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Das Monatsgespräch im September

Das Monatsgespräch im September Das Monatsgespräch im September

Franziska Keller trifft Elmar Fuchs, Schreiner, Biker und zufrieden

Jahrgang: 1963 Bürgerort: Einsiedeln Geburtsort: Einsiedeln Wohnort: früher Studen, heute Einsiedeln

«S’Dorf isch mi Stube», erzählt mir Elmar Fuchs lachend. Man trifft ihn überall da, wo es gesellig ist – ihn, den Vereinsmenschen. Sei es an der Fasnacht, am Herbstfest, beim Iron Bike oder im Turnverein – letzteres aber wirklich nur beim gemütlichen Teil – «s’Turne isch nöd so mis», lacht er. Als Vereinsmensch konsumiert er aber nicht nur, sondern ist eigentlich immer am «Schaffen» und Organisieren. Und er freut sich über alle jungen Leute, die das Vereinsleben weiterführen.

Ganz unsportlich ist er aber nicht, denn man trifft ihn oft auf seinem Rennrad – und das bei fast jedem Wetter.

Elmar ist unkompliziert, stets hilfsbereit und schätzt die hiesigen Traditionen. An seine Pensionierung mag er aber noch nicht denken, denn so wie er jetzt lebt, gefällt es ihm rundum. Ich erinnere mich an unsere ers-te Begegnung vor vielen Jahren und seh dich noch immer vor mir: als Engel verkleidet an der Fasnacht. Bist du ein richtiger Fasnächtler? So richtig zur Fasnacht bin ich durch die Goldmäuder gekommen. Alleine würde ich eher weniger hingehen, aber mit Kollegen im Verein macht es schon Spass. Einerseits organisiere ich Fasnacht, andererseits lebe ich sie auch gerne selbst mit. Was bedeutet dir das Vereinsleben?

Ich schätze an Einsiedeln sehr, dass es so viele verschiedene Vereine gibt. Dank ihnen trifft man sich, lernt neue Leute kennen und kann gemeinsam einem gemeinsamen Hobby nachgehen. Man unternimmt Dinge, die man alleine vermutlich weniger machen würde und nicht zuletzt gibt man in einem Verein schöne Traditionen weiter und kann ein Vorbild für die Jüngeren – unsere nächste Generation – sein. Ohne Vereine würde es im Dorf meiner Meinung nach gar nicht funktionieren. Wie sieht es denn mit neuen Mitgliedern und jüngeren Nachkommen aus?

Bei uns, den Goldmäudern, ha-ben wir diesbezüglich weniger Sorgen, da kommen immer wieder ein paar neue Buebetrichler dazu. Klar hatten wir früher mehr Zuwachs, aber angesichts des inzwischen breiteren Angebotes für die Kinder und Jugendlichen können wir nicht klagen.

Wir versuchen, durch die Schule an die Kinder zu gelangen und durch unsere Präsenz – etwa am Kinderstrassenfest. Und mit unserem neuen Lehrmittel ist es einfacher, die Fasnacht zu vermitteln.

Was schätzt du nebst dem Vereinsleben sonst noch in unserem Dorf?

Wir leben in einer superschönen Umgebung inmitten der Berge und dem See. Auf mich wartet vor der Haustür alles Mögliche: Wandern, Sport, Erholung, Kultur, Kloster, meine Arbeitsstelle.

Selber hast du keine Kinder, ich kenne aber deine Nichte Jael. Was findest du wichtig, den Kindern heute mit auf ihren Lebensweg zu geben? Dass sie bodenständig bleiben, ortsverbunden sind und dass sie die Traditionen mitleben, die ihnen das Dorf bietet. Und das sind einige hier in Einsiedeln – sportlich wie kulturell. Und dass sie immer wissen, wo sie hingehören und dankbar dafür sind. Ich würde sagen, es ist doch nirgends so schön, wie bei uns in der Schweiz. Warst du denn einmal ausserhalb der Schweiz?

Ich war in jungen Jahren für drei Monate in Amerika. Ansonsten hat es mich selten in die Ferne gezogen. Seit zehn Jahren bin ich nun durch ein Schweizer Sportgeschäft regelmässig für ein paar Wochen als Tourenleiter mit dem Rennrad in Spanien unterwegs, was mir grosse Freude bereitet. Da ist das Wetter auch bestimmt gut. Steigst du eigentlich auch auf dein Rennrad, wenn es heftig hudlet? «Nei, dänn mach ich nüt», in meinem Alter muss man sich ja irgendwann auch erholen. Dann warst du nie für längere Zeit weg von Einsiedeln? «Nei, Einsiedle isch mis Dorf. S’Dorf isch mi Stube.» Ärgert dich etwas oder würdest du etwas in Einsiedeln verändern?

Ich würde Dinge oder Abläufe, die gut laufen, nicht ändern. Es brauchte ja auch seine Zeit, bis etwas so funktioniert, wie es eben funktioniert, und da verstehe ich nicht, warum man es dann ändern muss, auch wenn die Behörden das manchmal anders sehen. Mir ist wichtig, dass man gute, alte Traditionen beibehält, und wer neu nach Einsiedeln kommt, soll es akzeptieren, wie es bei uns im schönen Dorf abläuft. Worauf freust du dich, wenn du an deine Zukunft denkst? Momentan freue ich mich auf gar nichts. Ich muss, oder besser gesagt, ich darf noch ein paar Jahre arbeiten und die geniesse ich. Ich bin Schreiner und habe einen wirklich guten Arbeitgeber. Worauf soll ich mich da in der Zukunft freuen? Ganz ehrlich, ich kann mir noch gar nicht vorstellen, irgendwann mal pensioniert zu sein. Was ich jetzt als Hobby mache, gehört dann zum Alltag und damit kann ich mich noch nicht anfreunden … aber ich habe noch ein paar Jahre Zeit, mich an die-sen Gedanken zu gewöhnen.

Dein Arbeitgeber ist das Kloster. Sag, wie bist du denn dazu gekommen? Ich bin in Studen mit einem Bruder und zwei Schwestern auf einem Klosterheimet, dem Haldeli, aufgewachsen. Wenn wir eine Reparatur am Haus hatten, kamen Handwerker aus dem Kloster. Ich erinnere mich an die Renovation unseres alten Badezimmers, als der Sanitär und der Schreiner erschienen, ich war damals 14 Jahre alt und wusste schon längst, dass Schreiner mein Traumberuf ist. So packte ich die Gelegenheit und fragte, ob ich zur Schnupperlehre ins Kloster kommen könne. Daraufhin durfte ich dann auch die Lehre in den Klosterwerkstätten absolvieren.

Nach der RS blieb ich noch drei Jahre, machte einen kurzen Abstecher zu Astor 1,5 Jahre, durchlief danach 5,5 Jahre Berufsmilitär und kam 1994 wieder zurück ins Kloster, wo ich bis zu meiner Pensionierung bleiben werde – so hoffe ich doch. Du scheinst mir ein sehr zufriedener Mensch zu sein. Wie wird man so? Ich kann wohl schlecht sagen, weil ich noch ledig bin (lacht) oder nie verheiratet war. Ich denke, ich habe einen guten Job, gute Mitarbeiter, erfüllende Hobbys, das passt alles.

Von Franziska Keller

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Foto: Franziska Keller

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