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Getier

FANNY REUTIMANN

Wenn ich Leute sehe, die Hunde, gross wie Kälber, Gassi führen, muss ich einfach den Kopf schütteln. So ein Viech frisst einen doch zu armen Tagen! Der glückliche Zufall will es ja sporadisch, dass mir ein solcher Vierbeiner entgegenrast, obschon er von Gesetzes wegen an die Leine gehörte. Da ahne ich jeweils, was gleich folgen wird: «Keine Angst, er will nur spielen.» Und danach wenn möglich noch ein naives: «Das macht er sonst nie. Pfui, Bello!» An der Zwischenluegeten 3 gibt es meines Wissens nur den Friedli-Goldfisch, der einsam seine Runden im Aquarium dreht. Oder haben vielleicht die Emmenegger- Goofen irgendwelche Ratten oder Wellensittiche, die sie hinter Gittern halten? Vermutlich bin ich nicht gerade das, was man unter tierliebend versteht. Aber ich verspüre absolut kein Bedürfnis, Tiere um mich herum zu haben, schon gar nicht in der eigenen Wohnung. Mir reichen die vereinzelten Spinnen, Fruchtfliegen, Blattläuse und Silberfischli, die sich unaufgefordert bei uns einnisten.

Mein lieber Dani ist jetzt nicht der grösste aller Tierfreunde, aber er geht schon mal auf das eine oder andere Büsi zu und verabreicht Ziizii Streicheleinheiten. Mich graust das. Mich graust alles, was mit Haaren zu tun hat. Ich würde nie einen dahergelaufenen Hund oder schon gar keine Katze streicheln, schauen sie mich auch noch so treuherzig an. Denn danach stinken im Mini-mum meine Hände, wenn nicht auch noch meine Hosenbeine von Haaren übersät sind. Das ideale Haustier für mich – so ich denn eines haben müsste – wäre wohl eine Schildkröte. Haart nicht. Stinkt nicht. Bellt nicht. Beisst nicht. Bringt keine toten Vögel heim.

* Fanny Reutimann (56) steht dafür ein, dass man nicht immer alles tierisch ernst nimmt. Das gilt für den Alltag genauso wie für diese Kolumne.

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