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Für Blunschy ist die präsidiale Kritik am Kinderparlament ein übles Nachtreten

Für Blunschy ist die präsidiale Kritik am  Kinderparlament ein übles Nachtreten Für Blunschy ist die präsidiale Kritik am  Kinderparlament ein übles Nachtreten

SVP-Kantonsratspräsident Thomas Hänggi sorgt mit seinen Aussagen zum Kinderparlament für grossen Ärger.

JÜRG AUF DER MAUR / FLURINA VALSECCHI

«Es gab an der letzten Kinder-session Auswüchse, wo der Ratssaal nicht mehr würdig behandelt wurde. Das stört mich.» Mit diesen Worten erklärte der noch amtierende Schwyzer Kantonsratspräsident Thomas Hänggi (SVP), weshalb er sich im Stichentscheid dagegen aussprach, ein Postulat, das die weitere Finanzierung des Kinderparlaments zum Ziel gehabt hätte, für erheblich zu erklären.

Mit seinem Nein ist nicht nur die Geschichte des Kinderparlaments im Kanton Schwyz Vergangenheit, Hänggi selber handelt sich mit dieser Aussage tüchtig Ärger ein. Was ihn dermassen ärgerte und was in seinen Augen an der letzten Kinderparlamentssitzung der Würde des Ratssaals nicht entsprach, liess er zunächst offen. Links und mit einem Arafat-Tuch über Heiligenbild Hänggi verweist auf ein Ratsprotokoll vom 11. Dezember 2013, als die Finanzierung des Kinderparlaments bereits einmal in Frage gestellt wurde. Gemäss diesem Protokoll, das das Votum des früheren Kantonsrats Peter Häusermann zusammenfasst, kritisierte dieser zum einen, dass das Kinderparlament «wirklich links ausgerichtet» sei.

Untermauert wurde dies damals damit, dass das Bild des heiligen Hieronymus, eines Kirchenlehrers aus dem vierten Jahrhundert, mit einem Arafat- Tuch abgedeckt worden sei. Dann hätten gewisse Repräsentanten im Rat erklärt, «wie die armen Palästinenser verfolgt werden und wie grausam das sei mit dieser Mauer».

Ausserdem betont Hänggi, dass es heute «verschiedene Ersatzanlässe in den Gewerbe- und Mittelschulen des Kantons Schwyz» gebe, an welchen er auch schon teilgenommen habe: «Es ist für alle Parteien und auch für mich persönlich sehr wichtig, dass sich die jungen Erwachsenen für Politik interessieren und engagieren.» Mit den neuen Lösungen werde den Jugendlichen nicht einfach eine Meinung aufgezwungen, sondern sie würden «aktiv und kreativ» einbezogen und lernten, «dass es nicht nur Schwarz oder Weiss gibt» und dass es schwierig sein könne, gemeinsam einen Kompromiss zu erarbeiten «und am Schluss im Parlament eine Meinung vertreten zu dürfen». Blunschy lobt Hänggi für dessen sonstige Präsidialarbeit Über das Votum von Hänggi ärgerte sich insbesondere Mitte- Kantonsrat Dominik Blunschy, der zu den Unterzeichnenden des Postulats gehörte. Die Aussage von Hänggi sei «erstaunlich, war er doch selber nicht im Saal». Bis auf «etwas frohes Gelächter und ein paar temporäre Installationen hätten wohl selbst die Mitglieder des Kantonsrats das Kinderparlament als Vorbild nehmen können», so Blunschy.

Hänggis Vorwurf scheine ein «etwas verzweifelter Versuch, Gründe für seinen nicht nachvollziehbaren Entscheid zu fin-den », hält der Schwyzer Kantonsrat fest. Blunschy: «Schade für dieses stillose Nachtreten zum Ende der Präsidialzeit, hat er ansonsten den Rat doch mit der von ihm selbst geforderten Würde geführt.» «Dieser Vorwurf von Hänggi ist haltlos» Gross ist der Ärger über das Votum des Kantonsratspräsidenten auch bei Sibylle Schmid. Die Brunnerin präsidiert das Kinderparlament seit dem Jahr 2014 und sagt: «Die Aussage von Thomas Hänggi, es habe an der letzten Session des Kinderparlaments Auswüchse gegeben, ist haltlos.» Wie in den Jahren vorher hätten die Kinder auch im Jahr 2019 dem Ratssaal grosse Ehre erwiesen. Sie hätten engagiert diskutiert, Vorschläge erarbeitet und Abstimmungen durchgeführt.

Schmid: «Das Kinderparlament wurde von den Kindern, Eltern, Lehrpersonen, Politikerinnen und Politikern und Institutionen auf nationaler Ebene sehr geschätzt.» Es sei das einzige Kinderparlament in der Schweiz gewesen und habe einen wertvollen Beitrag zur Förderung der politischen Partizipation geleistet.

Seit dem Jahr 2014 sei der aktuelle Vorstand an der Arbeit, und in all diesen Jahren sei Kantonsrat Thomas Hänggi nie zu Besuch gewesen. Schmid: «Er hat es somit verpasst, sich ein eigenes Bild zu machen.» Vermutlich spreche Hänggi einen Vorfall vor bald zehn Jahren an, der schon damals zu einem Vorstoss geführt habe, den die Schwyzer Regierung aber nicht unterstützt habe. Die Regierung sei damals gegen ein Verbot gewesen, dass das Kinderparlament im Kantonsratssaal tagen dürfe. Dieser sei «besonders gut geeignet», hielt die Regierung damals entgegen.

Hänggis Worte und Verhalten seien unwürdig und nicht akzeptabel. Schmid: «Es ist unwürdig gegenüber den rund 800 Kindern, deren Engagement er schlechtredet, und unwürdig gegenüber dem verantwortungsvollen Amt des Kantonsratspräsidenten. » Auch die zweite Aussage lässt die Präsidentin des Kinderparlaments nicht gelten. Es stimmt ihrer Ansicht nach nicht, dass man Ersatzanlässe gefunden hat. Zwar gebe es den «Schwyzer Dialog». Dieser richte sich aber an eine ältere Zielgruppe, die zudem nicht aktiv mitgestalten könne und deshalb «in keiner Weise mit dem Kinderparlament verglichen werden kann».

Mit dem Nein des SVP-Kantonsratspräsidenten Thomas Hänggi ist das Kinderparlament im Kanton Schwyz Vergangenheit.

«Unwürdig» gegenüber 800 engagierten Kindern

Foto: zvg

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