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Heftiges Gewitter über Alpthal

Einsiedeln. 29. Juli 1897. Letzten Sonntag abends zwischen 8 und 9 Uhr entlud sich über Einsiedeln und namentlich über das Alpthal ein heftiges Gewitter. An letzerm Orte fiel der Regen wolkenbruchartig. Die Alp stieg zu einer seit Menschengedenken niemals beobachteten Höhe und riss bei der Ziegelhütte Trachslau die dortige Brücke und die Schwelle zur mechanischen Schreinerei des Herrn Hauptmann Fuchs weg. Infolgedessen wurde auch die Zuleitung zur Wasserversorgung, die oberhalb der Brücke über die Alp führt, weggerissen, so dass das Dorf Einsiedeln zur Zeit für seinen Wasserbedarf auf die Dorfbrunnen angewiesen ist. Der entstandene, materielle Schaden ist sehr gross.

Leider sind auch zwei Menschenleben zu beklagen. Nach halb 12 Uhr fuhr Fuhrmann Steinauer aus dem Alpthal mit seinem Gefährte aus dem Dorfe Einsiedeln heim. Ihn begleitete Karl Birchler des Rafael und ein Trachslauer. Letzterer stieg bei seinem unterhalb der Ziegelhütte gelegenen Hause ab und die andern fuhren weiter. Unglücklicherweise scheinen die beiden nicht beobachtet zu haben, dass die Brücke fehle. Ross und Mann fielen in das reissende Wasser, aus dem sie sich unmöglich mehr retten konnten. Karl Birchler wurde Montag morgen unterhalb der Rütisäge aufgefunden. Etwas unterhalb ihm lag auch das tote Pferd. Den Rennwagen fand man an mehreren Stellen zerstreut. Vom Fuhrmann Steiner hat man bis zur Stunde noch nichts gefunden. Wahrscheinlich liegt er irgendwo von der Grien zugedeckt. Um ihn trauert eine zahlreiche Familie und begleitet ihn der Ruf eines unbescholtenen Mannes zu Grabe. Wir wollen hoffen, dass seine Leiche bald aufgefunden werde, damit auf Alpthals Friedhof seine Ruhe er finden kann.

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