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«Ich habe als kleiner Junge schon mehr Most als Milch getrunken!»

«Ich habe als kleiner Junge schon mehr Most als Milch getrunken!» «Ich habe als kleiner Junge schon mehr Most als Milch getrunken!»

Bruno Betschart aus Oberiberg gewann mit seinem Süssmost den Kantonalen Qualitätswettbewerb des Amts für Landwirtschaft.

ANGELA SUTER

Süssmost aus Oberiberg. Das Dorf auf über 1000 Meter über Meer ist nicht wirklich für seine Obstbäume bekannt. Wie funktioniert das?

Wir kaufen den grössten Teil der Äpfel von Hochstamm-Apfelbäumen von Kappel am Albis zu. Wir holen jedes Jahr mehrmals einen Anhänger voll – rund 1,4 Tonnen Äpfel. Diese verarbeiten wir dann von Anfang bis Ende Oktober zu je rund 1000 Liter Süssmost – mos-ten, klären und pasteurisieren. Für den Wettbewerb muss entweder die Obstproduktion, die Saftgewinnung oder die Pasteurisation im Kanton stattfinden. Mein Vater Hugo und ich betreiben die Mosterei in Muotathal, wo ich herkomme, als Familienprojekt für die Selbstversorgung. Eigene Bäume haben wir noch kaum. Wir versuchen es aber und setzen da auf den Klimawandel. In der Hoffnung, dass es in Oberiberg nicht mehr so kalt wird, habe ich jetzt mal vier Apfelbäume gepflanzt. Dieses Jahr konnten Sie zum ersten Mal 17 Punkte (Maximum: 18 Punkte) erreichen. Herzliche Gratulation! Wie läuft dieser Qualitätswettbewerb ab? Jeder Teilnehmer muss zwei Saftmuster abgeben. Von der Jury werden dann alle Süssmoste getestet, dieses Jahr waren es gleich 57! Auch der Säureund Zuckergehalt wird gemessen. Jeder Saft erhält einen Degustationsbericht, wird prämiert und der Schnitt aus zwei Säften ergibt das Endresultat. Ich hatte gleich zwei 17er-Säfte. Welche Attribute haben Ihre Süssmoste erhalten? Beide hatten einen fruchtigen, sauberen Geruch, waren harmonisch gehaltvoll und mit einem ausgeprägten Geschmack. Der eine Saft hatte etwas mehr Säure als der andere.

Wie hat sich der sonnige und warme Sommer auf die Äpfel ausgewirkt? Die Äpfel hatten schon einen höheren Zuckergehalt. Dadurch wird der Most süsser. Man konnte teilweise die Äpfel früher ern-ten – aber auch nicht zu früh! Es ist schon so: Je schöner der Sommer, desto besser der Most! Wie stehen die Süssmoste aus dem Kanton Schwyz im schweizweiten Vergleich da? Alle zwei Jahre wird der Schwyzer Süssmost auch schweizerisch bewertet und da sind immer Schwyzer Säfte vorne mit dabei. 2018 holte mein Vater Hugo in Morges am Genfersee die Silbermedaille. Wir waren damals anwesend, das war ein tolles Erlebnis! Mosten ist Ihr Hobby, Ihren Most kann man nur bei Ihnen direkt kaufen. Wie kamen Sie zum Mosten? Mein Vater begann vor über 40 Jahren. Ich half schon immer mit und moste seit über 20 Jahren auch. Meine beiden Brüder und unsere Mutter helfen jeweils auch mit – es ist immer ein riesiges Spektakel! Ich habe vor etwa 15 Jahren den Kurs und die Prüfung zum Lohnsüssmoster gemacht. Mein Vater und ich mos-ten immer gemeinsam und jeder sucht sich dann seinen Most für den Wettbewerb aus – es ist also auch Glück dabei, wer dann erfolgreicher ist. Sie liefern sich mit Ihrem Vater jeweils ein familieninternes Wettrennen, dieses Jahr konnten Sie ihn schlagen. Zum ersten Mal?

Tatsächlich war ich schon zum dritten Mal besser als er, aber ich war zum ersten Mal ganz vorne! Wir beide sind jeweils eher gespannt, ob wir mit den «Berufsmostern » mithalten können. Ich habe das Resultat zufällig durch Freunde frühmorgens per Sprachnachricht erfahren und habe mich unglaublich gefreut. Ich hatte sogar Tränen in den Augen! Es ist einfach schön, wenn man gegen die «Profis» gewinnen kann, die jährlich Tausende von Litern Most machen.

Foto: Angela Suter

Bruno Betschart

Jahrgang: 1978 Wohnort: Oberiberg Beruf: Informatiker Hobbys: Jungschützenleiter, Mosten Schiessen, Landwirt

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