Am 30. April 2023 findet das Schwyzer Kantonale Schwingund Älperfest in Küssnacht, organisiert durch den Schwingklub Küssnacht, statt. Am 18. November 2023 findet dann in Rothenthurm die Jubiläumsfeier mit rund 250 geladenen Gästen statt, welche durch die Jubiläumskommission organisiert wird. Weiter sind keine Anlässe geplant. Das Jubiläum soll würdig, schlicht und einfach über die Bühne gehen.

Der langjährige Schwinger-Berichterstatter Werner Schönbächler schreibt zum Jubiläum eine Festschrift. Wann kann das neue Werk bewundert werden?

Das Werk wird an der Jubiläumsfeier vom 18. November 2023 vorgestellt. Steht der Schwyzer Verband im Jubiläumsjahr in Sachen Mitglieder gesund da? In der Gesamtzahl der Mitglieder steht der Schwyzer Verband gut da. Wie schon erwähnt dürften die Zahlen der Aktiv- und Jungschwinger um mindestens 40 bis 50 höher sein. Mit den sechs Klubs am Mythen, Muotathal, Rigi, Küssnacht, Einsiedeln und March-Höfe ist der Schwyzer Verband gut strukturiert. Wie funktioniert die Zusammenarbeit innerhalb des Kantons? Auch hier funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut. Im Kantonalvorstand herrscht gute Stimmung. Der Zusammenhalt unter den Schwingern hat sich in den letzten Jahren auch enorm verbessert. Heute ist jeder Schwinger aus einem anderen Klub im Training jedes Schwyzer Klubs willkommen. Man hat die Zeit der Not erkannt und bemerkt, dass eine Zusammenarbeit auch in den Trainings notwendig ist, um Erfolg zu haben. 1974 fand in Schwyz zum ers-ten Mal ein Eidgenössisches Schwingfest auf Schwyzer Boden statt. 2034 wäre der Kanton Schwyz wieder an der Reihe. Wie realistisch sehen Sie die Chancen für ein ESAF 2034 auf Schwyzer Boden? Ich sehe die Chance auf ein ESAF 2034 sehr realistisch und hoffe, dass das Fest in der Ausserschwyz durchgeführt werden kann. Ansonsten müssen wir nochmals über die Bücher und nach einem Festplatz in der Innerschwyz auf die Suche gehen. Zum Abschluss, was wünschen Sie dem Schwyzer Schwingerverband für die nächsten 100 Jahre? Dass es weiterhin auf allen Stufen genügend freiwillige Funktionäre gibt, die Zahlen der Aktivund Jungschwinger steigen und der Verband sportlich wieder auf erfolgreichere Zeiten hinsteuert.

als Präsident vor. Foto: zvg

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