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Schmale Spitze, aber breites Mittelfeld bei den Schwingern

Schmale Spitze, aber breites  Mittelfeld bei den Schwingern Schmale Spitze, aber breites  Mittelfeld bei den Schwingern

Mit Joel Wicki und Pirmin Reichmuth hat der Innerschweizer Schwingerverband zwei Königsanwärter. Trotz einer durchzogenen Saison dürfen die Innerschweizer als Team nicht abgeschrieben werden.

WERNER SCHÖNBÄCHLER

Quantitativ weisen die Innerschweizer mit 85 Schwingern das grösste Kontingent aller fünf Teilverbände auf. Qualitativ mussten sie in dieser Saison ein paarmal bös untendurch. Doch gibt es viele Schwingerkenner, die nicht zu Unrecht davor warnen, dass man die Innerschweizer nicht zu früh abschreiben soll.

Die Gründe für die hoffentlich nur vorübergehende Baisse sind nämlich vielfältig: Vorübergehend verletzungsbedingte Ausfälle von Christian Schuler, Mike Müllestein und Joel Wicki oder der spätere Einstieg der beiden Zuger Marcel Bieri und Pirmin Reichmuth.

Doch derzeit spricht einiges dafür, dass es in Pratteln besser werden könnte. Die Innerschweizer scheinen wieder in der Lage zu sein, Nadelstiche zu verset-zen. Besonders die Mittelklasse ist bei ihnen unberechenbar. Sie könnte bei Ausrutschern der Koryphäen die entstandenen Löcher an der Spitze stopfen. Doch dazu muss sie mehr als Mittelmass aufweisen und über sich hinauswachsen.

Nachdem die Innerschweizer an den letzten «Eidgenössischen » das Geschehen an der Spitze meistens über weite Strecken mitprägen konnten, wird es für sie diesmal wohl eine andere taktische Neuausrichtung geben. Aufgrund der scheinbaren Übermacht der Berner und Ostschweizer müssen sie sich nicht zum vorneherein grossem Druck aussetzen.

Die Hoffnungsträger

Mit Joel Wicki und Pirmin Reichmuth verfügen sie über zwei Königskandidaten. Nachdem Wicki zu Saisonbeginn öfter das nötige Quäntchen Glück fehlte, kam er immer besser in Fahrt. Am «Innerschweizerischen» und auf der Rigi war er die bestimmende Figur. Sein Fahrplan Rich-tung Pratteln scheint jedenfalls zu stimmen. Wenn der Stimmungsschwinger früh in die Gänge kommt, kann er jeden Widersacher schlagen.

Die Rückkehr von Pirmin Reichmuth wurde sehnlichst erwartet und fiel überzeugend aus. Der technisch vielseitige Sennenschwinger beeindruckte mit seinen wuchtigen Zügen, die nur schwer zu verteidigen sind. Wegen seiner am Brünig-Schwinget zugezogenen Schulterverletzung muss allerdings ein Fragezeichen hinter seinen Start gesetzt werden.

Die beiden wissen, dass sie nicht so eine starke Mannschaft wie die Berner und Nordostschweizer im Rücken haben. Es muss deshalb sehr vieles zusammenpassen, damit der Titel nach dem Jahr 1986 zum zweiten Mal in die Innerschweiz kommt. Von der zweiten Garde könnten am ehesten Christian Schuler, Mike Müllestein oder Sven Schurtenberger in die Bresche springen. Weiter sind Marcel Bieri, Reto Nötzli und Erich Fankhauser an einem guten Tag fähig, ihre Kollegen an der Spitze zu unterstützen. Vor dem «Eidgenössischen» gibt es Fragen über Fragen. Wer gewinnt den ersten eidgenössischen Kranz und wird damit künftig mit drei Sternen aufgeführt? Antworten darauf sind nicht einfach zu finden.

«Vier Schwyzer Kränze wären optimal» Am letzten Eidgenössischen in Zug vor drei Jahren holten die Schwyzer eher überraschend vier Kränze. Nach einem schwachen ersten Tag durfte damit nicht mehr gerechnet werden. Doch im Kranzausstich wuchsen sie über sich hinaus und vermochten den Spiess noch umzudrehen.

Mike Müllestein, Michael Gwerder, Christian und Alex Schuler konnten sich die höchste «Auszeichnung» aufs Haupt setzen lassen und damit an frühere Leistungsausweise anschliessen. Doch vom Rekordgewinn von neun «Schlaufen» am Eidgenössischen in Burgdorf 2013 waren sie weit weg. Dieser Erfolg dürfte auch künftig unangetastet bleiben. «Für den Gewinn von vier Kränzen muss es uns wirklich optimal laufen», sagt Marcel Steinauer, der technische Leiter der Schwyzer Schwinger. «Es kann aber auch bei einem oder zwei Kränzen bleiben», ergänzt der Willerzeller. Aufgrund des Saisonverlaufs zweifellos eine rich-tige Einschätzung. Die Schwyzer standen ganz klar im Schatten der Luzerner.

Auf Christian Schuler war stets Verlass An den letzten Austragungen war auf den Rothenthurmer Christian Schuler stets Verlass. Er hat die Erfahrung und das Können für den Gewinn des sechsten eidgenössischen Kranzes. Beim zweifachen Eidgenossen Mike Müllestein ist vieles möglich, wenn ihm das Anschwingen gelingt. Reto Nötzlis Form war aufsteigend, was für den Gewinn seines zweiten Eichenlaubes an diesem Grossanlass nötig ist.

Wie sich die verletzungsbedingte, neunwöchige Pause bei Alex Schuler auswirkt, wird sich zeigen. Der Rothenthurmer hat bereits zwei eidgenössische «Schlaufen» gewonnen. In Zug vor drei Jahren verblüffte er selbst Kenner des Schwingsports mit einer starken Leis-tung.

Ein weiterer Kranzkandidat ist der Siebner Joel Kessler: Er wuchs mehrmals über sich hinaus und gewann zwei Rangschwingfeste. Auf gleicher Höhe ist Adrian Steinauer anzusiedeln. Doch sein Start ist immer noch ungewiss, da ihm Kniebeschwerden Sorgen bereiten.

Die Schwyzer Delegation dürfte in Pratteln einen schweren Stand haben. Fotos: Werner Schönbächler

Marcel Steinauer, technischer Leiter der Schwyzer Schwinger, zeigt sich nicht euphorisch.

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