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«Das war eine tolle Idee!»

«Das war eine tolle Idee!» «Das war eine tolle Idee!»

Selber Hand anlegen beim Drucken und Formen von Grittibänzen bereitete grossen Spass

Eine originelle Kombination zweier traditioneller, sehr unterschiedlicher Handwerke bot das Programm des Gönner-Apéros des «Schwarzkunstwerks», der kleinen Druckerei im Kloster. Erfreulicherweise garantieren zwei neue Einsiedler Mitglieder, dass diese Werkstatt weiterlebt.

MARLIES MATHIS

Allein schon die von Hand gesetzte und auf dem Handtiegel gedruckte Einladung zum Gönner- Apéro in der kleinen Druckerei von «Schwarzkunstwerk» im Kloster Einsiedeln ist eine Augenweide. Das Titelblatt wird von einer winterlichen Bleistiftzeichnung des Klosters aus einer ganz ungewohnten Perspektive geziert. Dieses Motiv wurde auf einem über 50-jährigen Cliché, aus der ursprünglichen Klosterdruckerei herstammend, gefunden und war erfreulicherweise nicht oxidiert. Beim erstmaligen, mit viel Spannung erwarteten Druck auf dem Handtiegel zeigte sich der tadellose Zustand dieser Druckvorlage und damit ein perfektes Bild, wie Paul Jud, der Organisator dieses Treffens, nicht ohne Stolz erzählte.

Das Erbe Gutenbergs erhalten So ist es denn ein wahres Glück, dass der ehemalige Abt, Martin Werlen, den Initianten der Druckerei «Schwarzkunstwerk» im ersten Stock des Handwerkstrakts des Klosters vor knapp zwanzig Jahren die Erlaubnis gegeben hatte, eine ursprüngliche Buchdruckerei im alten Stil einzurichten und so das Erbe Gutenbergs zu erhalten. Dies aller-dings mit der zukunftsgerichteten Auflage, die Druckerei wieder zum Leben zu erwecken und nicht ein Museum daraus zu machen. Die anwesenden Gäste aus allen Teilen der Deutschschweiz hörten gebannt den Ausführungen des Schriftsetzers Paul Jud zu, ohne dessen Initiative und jener einer Handvoll engagierter Berufskollegen dieses Projekt wohl nicht zustande gekommen wäre.

Handgesetzte und -gedruckte Bijous Dass die Auferstehung dieses alten (Kunst-)Handwerks auch einem Bedürfnis entspricht, zeigte sich an den Aufträgen, welche die Handsetzer und Buchdrucker ausführen durften und dürfen. In erster Linie sind dies wunderschön gestaltete, farbige Gautschbriefe für Absolventen von Berufslehren im Druckereigewerbe, aber auch eine Visitenkarte, eine Glückwunschkarte und anderes mehr, was von bleisatzaffinen Kunden gewünscht wird und machbar ist.

Am meisten Freude bereitet Paul Jud aber, dass er mit Edgar Kälin und Rita Oechslin zwei neue und vor allem auch etwas jüngere Berufskollegen in seinem Kreis willkommen heissen darf. Der Drucker und die Schriftsetzerin haben glücklicherweise noch das alte Handwerk von der Pike auf gelernt, doch sind sie die letzte Gene-ration, welche diese Techniken noch beherrscht. Umso mehr sind die Schwarzkunstwerk- Verantwortlichen dankbar, dass sich diese beiden Einsiedler Fachleute ganz spontan bereit erklärt haben, aktiv mitzuarbeiten und so ein altes Handwerk zu erhalten.

Die Besucher durften dann mit deren Hilfe gleich selber die Anwesenheitsliste dieses Anlasses auf der Kniehebelpresse drucken und das in einem wunderschön gestalteten Raum gleich hinter der Druckerei. Der Kunstmaler und Kalligraph Pater Jean-Sébastien Charrière hat diesen in unzähligen Arbeitsstunden und mit viel Liebe und Details zur Kunst und zur Geschichte der Schrift in ein Bijou von einem Kurslokal für Kalligraphie- Kurse verwandelt.

«Grittibänze» kreiert Nach einem «Ofeturli»-Schmaus in der Knechtenstube des Klosters erlebten die Anwesenden einen weiteren Höhepunkt. Sie durften unter der kompetenten Anleitung von Raffael Schefer nach Herzenslust ihren eigenen «Grittibänz» kreieren. Während die Ofenhitze daraus ein fein duftendes und später ausgezeichnet mundendes Backwerk zauberte, wie sich die Schreiberin selber mit Genuss überzeugen konnte, gab es in der Zwischenzeit einen Rundgang durch die grosszügige Bäckerei.

Dass Raffael Schefer seinen Beruf mit Leidenschaft und viel Liebe ausübt und ihm die Handarbeit seiner Backwaren sehr am Herzen liegt, er aber ebenso aufgeschlossen gegenüber erleichternder Arbeitsschritte und ebensolcher Technik ist, zeigte sich in all seinen Aussagen, wobei auch sein Humor und sein Schalk immer wieder durchblitzten. «Das war eine geniale Idee mit dieser Bäckerei und den Grittibänzen! », äusserte sich denn auch spontan ein vollkommen zufriedener Gönner zum Abschied.

Am meisten Freude bereitet dem Schwarzkunstwerk-Initianten Paul Jud (Mitte), dass er mit der Schriftsetzerin Rita Oechslin und dem Drucker Edgar Kälin zwei ausgewiesene Einsiedler Fachleute als aktive Mitglieder willkommen heissen darf und so ein altes Handwerk weiterlebt.

Foto: Marlies Mathis

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