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«Gesund bleiben und weiter bei der Tochter leben»

«Gesund bleiben und weiter  bei der Tochter leben» «Gesund bleiben und weiter  bei der Tochter leben»

Am kommenden Donnerstag feiert Margrit Laager-Hefti in der Schönegg 2 in Studen im Kreise ihrer Familie und Bekannten ihren 100. Geburtstag.

KONRAD SCHULER

Eine lebensfrohe, redselige, rüstige und mit viel Lebenserfahrung ausgestattete Frau sitzt beim Besuch dem Schreiberling gegenüber. «Ich wünsche mir, dass ich gesund bleiben kann und weiterhin bei der Tochter leben darf», führt Margrit Laager-Hefti beim Besuch aus.

«Fühle mich gut» Ihr gehe es gesundheitlich gut. «Ich mache die Körperpflege selber, ich spiele und jasse gerne und oft, ich schaue Fernsehen und lese die Zeitung, das alles kann ich ohne Brille tun», beschreibt sie ihre Lebenssituation. «Das grösste Hobby ist aber nach wie vor das Stricken. Da bin ich täglich dran.» Sie habe schon eine Riesenmenge an Socken, Pullovern, Jacken, Puppen, Teddybären, Decken und vieles mehr angefertigt. Am grossen Geburtstagsfest zum 99. Geburtstag habe sie von allen Gästen einen Wollknäuel mit einem Geschenk oder einem Wunschzettel drin gewünscht und auch erhalten.

«Mein wichtigster Freund ist Luna», fährt sie fort. Bei Luna handelt es sich um den zwölfeinhalbjährigen Hund der Rasse Lagotto Romagnolo.

Ihre Lebenssituation sei vor allem so gut, weil sie seit dem 1. Januar 2014 in der Wohngemeinschaft zusammen mit ihrer Tochter Verena leben dürfe.

Näfelser Fahrt hat Leben verändert Margrit Laager-Hefti wurde am 22. September 1922 in Mollis geboren. In Engi besuchte sie die Primarschule, in Mollis die Oberstufe. Landdienst in Engi, Arbeiten als Magd, heute würde man wohl sagen Fachfrau Haushalt, folgten in einem Haushalt eines Doktors und wiederum Arbeiten als Magd auf einem Bauernhof.

Eine entscheidende Wende erfolgte beim Besuch der Näfelser Fahrt 1942. Dort habe sie ein Bauer angesprochen, ob sie eine Arbeitsstelle habe. Er suche eine Arbeitskraft für das Heimetli Schlatt am Mullernberg. «Zu Hause angelangt, habe ich meinen Vater gefragt, ob ich gehen könne.» Der Vater sei gar nicht zufrieden gewesen mit ihr. «Ich aber habe gepackt und bin ins Heimetli Schlatt gezogen», weiss sie noch heute Bescheid über den damaligen Ablauf.

Dieser Bauer namens Melchior habe dann gleich ins Militär einrücken müssen. «Im Herbst desselben Jahres haben wir geheiratet.» Der Ehe entsprossen vier Kinder. Im Januar 1944 kam Margrit auf die Welt, im Mai 1945 Annamarie, im Jahr 1949 Fridolin und im März 1951 Verena. «Im Mai 1945 haben wir lange auf die Hebamme gewartet, im Jahre 1949 ging ich dann frühzeitig ins Tal hinunter und habe drei Tage lang bei den Eltern in Mollis gelebt», erinnert sich die Jubilarin.

Zu diesen Geschichten muss man wissen, dass der Weg hinunter ins Tal sieben Kilometer weit war und jeweils 800 Höhenmeter zu überwinden waren. «Wir gingen nur selten pro Jahr hinunter, um Besorgungen zu machen», weiss Margrit Laager noch heute.

Die beiden beim Besuch anwesenden Töchter Annamarie und Verena haben ein dickes Kompliment für ihre Mutter übrig. «Wir haben immer gut gefrühstückt vor dem Schulweg. Es gab jeden Tag ein währschaftes und warmes Zmorge. So kochte unsere Mutter häufig Rösti, ‹Türggäribel› (Ribelmais), Eier, Griessmus, Milchmus oder Hafermus», können sie sich gut erinnern an die damalige Zeit. «Wenn die Mutter ausnahmsweise mal ins Dorf runter ging, um Besorgungen zu machen, haben wir oft geweint, bis sie wieder zu Hause war», schieben sie nach.

Vom Glarnerland ins Toggenburg Ihr Mann Melchior habe mit immer schlimmeren Hüftproblemen zu kämpfen gehabt. Es sei nach und nach schwieriger geworden, das Heimetli Schlatt noch bewirtschaften zu können. Also seien sie 1962 umgezogen nach Hoffeld in der Gemeinde Mogelsberg. Sohn Fridolin habe etwa 1970 den Betrieb im Hoffeld übernommen. Sie habe dann über Jahre im Spital Herisau in der Wäscherei gearbeitet sowie in Mogelsberg im Altersheim. Ihr Mann Melchior sei dann im Dezember 1988 gestorben.

1994 in den Kanton Schwyz

1994 sei sie dann in einer Alterswohnung in Freienbach im Kanton Schwyz untergekommen. Mit den Töchtern habe sie viele Reisen erleben dürfen, so 1988 nach Simbabwe, aber auch Reisen nach Rhodos, in die USA oder nach England. 2013 sei bei ihr die zweite Hüftoperation angestanden.

So sei sie dann zu ihrer Tochter Verena in die Wohnung nach Studen gezogen. Vor etwa fünf Jahren habe sie während drei Monaten Ferien in Frankreich machen dürfen. Jährlich sei sie bei ihrer Tochter Annamarie auch in Herzogenbuchsee in den Ferien.

Ausser bei den zwei Hüftoperationen und den zwei Augenoperationen sei sie noch nie in einem Spital gewesen. Gerne geniesse sie auch noch heute einen Helikopterflug. Bis heute habe sie auch nie Ergänzungsleistungen oder Prämienverbilligungen beansprucht. «Alle miteinander fast zu viel»

«In Studen gefällt es mir sehr gut. Die Leute sind immer sehr liebenswürdig und wir haben es gemütlich. Verschiedene Personen kommen immer wieder mal zum Jassen vorbei», schätzt sie den Umgang im Dorf.

Margrit Laager kennt mittlerweile acht Generationen. Alle vier Kinder leben noch und unterstützen sie. Dazu hat die Jubilarin in ihrer Familie neun Grosskinder sowie eine Anzahl Urgrosskinder und Ururgrosskinder.

Am Geburtstagsfest vom Donnerstag erwartet die Jubilarin diverse Familienangehörige plus einige Bekannte. «Mir ist es lieber, wenn immer wieder mal jemand vorbeikommt und wir in kleinem Rahmen zusammen sind. Alle miteinander ist mir fast zu viel», führt die rüstige Frau aus.

Margrit Laager feiert am kommenden Donnerstag ihren 100. Geburtstag. Stricken ist das Lieblingshobby, bei dem immer wieder wunderschöne Alltagssachen herauskommen, wie die Umgebung der rüstigen Seniorin zeigt.

Foto: Konrad Schuler

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