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«Eine besondere Erinnerung an meinen verstorbenen Vater»

«Eine besondere Erinnerung an meinen verstorbenen Vater» «Eine besondere Erinnerung an meinen verstorbenen Vater»

In Alpthal an der Dorfstrasse 2 steht in den Wintermonaten ein eindrücklicher Eisturm, von dessen Existenz selbst Einheimische oft nichts wissen. Mit dem Unterhalt dieses tollen Gebildes führt Roli Steiner das Werk seines Vaters Paul weiter.

Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie Ihren Eisturm betrachten?

Ich freue mich an seiner Form, die sich je nach Wind und Temperatur verändert, wächst oder kleiner wird. Und natürlich kommen die Gedanken an meinen «Dädi», der den Turm ins Leben gerufen hat. Hat der spezielle Turm einen besonderen Namen? Nein, bis jetzt hat er keinen Namen, wir nennen ihn ganz einfach den Eisturm. Woher kommt das Wasser, mit dem Sie den Turm «speisen»? Rund 100 Meter weiter oben gibt es eine alte Quelle, die kaum Trinkwasserqualität aufweist. Da zapfe ich das Wasser ab. So kann ich es ohne eine Pumpe zum rund zehn Meter hohen Turm hinaufführen. Die Wasserzufuhr lässt sich regulieren, der Strahl ist recht fein. Schaffen Sie es jeden Winter, dass genügend Eis vorhanden ist? Wir wohnen seit 2018 im neu erbauten Haus, das rund 50 Meter vom Eisturm wegliegt. Mein Bruder Noldi und ich haben unserem Vater Paul in den Jahren zuvor geholfen. Der Turm existiert seit rund 25 Jahren. Bis jetzt hat es mit dem Eis noch immer funktioniert. 2021 war der Turm be-sonders schön. Woraus besteht das «Skelett» des Eisturms? Früher war das aus Holz. Vor etwa 15 Jahren habe ich einen alten Beleuchtungskandelaber mit Beton in den Boden gesetzt.

Ist auch schon Eis heruntergestürzt?

Ja, gegen den Frühling hin brechen einzelne Brocken ab. Dann ist es besser, wenn man den Turm aus der Distanz bewundert. Der Eisturm ist sowieso eindrücklicher, wenn man ihn aus der Ferne beobachtet. Gab es bei der Bewässerung

des Eisturms schon technische Probleme?

Kaum! Einige Male fror der Wasserschlauch ein. Dann ging «wachstumsmässig» gar nichts mehr. In der Garage wurde der Schlauch dann wieder aufgetaut. Das ist Routinesache. Wie reagieren Passanten auf den «Eisturm»? Es gab schon Leute, die an unserer Türe klingelten und wissen wollten, wie man einen solchen Turm baut. Wenn ich draussen bin, gibt es oft spontane Gespräche. Es werden Fotos geschossen. Der Turm ist übrigens seit diesem Jahr nachts mit LED beleuchtet. Wollte noch nie jemand mit Pickel und Steigeisen raufklettern?

(Lacht!) Nein, nein, noch nicht! Ich würde einem «Kandidaten» sagen, das sei zu gefährlich und dass ich diese Verantwortung nicht übernehmen will.

Haben Sie schon daran gedacht, den Turm nicht mehr zu unterhalten? (Ohne zu überlegen) Keinesfalls! Es macht mir Freude, das Werk meines Vaters weiterführen zu dürfen. Und meiner Frau Ruth und mir gefällt es, wenn sich andere Leute am Eisturm freuen. Nicht umsonst heisst es ja «geteilte Freude ist doppelte Freude »!

Foto: Werner Bösch

Roli Steiner

Jahrgang: 1967 Wohnort: Alpthal Beruf: Maurer Hobbys: Motorsport Biken, Wandern

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