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Fasziniert, überrascht, gespannt

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NACHKLANG

Zweites Einsiedler Orgelkonzert vom Dienstag, 26. Juli. An der Orgel: Mirjam Wagner. Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Johann Sebastian Bach, Johannes Brahms, Alexandre Guilmant und Olivier Messiaen.

«Dieu parmi nous» – «Gott unter uns». Unter dieses Motto stellte die Klosterorganistin Mirjam Wagner ihr Konzert. Ein schöner Gedanke – oft genug haben wir ja das gegenteilige Gefühl.

Nicht nur das Motto, auch der Bezug der verschiedenen Komponisten zur Musik von Johann Sebastian Bach, von dem die Organistin «Allein Gott in der Höh’ sei Ehr» aus den Leipziger Chorälen interpretierte, und die – mit einer Ausnahme – eng miteinander verwandten Tonarten aller Werke untereinander ergaben einen in sich sehr geschlossenen Konzertabend. Für mich fast zu sehr; vielleicht wäre der Hörgenuss bei farbigerer Registrierung noch grösser gewesen.

Völlig fasziniert war ich erst mal an diesem Abend beim Finale der Sonate in d-moll «Vater unser » von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Ich hatte das Gefühl, als ob das ganze Stück mit einem einzigen langen Atemzug gesungen würde. Ein einziger Bogen; genau wie einer der drei Bogen des Chorgitters, das ich vor meinen Augen hatte.

Beim Choralvorspiel «Oh Gott, du frommer Gott» von Johannes Brahms kam mir in den Sinn, dass Brahms Einsiedeln wegen der Musikbibliothek besuchte und in der Klosterkirche ein kurzes Ständchen gab. Ob er auch auf der Chororgel spielte? Ich war erstaunt, wie romantisch dieses Instrument klingen kann.

Nach zwei kurzen Stücken von Alexandre Guilmant (Bearbeitungen von Werken von Johann Sebastian Bach) dann die Musik von Olivier Messiaen, auf die ich am meisten gespannt war. Mirjam Wagner hat aus dem sehr umfangreichen 1935 komponierten Werk «La Nativité du Seigneur » – es dauert ungefähr eine Stunde – drei Teile ausgewählt und mit diesen den Konzertabend für mich zu einem spannenden Abschluss gebracht. Messiaen selbst nannte die insgesamt neun Teile des Werkes «Meditationen». Am meisten gefallen hat mir der Schluss, der neunte und letzte Teil «Dieu par-mi nous». Die Organistin konnte sich in diesem Stück richtig austoben und ganz offenbar hat sie das genossen – ich auch!

Marcel Schuler

Marcel Schuler schreibt in der Kolumne «Nachklang» seine Eindrücke nieder. Er tut das aus persönlicher Sicht und erhebt dabei keinen Anspruch, auch für andere Konzertbesucher sprechen zu wollen.

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