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Konzert mit zwei Orgeln und zwei Martins

3. Orgelkonzert am Dienstag, 2. August, mit Martin Dettling und Martin Heini

Das Konzert legt einen Schwerpunkt auf das Spiel auf zwei Orgeln. Deshalb wird hier zuerst auf die vier Werke eingegangen, in welchen die Marien- und die Mauritiusorgel gleichzeitig im Einsatz sind.

Mitg. Die Interpreten haben Johann Sebastian Bachs bekannte Toccata und Fuge in d-Moll auf beide Instrumente aufgeteilt. Dieser «Klassiker», möglicherweise eine niedergeschriebene Improvisation Bachs, enthält viele Echoeffekte, Tutti- und Soloteile sowie Rezitative, und ist für das Spiel auf zwei Orgeln sehr geeignet.

Das achtstimmige Pater noster von Hans Leo Hassler ist original für zwei Chöre gedacht. Hassler, welcher in Nürnberg geboren wurde, erhielt ab 1584 Unterricht bei Andrea Gabrieli in Venedig und lernte so die venezianische Mehrchörigkeit kennen. Er hat den Übergang von der Renaissance zu barocken Modellen vorweggenommen und war prägend für den deutschen Orgelstil des 17. Jahrhunderts.

Das Allegro assai maestoso des italienischen Orgelvirtuosen Vincenzo Petrali wurde für zwei Orgeln komponiert. In vielen italienischen Kirchen stehen wie in Einsiedeln zwei Orgeln, eine auf der Evangelien- und eine auf der Epistelseite. Petralis musikalischer Stil an der Schnittstelle zwischen Barock und Romantik wurzelt im typischen italienischen Belcanto. Er galt als unerreichter Improvisator auf der Orgel.

Ludwig van Beethovens reizvolles Adagio für die Flötenuhr entstand für ein mit Orgelpfeifen versehenes mechanisches Musikinstrument. Solche Spieluhren und -automaten sorgten damals in Wien für musikalische Untermalung im von Joseph Graf Deym eingerichteten Kuriositätenkabinett, wo Plastiken und Wachsfiguren zu sehen waren. Bereits Mozart hat-te für Graf Deym einige «Flötenuhr »-Stücke verfasst.

Eröffnung mit dem Magnificat primi toni

Eröffnet wird das Konzert auf der Marienorgel mit dem Magnificat primi toni von Dieterich Buxtehude. In dieser Vertonung des Magnificats, also des Lobgesangs der Maria, wechseln kurze fugierte Teile mit freien Passagen ab, sodass die verschiedenen Farben des Instruments gut vorgestellt werden können. Johann Sebastian Bach hat 1705 die mehr als 465 Kilometer von Arnstadt nach Lübeck zu Fuss zurückgelegt, um sein musikalisches Vorbild Buxtehude zu hören und bei ihm Unterricht zu nehmen.

Der von Geburt an blinde Gaston Litaize begeisterte bis ins hohe Alter als hochangesehener Interpret und Improvisator. Sein Prélude et Danse fuguée passt bestens auf die Mauritiusorgel. Im rhapsodischen Präludium nimmt ein Rezitativthema bereits das Fugenthema vorweg. Die pointierte Fuge ist einerseits von Bachs Fuge e-Moll BWV 548, andererseits vom Rhythmus der kubanischen Rumba inspiriert und endet fulminant mit dem B-A-C-H-Motiv im Pedal und dem Schlussakkord mit allen 12 Tönen von E-Dur.

Mit dem Dixit Maria ad angelum von Heinrich Scheidemann erklingt auf der historischen Chororgel eine Motetten-Kolorierung. Es handelt sich dabei um die Instrumentalfassung eines Vokalsatzes von Hans Leo Hassler. Diese Bearbeitungstechnik war Anfang des 17. Jahrhunderts weit verbreitet. Scheidemann hat die Vorlage von Hassler reichhaltig verziert, wodurch ein eigenständiges, sorgfältig notiertes neues Werk entstand.

Ebenfalls auf der Chororgel folgt die Canzona quarta von Girolamo Frescobaldi. Frescobaldi wuchs in der gebildeten und musikalischen Atmosphäre von Ferrara und des dortigen Hofes der Este auf. Er erstaunte schon im Alter von 17 Jahren durch sein hervorragendes Orgelspiel. Seine zahlreichen Kompositionen für Tasteninstrumente wurden wegen ihrer kompositorischen Kunstfertigkeit und improvisatorischen Leichtigkeit weithin bewundert.

Den Schlusspunkt bildet das monumentale Finale aus der Symphonie No. 6 von Charles Marie Widor, gespielt auf der Mauritiusorgel. Widor komponierte diese Symphonie, nachdem er 1876 von Bayreuth zurückkehrte, wo er die erste Aufführung von Richard Wagners Ring des Nibelungen besucht hatte. Die Symphonie war für die Einweihung der Cavaillé-Coll-Orgel im Palais du Trocadéro anlässlich der Pariser Weltausstellung vom August 1878 bestimmt.

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