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Krieg wirkt sich auf Sozialhilfe aus

Krieg wirkt sich auf Sozialhilfe aus Krieg wirkt sich auf Sozialhilfe aus

Die Sozialhilfezahlen für das Jahr 2021 des Kantons Schwyz liegen vor. Für 2022 wird ein starker Anstieg der Sozialhilfequote erwartet.

ANDREAS SEEHOLZER

Im Jahr 2021 wurden 2365 Schwyzerinnen und Schwyzer mit wirtschaftlicher Sozialhilfe unterstützt. Das sind 24 Personen mehr als im Vorjahr. Der Ausländeranteil beträgt 1378 Personen – also rund 58 Prozent –, wie es auf Anfrage beim Departement des Innern heisst.

«Der Kanton Schwyz hat somit nicht nur gegenüber dem gesamtschweizerischen Durchschnitt, sondern auch im zentralschweizerischen Durchschnitt eine sehr tiefe beziehungsweise unterdurchschnittliche Quote bei der ausländischen Wohnbevölkerung. » Dies heisst es bezogen auf das Jahr 2021, Zahlen für das Jahr 2022 werden erst Ende 2023 veröffentlicht.

Viele Flüchtlinge

Betrachtet man genauer, welche ausländischen Personen betroffen sind, so zeigt sich, dass im Kanton Schwyz 53 Prozent der ausländischen Sozialhilfebeziehenden zu den Flüchtlingen mit Ausweis B oder F gehören. «Dadurch, dass die finanzielle Verantwortung von Flüchtlingen nach fünf Jahren vom Bund auf die Kantone und Gemeinden übergeht, wuchs diese Gruppe der Flüchtlinge 2021 in allen Zentralschweizer Kantonen erneut, in Schwyz um 5,1 Prozentpunkte auf 38,3 Prozent», heisst es in einer Mitteilung zu den Zahlen von 2021. Hier wirkte sich die grosse Zahl der 2014 bis 2016 in die Schweiz zugewanderten Flüchtlinge aus. Ukraine-Krieg wird zu weiterem Anstieg führen Obwohl noch keine Zahlen fürs laufende Jahr vorliegen, ist bereits heute klar, dass es durch den Krieg in der Ukraine in der Statistik 2022 zu einem erheblichen Anstieg der Sozialhilfequote kommen wird. Im Kanton leben aktuell rund 1100 Ukrainerinnen und Ukrainer, davon sind gegenwärtig fast 20 Prozent – also rund 200 Personen – erwerbstätig. Sie arbeiten zu einem Drittel Vollzeit und die meisten – rund zwei Drittel – in der Gastrobranche. Die anderen 900 Personen sind in der Regel – ausser die Wohlhabenden – finanziell abhängig. «Das wird sich 2022 auf die Sozialhilfe- Statistik stark auswirken», sagt Fiona Elze, Leiterin Asylwesen beim kantonalen Migrationsamt. «Weil es bei den meis-ten eine gewisse Zeit braucht, bis sie arbeitsmarktfähig sind.» Zu den 1378 Ausländerinnen und Ausländern, die 2021 wirtschaftliche Sozialhilfe bezogen, kommen für das Jahr 2022 also neu rund 900 Ukrainerinnen und Ukrainer dazu, was zu einem Anstieg von über 50 Prozent führen dürfte. «Mit dem Erlernen der Sprache wird sich die-ser Anteil in den folgenden Jahren dann wieder abschwächen», erklärt Elze weiter.

420 Franken pro Monat Durch den Schutzstatus S erhalten die Flüchtlinge aus der Ukraine bei uns die sogenannte Asylsozialhilfe. Die generelle wirtschaftliche Sozialhilfe beträgt im Kanton heute 967 Franken pro Monat. Die Ukrainer erhalten nur etwa die Hälfte davon: 420 Franken pro Monat. Dies ist der Betrag, der durch Bundessubventionen und die Asylsozialhilfe gedeckt wird. Mit dem Betrag müssen die Empfänger Essen, Kleider, Hygieneartikel, Telefonie sowie Nahverkehr finanzieren, die Miete und die Krankenkasse werden zusätzlich beglichen.

Der Kanton erhält vom Bund rund 1500 Franken pro Person mit Schutzstatus S. Davon werden laut Regierungsrat Andreas Barraud rund 500 Franken für kantonale Aufgaben eingesetzt, rund 1000 Franken erhalten die Gemeinden, um sämtliche anfallenden Kosten zu decken. «Je betriebswirtschaftlicher eine Gemeinde mit dem Geld arbeitet, desto eher reicht es aus», so Barraud.

Nicht genug zum Leben Die Sozialhilfe dient in erster Linie der Überbrückung temporärer Notlagen. Im Kanton Schwyz wurde im Jahr 2021 gut die Hälfte der Fälle innerhalb eines Jahres wieder abgeschlossen. Die mittlere Bezugsdauer der Sozialhilfe lag bei elf Monaten. Die Altersgruppe mit dem höchsten Risiko eines Sozialhilfebezugs waren 2021 Schwyzer Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Personen im Rentenalter ha-ben im Bedarfsfall Anrecht auf Ergänzungsleistungen zur AHV, sodass sie nur in Ausnahmefällen auf das letzte sozialstaatliche Auffangnetz der wirtschaftlichen Sozialhilfe angewiesen sind. Von den erwerbstätigen Sozialhilfebezügern (ohne Lernende) waren 33 Prozent in einem Teilzeitpensum unter 50 Prozent beschäftigt, 29 Prozent arbeiteten Vollzeit.

2021 war das zweite von der Corona-Pandemie geprägte Jahr. Dass die Sozialhilfequote im Kanton Schwyz trotz Pandemie nicht angestiegen ist, wird durch die Verantwortlichen beim Kanton unter anderem auf die vorgelagerten pandemiebedingten Leistungen des Bundes und des Kantons sowie Sozialversicherungs- und bedarfsabhängige Sozialleistungen zurückgeführt. Die gute wirtschaftliche Entwicklung habe sich möglicherweise ebenfalls positiv ausgewirkt.

Menschen stehen in Seewen für Gratis-Lebensmittel an. Foto: Andreas Seeholzer

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