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«Fast drei Jahre lang jeden Tag ein Schwingfest …»

«Fast drei Jahre lang jeden Tag ein Schwingfest …» «Fast drei Jahre lang jeden Tag ein Schwingfest …»

Wenn die Schwinger Hochsaison haben, fährt Werner Schönbächler Wochenende für Wochenende an die Wettkämpfe.

VICTOR KÄLIN

Gibt es ein Schwingfest, das Sie noch nie besucht haben?

Das gibt es tatsächlich: den Schwarzsee-Schwinget, ein Bergklassiker. Für einen Besuch muss ich um 4.00 Uhr aufstehen und wenn man auf der Rückreise noch in einen Stau gerät, wird es 1.00 oder 2.00 Uhr, bis man zu Hause ist. Irgendwann werde ich den Schwarzsee schon noch besuchen – dann hätte ich alle Bergfeste zusammen. Wie hat das bei Ihnen mit dem Schwingen angefangen? Mein Vater und zwei seiner Brüder waren Schwinger, sodass in der Familie natürlich viel darüber diskutiert wurde. Auch ich fing damit an. Nach einem schweren Skiunfall war es für mich aber im Schul-alter schon fertig mit dem aktiven Schwingen. Doch als Besucher bin ich dem Sport treu geblieben. Wie viele Schwingfeste haben Sie schon gesehen? Es dürften so etwa 1000 sein. Das muss man sich einmal vorstellen: Fast drei Jahre lang jeden Tag eines!

Und wie sind Sie zum Berichterstatter – zum Beispiel für den Einsiedler Anzeiger – geworden?

Ich erinnere mich noch genau: Es war 1978, als Sepp Schönbächler am Baselstädtischen Schwingertag den 2. Rang holte. Thomas Bisig selig kam auf mich zu und meinte: «Du wirst doch wohl einen Bericht zusammenbringen. » So kam eines zum anderen. Seither schreibe ich über den Schwingsport.

Sie müssen unzählige Erinnerungen haben. Gibt es eine, welche einen besonderen Stellenwert hat?

Ja, das Expo-Schwingfest 2002. Zwar verlor Martin Grab im zweiten Gang gegen den amtierenden Schwingerkönig Noldi Forrer; doch im Schlussgang hat er den Spiess umgekehrt und seinen ersten eidgenössischen Anlass gewonnen. Das Fest blieb mir auch in Erinnerung, da ich am Abend mein Auto auf dem riesengrossen Parkfeld nicht mehr fand! Wenn Sie die vielen Jahre Revue passieren lassen: Welcher Schwinger hat Sie am meisten beeindruckt? (überlegt) Da muss ich Jörg Abderhalden nennen. Er wusste instinktiv, was richtig ist. Welches Schwingergefühl der hat! Nicht umsonst ist er dreifacher König. Wie hat sich Ihrer Meinung nach der Schwingsport in all den Jahren verändert? Er ist athletischer und professioneller geworden. Die Tendenz zur Professionalisierung gefällt mir aber gar nicht. Ende August gehts ans Eidgenössische Schwing- und Älplerfest nach Pratteln. Über wen führt Ihrer Meinung nach der Sieg?

Stand heute dürfte das Samuel Giger sein. Ich bezeichne die Ausgangslage generell aber als sehr offen. Und die Aktiven des Schwingklubs Einsiedeln? Wenn Christian Schuler körperlich fit ist, kann er für die Innerschweizer eine sehr wichtige Stütze sein. Der zweifache Eidgenosse Alex Schuler ist verletzt. Für ihn wird es ein Wettlauf gegen die Zeit – dasselbe gilt für Adrian Steinauer. Bei Roland Kälin ist vieles möglich. Generell sind die Schwyzer und Innerschweizer aber nicht mehr so stark wie auch schon.

Hand aufs Herz: Wird es mit der Zeit nicht langweilig, Wochenende für Wochenende den Schwingern zuzuschauen? (lacht) Ab und zu gibt es schon Feste, die nicht so spannend sind. Dennoch besuche ich die Anlässe mit unverminderter Leidenschaft. Auf Pratteln freue ich mich ganz besonders – es ist mein 18. Eidgenössisches.

Foto: Victor Kälin

Werner Schönbächler

Jahrgang: 1956 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Pensionär Hobbys: Schwingen und Ringen, Sport allgemein, Lesen

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